Sündenzeit
…
Sein Gesicht lag im Schatten. Sie konnte den Ausdruck nicht erkennen, als er sich auf einen Ellbogen stützte und sanft über ihre Wange strich.
„Was hast du bloß an dir?“, sagte er leise.
Sie sah zu ihm hoch, froh, dass sie zum Lächeln fähig war. „Was hast du bloß an dir?“, entgegnete sie.
„Wirklich, das Schlafzimmer ist für Musiker von außerhalb.“
Sie lachte. „Na klar.“
„Es stimmt, glaub mir.“
„Ich kann ein paar irische Lieder singen.“
„Darauf würde ich wetten.“
„Und was soll das heißen?“
„Nur, dass ich das sehr wohl glaube. Und sicher singst du auch gut. Bestimmt klingt es genauso geheimnisvoll, wie du dich gibst.“
Sie strich mit den Fingern durch sein Haar, betrachtete sein Gesicht im Halbdunkel und hoffte, dass ihres ebenso versteckt im Schatten lag.
„Da bin ich mir nicht so sicher“, sagte sie heiser.
„Weißt du, was mir Angst macht?“, fragte er sie.
„Was?“
„Im Moment könnte ich einfach hierbleiben, genau hier, für immer und ewig.“
Er ist ein Mann, erinnerte sie sich. Die sagten so etwas in der Hitze der Leidenschaft schnell dahin … Worte, mehr war es nicht.
Ziemlich unfair …
„Wir können aber nicht ewig hierbleiben.“
„Ein Leben lang wäre auch in Ordnung“, sagte er.
„Wir müssen irgendwann aufbrechen.“
„Ja.“ Sie sah sein Lächeln. „Aber jetzt noch nicht. Ich meine, wenn es dir recht ist.“
Sie legte die Arme um ihn und zog ihn an sich. Sie spürte, wie geschmeidig sein Körper war, seine langen Beine, den stetigen Pulsschlag, die Hitze seiner Haut.
Schon allein die Berührung …
Allein das Gefühl …
Einfach nur das Wissen …
Es war wieder unglaublich. Wie das Erleben einer anderen Dimension, Gefühle so stark, so vibrierend und elektrisierend, dass sie sich vorkam, als würde sie in seinen Armen sterben und wieder zum Leben erweckt, nur um erneut zu sterben und in einen neuen Himmel aufzusteigen. Ja, es war Sex, zweifellos rein körperlich, und doch so voller Magie, etwas Ätherisches. Caer war sich sicher, dass zwei Herzen nicht immer gleichmäßig schlugen, dass zwei Menschen nicht immer das Gefühl hatten, als hätten sich ihre Seelen auf intimste Weise berührt, als wären ihre Gedanken miteinander verschmolzen …
Irgendwann schließlich mussten sie aufstehen, sich wieder ankleiden und zum Haus zurückfahren.
Als sie in seinem Auto saßen, sah Caer ihn ernst an. „Versuche nicht, mir einzureden, dass das Fantastische nicht existiert, dass Magie nicht real ist.“
Er lächelte. Dann lehnte er sich zu ihr hinüber, küsste sie zärtlich, hielt ihr Kinn fest und sah ihr in die Augen.
„Vorsichtig“, scherzte er, während er sie voller Hingabe betrachtete. „Du selbst scheinst die reinste Magie zu sein. Womöglich verzauberst du mich noch und ich verliebe mich in dich.“
Sie erwiderte seinen Blick, ohne zu lächeln. „Das Leben selbst ist die Magie, Zach.“ Dann wandte sie sich ab und blickte aus dem Fenster, während er den Motor einschaltete und losfuhr. Caer starrte weiterhin nach draußen. Sie dachte nur daran, dass sie sich keine Gedanken darum zu machen brauchte, sich womöglich in ihn zu verlieben.
Das war bereits geschehen. Schon das erste Mal, als sie seine Augen gesehen hatte – auf dem Foto. Ganz zu schweigen von dem Moment, als er dann vor ihr gestanden hatte.
Und ihr Gefühl war immer stärker geworden, nachdem sie ihn kennengelernt hatte.
Es war Magie.
Doch immer wenn Magie im Spiel war, gab es einen Preis, den man zahlen musste.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
12. KAPITEL
Am folgenden Abend studierte Zach in Seans Arbeitszimmer eingehend die Seekarten, die er dort aufbewahrte.
Ein Schrei gellte durch das Haus.
„Was zum Teufel war das denn?“ Clara hätte fast das Sandwich fallen lassen, das sie Zach gerade bringen wollte. Sie sah ihn entsetzt an.
Ohne zu antworten, stürzte Zach aus dem Zimmer über den Flur zum Speiseraum hinüber. Dort hatten alle gegessen – bis auf Bridey, die immer noch krank war.
Als Zach den Raum betrat, bot sich ein Szenario wie ein Gemälde. Jeder aus der Gruppe war in seiner Bewegung wie eingefroren und rührte sich nicht, keiner schien zu atmen.
Caer stand vor Amanda und Marni, die sie flankierten wie Backgroundsängerinnen. Obwohl Zach noch nie eine Backgroundsängerin gesehen hatte, die wie Marni einen Teller mit gedecktem Blaubeerkuchen in der Hand hielt. Cal stand vor seinem
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