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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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nicht, dass Robert Wessels Leiche mit einem weißen Lieferwagen zur Bankfiliale gebracht worden ist?«
    »Ja, schon. Es gibt jedoch Tausende von weißen Lieferwagen in Leipzig.« Jo schraubte ein anderes Objektiv auf seinen Fotoapparat und machte keine Anstalten, dem Auto zu folgen.
    »Wollen wir nicht schauen, wo er hinfährt?«
    »Das wäre nicht besonders sinnvoll. Erstens ist er eh schon über alle Berge. Wir würden uns nur verzetteln. Zweitens hoffe ich, dass wir noch mehr Sektenmitglieder erwischen, die wir befragen können. Drittens ist nicht einmal sicher, dass das Auto überhaupt zur Sekte gehört. Vielleicht war es ein Lieferant, der etwas gebracht oder abgeholt hat? Du könntest dich täuschen, wenn du glaubst, den Fahrer im Haus gesehen zu haben. Wenn der Lieferwagen der Sekte gehört, können wir versuchen, das Kennzeichen herauszufinden und dann weiter recherchieren.«
    Lara löste den Gurt und schluckte ihre Enttäuschung hinunter. Dieses Mal war Jo der Zögerliche. Aber er hatte recht.
    Sie verbrachten dreieinhalb nutzlose Stunden auf der Straße vor der Sektenvilla. Lediglich eine ältere Frau war kurz nach Frieder Wörth mit vorgeschobenem Unterkiefer wortlos an ihnen vorbeimarschiert, den Blick unbeweglich nach vorn gerichtet. Ihre einzige Reaktion auf Laras Ansprache hatte darin bestanden, den Henkel der Tasche fester zu umklammern und schneller über den glatt getretenen Schnee zu schlingern. Sie hatte es ausgesprochen eilig, durch das Tor zu verschwinden. Danach war Stille eingekehrt. Niemand ging in Richtung der Villa, keiner kam heraus. Vielleicht hatten Wörth oder die Frau drinnen Bescheid gesagt, dass Lara und Jo auf der Straße lauerten, und Holländer hatte seine Leute instruiert, im Haus zu bleiben oder erst später hierher zurückzukehren.
    Gegen fünf hatte Jo vorgeschlagen, die Bewohner der benachbarten Villen zu befragen, aber Lara hatte abgelehnt. Das konnten sie am Wochenende immer noch erledigen. Außerdem wollte sie den Termin bei Stefan Reinmann nicht verpassen. Und so hatten sie ihre Zelte abgebrochen und waren zu dem Sektenbeauftragten gefahren.
    »Hier wohnt er?« Jo bremste und suchte inmitten der Schneeberge nach einer Lücke für seinen Honda. Lara bejahte, und er fuhr fort. »Das ist ein Traum. Nicht so riesig wie die Sektenvilla, aber dafür im Originalzustand. Solche perfekt erhaltenen Jugendstilvillen sind selten. Ich möchte nicht wissen, was das Ding wert ist.«
    »Es gehört mit Sicherheit der Kirche. Die hatten auch zu DDR -Zeiten Mittel und Wege, ihre Bauten zu erhalten. Hoppla!« Der Wagen holperte über einen Wall aus Eis und Schnee, und Jo zog die Handbremse an. »Dann bin ich mal auf diesen Reinmann gespannt.«
    »Er ist nett.« Lara ging voran und klingelte. Es dauerte etwa eine halbe Minute, dann öffnete die Putzfrau die Tür. Sie schaute von Lara zu Jo. Im Hintergrund tauchte die kompakte Gestalt Stefan Reinmanns auf, der ein joviales »Es ist mir immer wieder ein Vergnügen, Frau Birkenfeld« herauspolterte. Die Putzfrau trat beiseite, und erst jetzt fiel sein Blick auf den Mann hinter Lara. Das heitere Begrüßungslächeln verschwand und machte für den Bruchteil einer Sekunde etwas anderem – Verwirrung? Unmut? – Platz, dann kehrte es zurück.
    »Das ist Joachim Selbig, Fotograf für die Tagespresse . Er begleitet mich bei manchen Reportagen.«
    »Herr Selbig, aha.« Stefan Reinmann schüttelte zuerst Lara und dann Jo die Hand. »Sie wollen Fotos von mir machen?«
    »Nein. Wir waren gemeinsam unterwegs, und da dachten wir … aber wenn es Sie stört …« Lara ärgerte sich über ihr Gestotter. Sie hätten sich vorher eine Begründung zurechtlegen sollen, warum Jo dabei war.
    »Nicht doch. Kommen Sie herein! Ich bin ein unhöflicher Trottel!« Stefan Reinmann ging voran und wartete im Vorraum, bis die Putzfrau ihnen die Jacken, Schals und Handschuhe abgenommen hatte.
    Lara sah, wie Jo die Putzfrau musterte. Anscheinend kam er zu den gleichen Schlüssen wie sie. Mit etwas Schminke und ohne die billige Brille wäre sie hübsch.
    »Gehen wir in die Bibliothek. Tee oder Kaffee?«
    »Ich hätte lieber einen Kaffee. Bin nicht so der Teetrinker.« Jo sah Lara kurz in die Augen.
    »Für mich bitte Tee, wenn es keine Mühe macht.«
    »Ursula – eine Kanne Tee. First flush bitte. Und Kaffee für Herrn Selbig.« Stefan Reinmann öffnete die Tür zu dem Raum, den er Bibliothek nannte, und ließ Lara und Jo den Vortritt. Er wartete, bis sie in den mächtigen

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