Suendenpakt
zu lassen.
Am Ende seines gut geölten Monologs lächelt er schüchtern, offenbar erleichtert, endlich fertig zu sein. »Sie sind dran, Katie«, fordert er mich auf. »Was machen Sie?«
»Gott, diese Frage habe ich schon befürchtet. Es ist so peinlich. Ich versuche einfach, das Leben zu genießen. Versuche, anderen zu helfen, damit sie es auch etwas mehr genießen können. Ich leite ein paar Stiftungen - eine hilft dabei, Innenstadtkinder an ländliche Grundschulen zu vermitteln. Die andere organisiert ein Sommerlager für die gleiche Risikogruppe von Kindern.«
»Eine Weltverbesserin. Wie eindrucksvoll.«
»Zumindest am Tag.«
»Und wenn die Sonne untergeht? Übrigens gefällt mir, was Sie da anhaben.«
Nach Eds Anruf hatte ich gerade noch genügend Zeit, um ins Einkaufszentrum von Bridgehampton zu rasen und ein schwarzes Lacoste-T-Shirt zu kaufen, das mir drei Nummern zu klein ist.
»Leider die übliche Zwangsjacke. Als ob man nicht mal neue erfinden könnte.«
»Altruistisch und frech. Sie klingen perfekt.«
»Apropos Perfektion, wissen Sie, wo sich eine überzüchtete Philantropin ein bisschen Ecstasy besorgen kann?«
Roberto schürzt kurz die Lippen. Ich fürchte schon, er hat sich innerlich von mir verabschiedet. Aber er will doch mein Freund sein, oder?
»Ich denke, bei dem, der so ungefähr alles hat, was man gebrauchen könnte: bei diesem exotischen, teuren Loco. Ich bin überrascht, dass Sie nicht schon seine Kundin sind. Soweit ich gehört habe, hat er ein striktes Monopol als Endverkäufer von Drogen und strengt sich mächtig an, es auch zu behalten. Ein Pluspunkt ist, dass er äußerst diskret und zuverlässig ist und die örtliche Polizei auf seiner Gehaltsliste steht. Also alles kein Grund zur Sorge.«
»Hört sich nach einem eindrucksvollen Gesellen an. Haben Sie ihn jemals kennen gelernt?«
»Nein, und ich habe nicht die Absicht, es in Zukunft zu tun. Aber geben Sie mir Ihre Nummer, dann habe ich nächstes Wochenende was für Sie.«
Unter uns verschwindet der Long Island Expressway im Midtown Tunnel, eine Sekunde später taucht dahinter Lower Manhattan auf.
»Warum geben Sie mir nicht Ihre?«, frage ich. »Dann werde ich Sie am Samstagnachmittag anrufen.«
Manhattan haben wir in null Komma nichts überquert, und der Hubschrauber senkt sich auf einen winzigen Zementstreifen zwischen dem West Side Highway und dem Hudson hinab.
»Ich freue mich schon darauf.« Roberto reicht mir seine Karte. Darauf steht: »Roberto Nuñez - menschliches Wesen«. Ach du gütiger Himmel.
»Besteht denn bis dahin die Chance, Sie zu einem Martini einladen zu dürfen? Mein Butler macht einen sehr guten«, baggert er mich an.
»Heute Abend nicht.«
»Sie mögen keinen Martini?«
»Ich liebe Martinis.«
»Ja, also?«
»Ich bin eine dekadente Weltverbesserin, Roberto, aber ich bin nicht einfach.«
Er lacht. Ich kann so ein lustiges Mädel sein - wenn ich will.
62
Tom
Ungefähr zur selben Zeit, als Kate in ihren Hubschrauber nach Manhattan steigt, quetsche ich mich in einem Klassenzimmer der Grundschule von Amagansett, in dem es nach Kreide und saurer Milch riecht, in eine kleine Schulbank.
Genauso wie sie muss ich eine Rolle spielen. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob sie so weit hergeholt ist.
Immer mehr Erwachsene betreten das Klassenzimmer und drücken sich auf die engen Sitze, und auch wenn die meisten von ihnen reich sind, merkt man es ihnen nicht an. Der Leiter schließt die Tür und gibt mir ein Zeichen, woraufhin ich aufstehe, vorne an die Tafel trete und mich räuspere.
»Mein Name ist John«, beginne ich, »und ich bin Alkoholiker.«
Ich breite die übliche Geschichte vor den Zuhörern aus, die sie in Selbsterkenntnis oder zu meiner Unterstützung mit einem Murmeln begleiten.
»Mein Vater hat mir mein erstes Glas Wein gegeben, als ich elf war«, erzähle ich, was zufällig stimmt. »Am nächsten Abend war ich mit meinen Freunden unterwegs und habe mich völlig betrunken.« Das stimmt ebenfalls, aber von jetzt an improvisiere ich.
»Es ging mir so gut dabei, dass ich die nächsten zwanzig Jahre versucht habe, dieses Gefühl noch einmal heraufzubeschwören. Es hat nicht funktioniert, aber wie ihr wisst, hat mich das nicht davon abgehalten, es weiterhin zu versuchen.«
Wieder wird gemurmelt und emphatisch genickt. Vielleicht gehöre ich tatsächlich hierher. Schließlich bin ich eher kein Mensch, der Maß halten kann. Aber ich versuche, nicht darüber nachzudenken, sondern mich
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