Sündenzeit
in seinen Armen erbebte, genoss die glühende Hitze und das Feuer, das zwischen ihnen entfacht war. Er hielt sie fest, erfühlte die Linien ihres Gesichts, dessen Form und das wirre Haar auf seiner Haut.
Caer blickte ihn an, fast verwundert über das Erlebnis, das sie eben geteilt hatten. Und dieser Blick hätte jeden atmenden Mann in diesem Universum glücklich gemacht. Er strich ihr übers Haar, und sie fing seine Hand und küsste sie. Der Ausdruck in ihren Augen war plötzlich voller Schmerz und Wehmut.
„Ich muss gehen“, sagte sie.
„Was? Du bist doch gerade erst angekommen.“
„Ich muss gehen.“
Wieder küsste sie ihn auf den Mund, leidenschaftlich. So leidenschaftlich, dass er versucht war, sie wieder auf sich zu ziehen. Doch so wie sie ohne Zögern und Verstellung zu ihm gekommen war, so überzeugt schien sie nun, alle Zeit genommen zu haben, die ihr zustand, und wieder gehen zu müssen.
„Ich muss gehen.“
„So wie Aschenputtel kurz vor Mitternacht.“
„Wie bitte?“
Er sah sie verwundert an. „Aschenputtel. Selbst in Irland kennt ihr doch sicher dieses Märchen.“
„Ach so, natürlich.“
Er lächelte. Sie schlüpfte wieder in ihre Kleider und beobachtete ihn währenddessen. Sie warf ihr Haar zurück, knöpfte das Nachthemd zu und beugte sich zu ihm, um ihm einen Kuss zu geben. „Wir haben aber so viele eigene Märchen …“
„Jedes Land hat seine Märchen.“
„Geschichten von Zauberei, Fantasien und was darüber hinausgeht …“ Ihre Stimme bebte leicht.
„Was geht darüber hinaus?“, fragte er.
„Es ist real“, sagte sie leise.
„Was ist real?“
„Die Welt dahinter. Der Himmel, die Hölle … all das.“
Sie schien so merkwürdig besorgt und verängstigt. Im Bett eben war sie so vollständig sein gewesen. So real, ein Mensch aus Fleisch und Blut, atmend, heiß und feucht, sich windend und ihn festhaltend. Und jetzt … schien es ihm, als sei sie Tausende von Kilometern entfernt.
„Caer …“
„Ich muss gehen.“
Er wollte aufstehen, aber sie streckte die Hand aus, um ihn aufzuhalten. „Mitternacht. Die Geisterstunde. Sean wird bald zurückkommen, und ich muss dann in meinem Zimmer sein. Ich muss auf ihn aufpassen.“
Obwohl er sie noch lange nicht gehen lassen wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden.
„Waren die nicht großartig?“, sagte Kat und lehnte den Kopf an Seans Schulter.
Er drückte ihre Hand. „Danke, dass du mich eingeladen hast. Es hat mir wirklich Spaß gemacht.“
„Ich danke dir, dass du mitgekommen bist“, entgegnete sie ernst.
Sean blickte aus dem Autofenster auf die Lichter an den Weihnachtsbäumen, ohne die Hand seiner Tochter loszulassen. „Erinnerst du dich noch, als du jünger warst und gerade mit der Musik angefangen hast? Du hast immer dieses Trance-Zeug gespielt, das mich fast irregemacht hat. Und dann Hip-Hop.“
Sie lachte. „So was spiele ich immer noch ab und zu, Dad.“
„Aber deine Musik ist reifer geworden. Du hast deinen Horizont erweitert. Du liebst alle möglichen Arten von Musik, und selbst wenn ich nicht alles davon mag, komme ich damit klar. So ist das mit den Menschen auch. Amanda …“
„Bitte, Dad, hör auf. Ich habe mich damit abgefunden, dass du sie geheiratet hast. Aber ich kann mir irgendwie nicht vorstellen … Dad, sie ist einfach nicht dein Typ. Ich bin nicht eifersüchtig, weil sie so jung ist – und das Geld ist mir auch egal, das weißt du ja.“
Er lachte. „Allerdings. Als du noch ein Kind warst, hast du immer gerufen, du wirst dein eigenes Geld verdienen. Und verdammt noch mal: Du hast es wirklich geschafft.“
„Ja, dank Zach. Ich wünschte, er wäre heute Abend mitgekommen.“
„Er konzentriert sich immer nur auf eine Sache. Ist dir das bei Zach noch nicht aufgefallen? Entweder beschäftigt er sich gerade mit Musik oder mit einem Fall. Eins oder das andere, nie beides gleichzeitig. Die Musik hilft ihm nach jedem harten Fall, seinen Kopf wieder freizubekommen.“ Sean seufzte. „Aber … zurück zum Thema. Amanda ist meine Frau, selbst wenn mich das zu einem alten Dummkopf macht.“
Kat sah ihn erstaunt an. „Du meinst, du stimmst mir zu, dass Amanda wirklich …“
„Kat, denke nicht, dass ich dir in dieser Beziehung zustimme, das sicher nicht. Nur weil ich inzwischen weiß, dass Amanda nicht die … also sie kann ziemlich grob werden, und sie ist oberflächlich. Vielleicht habe ich mit einem anderen Körperteil als meinem Hirn entschieden,
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