Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
Vom Netzwerk:
Scheinwerfer hatten geschwankt. Es gab nur eine Erklärung für das Ganze: Der Täter musste da oben gestanden und alles beobachtet haben. Die Gefahr, entdeckt zu werden, war gering. In dem Tumult, der nach der Entdeckung des toten Models ausgebrochen war, musste es für ihn ein Leichtes gewesen sein, sich davonzuschleichen. Lara schloss ihr Auto auf, setzte sich hinters Steuer und ließ Heizung und Lüftung auf Hochtouren laufen. Ihre Augen funkelten sie im Rückspiegel an. Sie musste das mit jemandem besprechen. Mark hatte Sprechstunde, aber Jo würde ihr sicher zuhören.
    Oder willst du ihn nur anrufen, weil du ihn vermisst? Im Rückspiegel verzog sich Laras Mund. Vermisste sie Jo? Das gestrige Abendessen hatte sie ratlos zurückgelassen. Das war nun schon mindestens das zehnte Date mit dem Fotografen, sie gingen miteinander essen und ins Kino, er brachte sie danach nach Hause und verabschiedete sich brav vor ihrer Tür. Mittwoch vor einer Woche hatte sie sogar bei Jo übernachtet. Aber nur, weil du abgefüllt auf seiner Couch eingeschlafen bist! Lara seufzte und klickte sich durch ihr Handytelefonbuch. Abgefüllt, ts, ts!
    Das alles aber änderte nichts an der Weisheit, die ihre Freundin Doreen neulich zum Besten gegeben hatte: »Ein Mann, der nicht spätestens beim dritten Date etwas ›versucht‹, wie zum Beispiel scheinbar zufälligen Körperkontakt, Händchen halten, einen Abschiedskuss oder Ähnliches, ist entweder nicht wirklich an der Frau interessiert, blöd oder schwul.«
    »Lara?« Jos Stimme klang erfreut. Definitiv erfreut. Sie entschied sich für »blöd« und beschloss, bei der nächsten Verabredung etwas deutlicher zu werden, bevor sie begann, Jo von Thomas Mahlers Film zu erzählen.
    Die verspiegelten Glasfenster der Polizeidirektion strahlten weiß. An einigen waren Jalousien gegen die schrägstehende Wintersonne herabgelassen. Lara blinzelte und nieste. Der große Besucherparkplatz war voll gewesen und sie hatte zehn Minuten nach einer Lücke gesucht. In einer Viertelstunde würde die Pressekonferenz zu der Frauenleiche in der Kirche von Heuerswalde beginnen. Ob die Polizei auch weitere Neuigkeiten zum Tod von Carolin Fresnel herausgeben würde?
    Der Beamte hinter den Glasscheiben am Eingang trug einen genervten Gesichtsausdruck zur Schau und studierte ihren Presseausweis, als wolle er alle Angaben auswendig lernen. Der große Zeiger der Wanduhr hinter ihm rückte unbarmherzig vorwärts. Lara trat von einem Fuß auf den anderen. Das Innere ihrer Schuhe fühlte sich feucht an. Hinter ihr hatten sich bereits drei weitere Leute, zwei Männer und eine Frau, angestellt. Endlich sah der schnurrbärtige Uniformierte auf, legte ihren Ausweis zurück in die Schublade, schob sie nach außen und blaffte: »Taschenkontrolle vorn rechts!«
    Hinter der zweiflügeligen Glastür warteten zwei weitere Beamte hinter einem schmalen Tisch. Lara öffnete ihre Umhängetasche und ließ sie hineinschauen. Der größere der beiden nickte, lächelte und winkte sie in Richtung des Treppenhauses. Seit wann wurden bei Pressekonferenzen Taschenkontrollen durchgeführt? Auf dem Weg nach oben haderte Lara mit sich selbst. Sie hätte heute früh die Stiefel anziehen sollen, auch wenn sie beim Autofahren unbequem waren. Der Schneematsch auf den Wegen durchweichte Halbschuhe innerhalb von Minuten.
    Sie hatte Glück. Die Tür zum Saal war noch geschlossen und der Run auf die besten Plätze hatte noch nicht begonnen. Lara atmete tief durch und schob sich den Henkel ihrer Tasche quer über die Schulter. Zum Glück musste sie heute keine Fotos schießen. So kam es nicht unbedingt auf einen Platz in der ersten Reihe an. Neben ihr salbaderte ein Pro7 -Reporter in ein Mikrofon, das er wie ein Eis am Stiel vor seinen Mund hielt. Mindestens vierzig Journalisten drängten sich bereits vor der Tür, unterhielten sich, sprachen in Diktiergeräte, telefonierten. Durch die Enge des Ganges und die Vielzahl der Geräusche vermischte sich das Ganze zu einer Disharmonie schrillen Lärms. An Laras Schläfe begann eine Ader zu pulsieren.
    Ganz rechts neben der Eingangstür entdeckte sie Frank Schweizer von der Tagespost . Sein breites Gesicht war hochrot. Lara dachte kurz an seine Affäre mit Maria Sandmann im letzten Jahr, winkte ihm zu und machte eine Geste, dass er ihr einen Platz freihalten sollte. Dann versuchte sie, tief in den Bauch hineinzuatmen und nicht an das Hämmern hinter ihrer Stirn zu denken.
    »Was machst du denn hier?« Elsa

Weitere Kostenlose Bücher