Sündenzeit
wahr sind“, bemerkte sie.
Er zögerte. „Ich muss zugeben, dass ich schon einige Merkwürdigkeiten erlebt habe. Aber normalerweise sind es merkwürdige Menschen, die dafür sorgen, dass alles um sie herum … merkwürdig scheint.“
„Sie glauben also nicht an Geister?“
Dass er mit der Antwort zögerte, überraschte sie. Aber dann grinste er. „Tatsächlich neigt sogar mein äußerst bodenständiger älterer Bruder dazu, an Geister zu glauben. Ich war mir dessen nie so sicher.“
„Geister sind real“, sagte sie leise.
„Haben Sie in letzter Zeit mit einem gesprochen?“
„Jetzt machen Sie sich über mich lustig.“
„Nein, das stimmt nicht.“ Er zuckte die Schultern. „Es gibt das Reale und das Irreale. So ist es eben.“
Ein Streichquartett in Kolonialstilkostümen spielte am anderen Ende des Saals Kammermusik. Caer drehte sich zu den Musikern um.
„Wundervoll, nicht?“, fragte Zach.
„Aye.“
„Puccini.“
Ihre Vorspeisenteller wurden abgeräumt und das Dinner serviert. Caer liebte vor allem die Füllung, in der sich Mais, Nüsse und Rosinen befanden.
Sie bestellten noch einmal Bier.
Zach erzählte ihr mehr von Louisiana und der Familienplantage und bestand darauf, dass sie eines Tages mal zu Besuch dorthin käme. Er redete auch über Florida, dass er im Norden aufgewachsen war und im fernen Süden gearbeitet hatte. Sie redete ein bisschen über ihre Arbeit als Krankenschwester und über irische Geschichte. Die Zeit verging schnell.
Als sie das Dinner beendet hatten, war sie entspannt. Auf dem Weg zum Auto und unterwegs zum Pub unterhielt Zach sie mit Geschichten über die verrückten Streiche, die ihn und seine Brüder früher oft in Schwierigkeiten gebracht hatten. Wie ihre Mutter nur einen von ihnen am Schlafittchen hatte packen und ein einziges Wort hatte sagen müssen, um sie zur Räson zu bringen.
„War sie so Furcht einflößend?“, fragte Caer.
„Sie war so wundervoll“, erwiderte er und blickte weiter geradeaus. „Wir haben sie über alles geliebt. Natürlich waren wir ein bisschen wild, aber wir haben unsere Mutter angebetet. Und natürlich auch unseren Vater. Wir wollten alle drei später so werden wie er. Auf eine gewisse Weise ist das ja auch eingetreten.“
Im Pub wurde Caer dann mit dem Jazz vertraut gemacht. Sie liebte diese Musik. Sie saßen zusammen in einer Nische, und sie lehnte sich an ihn. Zach legte den Arm um sie.
Caer hatte das Gefühl, nie glücklicher gewesen zu sein.
Es gibt das Reale und das Irreale .
So hatte er es ausgedrückt.
Im Moment war es jedenfalls real. Und es gefiel ihr.
Sie hörten der Musik eine ganze Weile zu, und das Schweigen zwischen ihnen fühlte sich angenehm an. Als sie das Lokal verließen, hatte sie keine Lust, den Abend schon enden zu lassen.
„Ich will noch nicht nach Hause gehen“, sagte sie.
Zach sah auf seine Uhr. „Na gut, ich kann dir noch was in Newport zeigen, wenn du möchtest.“
„Wirklich? Was denn? Es ist schon spät, nicht?“
Er lachte. „Ja, es ist schon spät. Aber ich komme da immer rein.“
„Ach?“
Sie fuhren etwa fünf Minuten mit dem Auto. Danach befanden sie sich nicht gerade außerhalb der ausgetretenen Pfade, aber es war auch nicht mehr inmitten der Touristenmeile.
Zach parkte vor einem Geschäftshaus, das sehr alt und gut gepflegt wirkte. Caer bemerkte die kleinen Plakate an den verschiedenen Türen, auf denen eine Kunstgalerie beworben wurde, ein Pianovertrieb, ein Fotostudio und an der letzten Tür ein Aufnahmestudio.
„Ist das deins?“, fragte sie.
„Meine neueste Anschaffung. In der oberen Etage. Einfach diese Treppe hier hoch.“
Er zog seine Schlüssel aus der Tasche und stieg die Stufen hinauf. Sie folgte ihm.
Im Empfangsraum standen ein Schreibtisch und ein Sofa mit mehreren Sesseln, alles geschmackvolle Antiquitäten. Auf dem Kaffeetisch lagen alle möglichen Magazine verteilt. Der Wartebereich machte jedenfalls einen gemütlichen Eindruck. „Die Musikstudios sind hier entlang.“
Zach ging in den Flur voraus und öffnete die Türen, an denen sie vorbeikamen. Caer war fasziniert von den riesigen Geräten mit Unmengen von Tasten. In den Glaskabinen standen jeweils lediglich ein Stuhl und ein Mikrofon. An den Türhaken hingen Kopfhörer.
„Ich bin beeindruckt“, sagte sie. „Und auch sehr erstaunt. Wann hast du denn noch Zeit, hier zu arbeiten?“
Er lachte. „Eigentlich nie. Das machen andere. Ich habe Aufnahmeleiter und Studiotechniker
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