Sündenzeit
Eddie rausfuhr. Und verschwand.
Zach manövrierte die Sea Maiden aus dem Dock und an den Markierungen vorbei.
Als er sich umblickte, sah er Cal und Marni am Dock stehen und ihnen nachblicken. Er wünschte, sie wären nahe genug, dass er den Ausdruck auf ihren Gesichtern erkennen könnte.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
8. KAPITEL
Warum um alles in der Welt die Leute so etwas gern taten, konnte Caer beim besten Willen nicht nachvollziehen. Obwohl kein hoher Wellengang herrschte und das Boot relativ ruhig im Wasser lag. Aber nachdem sie aus dem Hafenbecken herausgekommen waren, hatte Zach beträchtlich an Geschwindigkeit zugelegt. Es war windig, und mit dem Fahrtwind dazu eiskalt. Fast schon an der Schmerzgrenze.
Zach schien das nicht aufzufallen. Er hielt die Ruderpinne fest im Griff und den Blick geradeaus auf die Insel in der Ferne gerichtet, auf die sie zurasten.
Es gab eine Kabine auf dem Schiff. Er hätte ihr ja vorschlagen können, hinunterzugehen und drinnen im Warmen zu bleiben. Aber das tat er nicht. Offensichtlich fiel ihm gar nicht auf, dass es kalt war. Oder dass der Fahrtwind zusammen mit der Kälte wie tausend Stecknadeln auf ihre Wangen peitschte.
Caer biss die Zähne zusammen, blieb still sitzen und nahm sich vor, kein Wort darüber zu verlieren. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis Zach den Motor ausschaltete.
Nachdem sie so endlos draußen auf dem Wasser unterwegs gewesen waren, befanden sie sich praktisch in der Einöde. Keine anderen Boote waren weit und breit in Sicht. Selbst die angesteuerte Insel war noch gut hundert Meter entfernt.
Caer konnte sich kaum bewegen. Sie hatte das Gefühl, ihre sämtlichen Glieder wären steif und sie am Sitz festgefroren.
Auch jetzt schien Zach nichts zu bemerken. Er stand auf, lief auf dem Deck hin und her, beobachtete angestrengt ihre Umgebung und drehte schließlich an einer Kurbel.
„Was tun Sie da?“
„Den Anker auswerfen.“
Immerhin schaffte sie es doch noch aufzustehen, aber ihr tat alles weh.
„Machen Sie das immer so, wenn Sie segeln gehen?“
„Nein. Normalerweise segel ich dann.“
„Warum gibt es denn überhaupt einen Motor, wenn es ein Segelboot ist?“
„Damit man auch ohne Segel fahren kann.“
„Warum hat man dann ein Segelboot?“
„Weil man normalerweise gern segelt, natürlich.“ Er sah sie etwas befremdet an. „Manchmal gibt es nicht genug Wind“, erklärte er. „Und manchmal, so wie heute, will man eben nur schnell vorankommen.“
Sie folgte ihm zur Vorderseite des Bootes. Vorsichtig streckte sie ihre kalten Muskeln und passte sich dabei den Schiffsbewegungen an. Die See war ruhig, aber sie schaukelten trotzdem auf dem Wasser hin und her.
„Was sehen Sie?“, fragte er Caer.
„Wasser“, entgegnete sie.
„Und was noch?“
„Den Himmel.“
„Und Cow Cay“, sagte Zach nachdenklich.
„Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?“, fragte sie stirnrunzelnd. „Denken Sie, dass Eddie sich auf der Insel versteckt?“
„Nein, keineswegs.“ Er sah ihr direkt in die Augen. „Eddie ist tot.“
„Woher wollen Sie das so genau wissen?“
„Weil Eddie sich keine dummen Scherze erlauben würde. Er käme nicht auf die Idee, Sean und Kat und den anderen solche Angst einzujagen. Außerdem wäre er ganz bestimmt zu Seans und Amandas Abschiedsparty gekommen.“
„Meinen Sie, es wäre möglich, dass er verletzt wurde und über Bord fiel und …“
„Wir wissen hundertprozentig, dass er einen Passagier hatte“, unterbrach Zach sie. „Es ist wohl kaum anzunehmen, dass beide einfach über Bord fielen.“
„Das stimmt.“
Caer beobachtete ihn, als er unter Deck verschwand und wenige Minuten später mit einem großen Sack wieder auftauchte. Er öffnete den Verschluss und zog ein großes gelbes Plastikknäuel hervor, von dem ein Seil baumelte. Zach zog an einer Schlaufe, warf das Knäuel über Bord und behielt die Leine dabei in der Hand, um es nicht zu verlieren.
Das gelbe Ding blies sich in Sekundenschnelle auf und wurde zu einer Art Floß.
„Was haben Sie vor?“, fragte Caer ungläubig.
„Ich fahre zur Insel rüber.“
„Sie scherzen.“
„Nein, ganz im Ernst.“
„Mit diesem … Ding da?“
„Darauf können Sie wetten. Es dauert nicht lange.“
„Oh nein, nein, nein. Sie werden mich hier nicht allein zurücklassen.“
Er sah sie an und hob leicht amüsiert die Augenbrauen. „Wollen Sie mitkommen?“
„Ja.“
„Es wäre aber besser, wenn
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