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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Selbigs Freundin. Danach würde er dessen Kalender durchgehen und schauen, was der Fotograf in den nächsten Tagen so alles geplant hatte. Vielleicht würde der Gute einige Termine wegen einer dringenden Reise absagen müssen.
    Und dann war es an der Zeit, einen kleinen Ausflug zu unternehmen. Der Mann musste etwas Dringendes erledigen.
    *
    Ein kalter Wind war aufgekommen, strich um die Ecken der Häuser, fuhr unter Ärmelöffnungen und in ungeschützte Halsausschnitte. Verdrießlich tuckerten einzelne Autos vorbei. Der Radfahrer, der langsam durch den Schneematsch schlingerte, bereute seine Entscheidung, das Rad genommen zu haben, wahrscheinlich bitter. Die nackten Skelettarme der Bäume streckten ihre Zweige anklagend gen Himmel. Wann würde dieser furchtbare Winter endlich enden?
    Julia Seemann ließ sich etwas zurückfallen und betrachtete Elenas Rückenansicht. Dieser wattierte Parka war mindestens dreihundert Euro wert. Wenn nicht noch mehr. Sie hatte Ahnung von solchen Dingen, auch wenn sie selbst sich solch teure Kleidung nicht leisten konnte. Diverse Modezeitschriften, Boulevardmagazine über die Reichen und Schönen und Berichte über aktuelle Trends erklärten jedem, der es wissen wollte, was gerade en vogue war.
    Die Stiefel, die Elena heute trug, hatte sie noch nie vorher angehabt. Das braune Leder glänzte im Licht der Straßenlampen. Julia hatte es vorhin nicht genau sehen können, aber sie war sich ziemlich sicher, dass es nagelneue Modelle von Jil Sander waren. Dazu kam die Handtasche, die die Kollegin so unbedacht hin und her schwenkte. Hier war das Jil-Sander - Logo außen gut sichtbar in das Krokodilleder geprägt, damit es auch jeder sehen konnte. Julia Seemann lächelte verdrießlich. Das Leben war nicht fair.
    Woher hatte Elena das Geld für all diese Dinge? Warum musste der eine schuften und sich abrackern und brachte es trotzdem zu nichts, und dem anderen flog das Glück nur so zu?
    Natürlich ging es ihr selbst nicht schlecht. Volker und sie hatten außerhalb von Leipzig ein relativ großes Grundstück erworben und ein Haus gebaut, dessen Raten sie Monat für Monat abstotterten. Die beiden Mädchen hatten das Abitur gemacht und studierten. Im Gegensatz zu vielen anderen ihrer Bekannten hatten sowohl sie als auch Volker Arbeit.
    Und doch. Wer gab Elena das Recht, solch auserlesene Dinge zu kaufen und zur Schau zu stellen und damit ihre Umgebung zu brüskieren? Nicht, dass sie wirklich mit den Sachen angab. Sie besaß sie einfach. Vielleicht dachte sie nicht einmal darüber nach, wie sie auf ihre Umwelt wirkte. Aber das gehörte sich einfach nicht, das war versnobt und führte zu Unmut.
    Birgit und Hannah schien das nicht zu stören. Jedenfalls zeigten sie es nicht. Birgit war ohnehin eine Lebenskünstlerin, die in den Tag hineinlebte. Ihr Optimismus war nervtötend. Jedes Problem glaubte sie lösen zu können, alles erschien ihr in rosigem Licht. Wie konnte man nur so blauäugig durch die Gegend laufen! Hannah war ähnlich gestrickt, wenn auch nicht ganz so gutgläubig naiv. Insgesamt waren die Kolleginnen allesamt Hühner. Laut gackernde, aufgeregt umherrennende Hühner, deren Gehirn nicht bis um die nächste Ecke denken konnte. Das machte es doppelt ungerecht, dass ihnen alles zuflog.
    Elena drehte sich um und lächelte. »Na, kommt schon. Mir ist kalt, und ich brauche einen schönen heißen Grog.« Birgit und Hannah nickten und schlossen auf. Julia krümmte die Mundwinkel und ging schneller. Sie betrachtete die von der Kälte geröteten Gesichter ihrer Kolleginnen und fragte sich, ob sie die Einzige war, der Elenas Markensucht so auffiel.
    Wenn es nur die neuen Sachen gewesen wären, hätte sie sich vielleicht damit abfinden können. Aber die Kollegin war zudem auch noch der Liebling des Chefs. Sie machte ihren Job ordentlich, das stand fest, war aber auch nicht besser als die anderen. Oft dachte Julia, dass sie eigentlich die besseren Ergebnisse ablieferte, und trotzdem bevorzugte der Chef Elena. Vielleicht fand er sie attraktiver, Julia Seemann wusste es nicht. Musste ein Vorgesetzter nicht alle gleich behandeln? Vielleicht sollte sie seiner Frau einmal von der Vorliebe ihres Mannes für die hübsche Elena erzählen. Das würde dem Ganzen unter Umständen schnell ein Ende bereiten. Julia verzog den Mund zu einem missgünstigen Lächeln. Als ob das alles nicht schon genug gewesen wäre, hatte Elena in den letzten Wochen auch noch schneller abgenommen als die anderen. Die Idee mit dem

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