Suendenpakt
Männern auf einem Basketballfeld zu behaupten ist eine Sache, aber mit tausendfünfhundert Männern in einem Hochsicherheitsgefängnis zu sitzen eine andere. Und Dantes Augen verraten, dass er so verängstigt ist, wie es mein, euer oder sonst ein Kind sein würde, das plötzlich an einem solch schrecklichen Ort eingesperrt wird.
»Ich habe gute Nachrichten«, beginnt Tom. »Das ist Kate Costello. Kate ist eine hervorragende Anwältin aus New York. Sie hat sich von der großen Kanzlei, in der sie arbeitet, eine Auszeit genommen, um uns bei dem Fall zu helfen.«
Dante, der schon zu viele schlechte Nachrichten erhalten hat, verzieht nur sein Gesicht. »Willst du dich etwa dünnmachen, Tom?«
»Quatsch«, antwortet Tom, der sich bemüht, nicht falsch verstanden zu werden. »Dich zu verteidigen ist das Einzige, was ich tue und tun werde, bis ich dich hier rausgeholt habe. Aber jetzt hast du deine Verteidiger beisammen - einen zittrigen Exbasketballer und eine erstklassige Anwältin. Und Kate kommt auch aus Montauk, ist also eine von uns«, erklärt er und greift nach Dantes Hand. »Es wird alles gut, Dante.«
Dante greift nach Toms Hand, und die beiden umarmen sich. Schließlich blickt mir Dante schüchtern zum ersten Mal in die Augen.
»Danke, Kate.«
»Freut mich, dich kennen zu lernen, Dante«, erwidere ich und habe schon das Gefühl, mehr in den Fall involviert zu sein als in allen anderen, die ich in den letzten Jahren bearbeitet habe. Ziemlich seltsam, aber wahr.
Als Erstes reden Tom und ich mit Dante über den Mord an Michael Walker. Er ist den Tränen nahe, als er von seinem Freund erzählt, und es ist schwer zu glauben, dass er irgendwas mit diesen Morden zu tun hat. Allerdings habe ich schon so manchen überzeugenden Lügner und kunstfertigen Hochstapler kennen gelernt, und für Dante Halleyville steht alles auf dem Spiel.
»Ich habe noch eine gute Nachricht«, sagt Tom. »Ich habe einen Typen gefunden, der in der fraglichen Nacht am Basketballfeld war - ein Kubaner namens Manny Rodriguez. Wir konnten uns nicht lange unterhalten, aber er hat behauptet, er hätte was gesehen. Was Wichtiges. Ich weiß jetzt, wo er arbeitet, so dass es nicht schwierig sein wird, ihn zu finden.«
Dantes Gesicht hellt sich leicht auf, man sieht ihm die Kraft an, die er braucht, um sich bei der Stange zu halten. Er hat mich auf seine Seite gezogen. Ich glaube, ich mag diesen Jungen. Die richtigen Geschworenen werden es auch tun.
»Wie kommst du zurecht?«, erkundige ich mich.
»Ist irgendwie hart«, antwortet Dante langsam. »Und einige hier schaffen es nicht. Heute Nacht um drei haben diese Glocken geschlagen, und über die Sprechanlage wurde gerufen: ›Seil in Zelle acht!‹ Das sagen die Wärter, wenn ein
Insasse versucht, sich aufzuhängen, was so oft passiert, dass die Wachen immer was dabeihaben, um sie abzuschneiden. Ich bin in Block neun, auf der anderen Seite vom Gang, deswegen habe ich gesehen, wie die Wachen in die Zelle gerannt sind und diesen Typen abgeschnitten haben. Ich weiß nicht, ob sie rechtzeitig kamen. Ich glaube nicht.«
Ich habe mich noch nicht durch die Akten gearbeitet, trotzdem bleiben Tom und ich den ganzen Nachmittag bei Dante. Wir leisten ihm Gesellschaft und geben ihm die Gelegenheit, mich ein bisschen kennen zu lernen. Ich erzähle ihm von den Fällen, die ich bearbeitet habe und warum ich sie satt habe, Tom gibt ein paar NBA-Schlappen zum Besten - zum Beispiel, wie Michael Jordan den Ball mit dem Kopf in den Korb stopfte.
Das Lächeln, das Dante eine Sekunde lang zeigt, ist so ehrlich, dass ich fast dahinschmelze. Aber um sechs, als unsere Zeit um ist, verfinstert sich sein Gesicht wieder. Es ist furchtbar, ihn hier zurückzulassen.
Erst nach acht Uhr sind wir wieder in Montauk, aber Tom will mir noch sein Büro zeigen. Unser Büro. Er schnappt sich die Zeitungen, die auf der untersten Stufe liegen, und führt mich eine steile, knarrende Treppe hinauf. Sein Dachgeschossbüro mit Gaubenfenstern - in der Hälfte des Zimmers kann Tom nicht aufrecht stehen - ist ein himmelweiter Unterschied zu meinem ehemaligen bei Walmark, Reid & Blundell, aber irgendwie gefällt es mir. Es kommt mir vor wie die Zimmer während meiner College-Zeit. Hoffnungsvoll und ungekünstelt. Wie ein Neubeginn.
»Ich bin sicher, du hast schon bemerkt, dass jedes Teil hier im Büro von Ikea stammt«, klärt Tom mich auf.
Er blättert in der Times, während ich mich umblicke. »Weißt du noch, wie ich früher nur den
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