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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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einen schnippischen Unterton.
    »Warum hat sie keiner vermisst?«
    »Angeblich hatte sie ein Shooting in London. Das geht natürlich vor, nicht? Aber genau wissen wir es nicht. So gut kannten wir Caro nun auch wieder nicht.« Mira schien es gewöhnt zu sein, für ihre Freundin mitzusprechen. Nele war wieder in Trance verfallen.
    »Kennen Sie jemanden, mit dem Carolin Fresnel befreundet war?«
    »Thomas Mahler?« Nele bekam noch einen Stoß und nickte wie eine mechanische Puppe, und als hätte sie die Bestätigung gebraucht, wiederholte Mira den Namen: »Thomas Mahler.«
    »Haben Sie eine Telefonnummer oder eine E-Mail-Adresse von ihm?«
    »Mal sehn.« Mira klappte ihr Handy auf, wischte mit dem Zeigefinger über den Touchscreen und sagte die Nummer an. »Hat Tommi nicht auch den Film gedreht?« Wieder musste Neles Oberarm herhalten, und wieder führte der Stüber zu einem teilnahmslosen Nicken.
    »Was für einen Film?«
    »Die Doku über die Schauen. Das wird jedes Jahr auf Video aufgenommen. Dann können die Erstsemester sich später ansehen, wie toll unsere Graduierten sind.« Jetzt sprach Mira wieder mit ironischem Unterton.
    Lara schrieb »Video« hinter die Telefonnummer von Thomas Mahler. Bis auf die letzte Information war das Gespräch die reinste Zeitverschwendung gewesen. »Vielen Dank für die Informationen. Das war’s auch schon.« Miras herabhängende Unterlippe deutete darauf hin, dass sie enttäuscht war. Die Mädchen erhoben sich. Mira zuerst, Nele zeitverzögert. Lara schüttelte eine kalte und eine schlaffe Hand, dann stakten die zwei davon. Es gelang ihnen tatsächlich, sich in den Schuhen vorwärtszubewegen.
    Auf dem Rückweg in die Redaktion überlegte Lara, ob sie die Befragungen fortführen sollte. Sie hatte jetzt gerade mal zwei von den Leuten auf der Liste erwischt. Auch wenn nur etwa die Hälfte von ihnen Carolin Fresnel gekannt haben mochte, blieben immer noch über neunzig, die sie noch nicht befragt hatte. Machte bei ihrem Tempo mindestens vierzig Wochen. Lara rümpfte die Nase. Das konnte sie vergessen. Außerdem wollte sie nicht zu einer Miss Marple -Kopie verkommen, die sich in Ermangelung anderer Beschäftigungen auf jedes ungeklärte Verbrechen in der Nähe stürzte. Und schon in ein paar Tagen würde kein Hahn mehr nach dem toten Model krähen. Die Zeit war schnelllebig, neue Nachrichten ersetzten die alten.
    Friedrich stand vor dem Redaktionsgebäude und stieß wie ein übergewichtiges Räuchermännchen weiße Dampfwolken aus. Lara nickte ihm kurz zu und verschwand nach oben.
    Ihr Schreibtisch war verwaist. Während der Computer hochfuhr, überflog sie ihre Notizen und sortierte die zu schreibenden Artikel auf einem Stichpunktzettel nach Wichtigkeit.
    In der Mailbox warteten dreißig ungelesene Nachrichten. Mark hatte seine E-Mail um 10:40 Uhr abgeschickt. Ein schneller Rundumblick. Im Nebenraum tippte Christin. Hubert, der ihr sonst gegenübersaß, war krank. Friedrich stand unten und rauchte. Tom hielt in seinem Redaktionsleiterbüro Hof oder war außer Haus. Lara klickte Marks Nachricht an und hoffte, dass er den lateinischen Text nicht in die Mail kopiert hatte. Der gesamte dienstliche Mailverkehr der Tagespresse wurde gespeichert. Sie glaubte zwar nicht, dass Tom es schaffte, alle ein- und ausgehenden Mails seiner Angestellten zu lesen, aber man konnte ja nie wissen. Sie trank einen Schluck zimmerwarmes Mineralwasser direkt aus der Flasche und las den lapidaren Text.
    »Stefan Reinmann, Sektenbeauftragter der evangelischen Kirche«, stand da, dazu eine Büroadresse in Leipzigs Norden und eine Telefonnummer. Kein einziges lateinisches Wort. Lara spürte dem aufgeregten Flattern in ihrer Brust nach, ehe sie die Nummer abschrieb.
    »Jemand Kaffee?«
    Markus Lehmann stand in der Tür zur Küche. Seine neugierigen kleinen Augen huschten von links nach rechts. Obwohl er nicht gerade ein Leichtgewicht war, konnte sich der Praktikant geräuschlos bewegen. Man bemerkte ihn nie, wenn er durch die Redaktionsräume schlich, bis er plötzlich hinter einem stand. Lara sah ihn kurz an und machte eine abwehrende Handbewegung. Wieso glaubten die Praktikanten immer, sie müssten alle Festangestellten bedienen? Vielleicht wollten sie sich beliebt machen.
    Friedrich stieß die Eingangstür mit dem Fuß auf und schob eine Wolke kalten Zigarettenrauchs vor sich her. Neben Laras Schreibtisch blieb er stehen. »Hast du das von der Leiche in Heuerswalde gehört?«
    »Heuerswalde?« Lara sah hoch und

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