Sündenzeit
um eine Ecke verschwinden zu sehen.
Natürlich verschwinden hier jede Menge Leute um die Ecke, sagte er sich ärgerlich. Um zum Ausgang zu gehen.
Er wechselte noch ein paar Worte mit den Sanitätern vom Rettungsdienst und sagte ihnen, was er über Maeve erfahren hatte. Sie bedankten sich bei ihm für seine Hilfe. Wirklich geholfen habe ich ja nicht, dachte er widerwillig. Maeve war tot.
Doch er versuchte sich damit zu beruhigen, dass es eben ihre Zeit gewesen war. Sie hatte sicher ein langes, erfülltes Leben gehabt.
Trotzdem ging ihm ihr Tod zu Herzen. Schließlich holte er sein Gepäck und machte sich auf den Weg zum Ausgang … um die besagte Ecke herum. Er hoffte, dass der bestellte Wagen dort auf ihn wartete.
Als er das Gebäude verließ, sah er das Schild. „Eire. Cead mile failte“ , stand dort in Gälisch. Und dann noch einmal auf Englisch: „Irland. Seid hunderttausend Mal herzlich willkommen.“
Zach seufzte erleichtert, als er draußen seinen Wagen entdeckte. Er parkte direkt neben einem Schild mit der Werbung für einen hiesigen Pub: „Paddy’s! Sei das Glück der Iren dir hold!“
Er begrüßte den Fahrer und glitt auf den Rücksitz der Limousine. Dabei ging ihm durch den Kopf, dass er nicht an Glück glaubte, weder an das der Iren noch von sonst jemandem. Er glaubte an das Gute und das Schlechte im Menschen. Und er wollte so schnell wie möglich zu Sean, ihn nach Hause bringen und Eddie suchen. Darauf musste er sich im Moment konzentrieren.
Schnell überprüfte er auf dem Display, ob er Nachrichten auf dem Handy erhalten hatte. Es gab eine SMS von Aidan. Er hatte einen alten Kollegen in Dublin kontaktiert, damit der sich im Krankenhaus etwas umsah und die Szene im Auge behielt. Der Mann hieß Will Travis. Er hatte sich als Krankenpfleger getarnt und sollte verhindern, dass Sean während seines Aufenthalts hier noch etwas passierte.
Zach klappte das Mobiltelefon zu. Er arbeitete gern mit seinen Brüdern. Ihre guten Kontakte von früher waren für ihre jetzige Arbeit sehr nützlich. Besonders Aidan konnte als ehemaliger FBI-Agent auf hilfreiche Verbindungen zurückgreifen.
Zach versuchte, sich auf das gegenwärtige Problem zu konzentrieren. Doch während sie zum Krankenhaus fuhren, musste er immer wieder an Maeve denken und wie nahe ihm ihr Tod ging. Eine Frau, die er im Grunde gar nicht kannte und die ihren eigenen Worten zufolge nach Hause gekommen war.
„Hallo! Du siehst aber gar nicht so schlecht aus!“
Caer saß gerade an Seans Krankenbett und lauschte seinen Erzählungen über Rhode Island, als die Stimme von der Tür her kam. Tief, volltönend, angenehm. Ein satter Tenor. Kein besonderer Akzent, jedenfalls nicht amerikanisch.
Zuerst schien er sie nicht einmal bemerkt zu haben. Er kam ins Zimmer und trat an Seans Bett, sodass sie die Gelegenheit erhielt, ihn kurz zu mustern.
Groß, schlank und ganz offensichtlich durchtrainiert, aber nicht übertrieben muskulös. Sie hatte ihn natürlich sofort erkannt, anhand des Fotos und seiner Haarfarbe. So wie seine Stimme war auch diese intensive, kräftige Farbe sehr beeindruckend.
„Zach, mein Junge, du hast es geschafft. Aber du weißt, dass das nicht nötig war. Dieses Mädel! Meine Kleine macht sich einfach zu viele Sorgen. Da machst du dir solche Mühen, hierherzukommen, dabei geht’s mir blendend“, verkündete Sean. Doch seine Freude über Zachs Gegenwart war nicht zu übersehen. Er strahlte über das ganze Gesicht, und seine Augen leuchteten.
„Kein Problem, Sean. Wer wird sich denn schon über einen Trip nach Dublin beschweren? Das war doch für mich die beste Gelegenheit, mal für ein paar Tage rüberzukommen“, entgegnete Zach lässig. Auch er grinste breit, und es war offensichtlich, dass er seine Worte ehrlich meinte. Sich um einen alten Freund zu kümmern war für ihn nicht lästig, sondern eine Freude.
Endlich fiel sein Blick auf Caer.
Er stutzte, als hätte er sie schon einmal gesehen und wiedererkannt. Wahrscheinlich war es nicht. Sicher hatte er nur nicht erwartet, hier jemanden anzutreffen. Oder dass sie an Seans Seite saß und nicht dessen liebende Ehefrau. Vielleicht hatte sie ihn ja auch nur an jemanden erinnert.
Sie jedenfalls hatte seine Augen sofort wiedererkannt. Sie besaßen das gleiche Meergrün wie auf dem Foto. In Wirklichkeit war es sogar noch eindrucksvoller. Es wirkte hypnotisierend wie die See, so tief und geheimnisvoll. Sein Blick schien sie förmlich zu durchleuchten.
Caer widerstand dem
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