Sündhafte Begierde der Verdammnis II
verletzt.“
„So! Verletzt!?“ Brenner überlegte konzentriert. Konnte es möglich sein, dass diese Brut bereits dabei war, den jungen Priester zu ihresgleichen zu machen? Oder hatte sich Burger tatsächlich nur verletzt?
Vermutlich war es so. Vermutlich aber auch nicht. Vielleicht wusste ja bisher tatsächlich nur er selbst über diesen Graf von Werlenberg am besten Bescheid, und der Pfarrer tappte noch immer im Dunkeln. Umso schlimmer würde das Erwachen ausfallen, dachte Brenner bei sich. Er mochte Valentin Burger nicht. Auch wenn er zugeben musste, dass der junge Mann gewisse Reize auf ihn ausübte. Aber gerade das machte ihn noch wütender.
„Wo ist Ihr Freund?“, hakte Brenner plötzlich nach.
„Welcher Freund?“
„Tun Sie nicht so scheinheilig. Das sind Sie nämlich nicht. Irgendwann werde ich es Ihnen beweisen. Burger, Sie sind eine regelrechte Schande für die katholische Kirche. Schade nur, dass die Zeit der Hexenverbrennungen vorüber ist.“
Ein panischer Schauer kroch Valentin den Rücken hinab. Er dachte an die Folterinstrumente des Kellerverlieses auf Mortem Castle.
„Was haben Sie denn? Sie werden ja auf einmal noch bleicher?“
Valentin strich sich abgekämpft mit der rechten Handinnenfläche über die Stirn. „Das wäre etwas für Sie, oder?“
„Und wie – ich hätte meine wahre Freude daran, Sie in der Hexenkammer zum Reden zu bringen. Damals gab es ja genug ... äußerst einfallsreiche ... Methoden.“ Brenner grinste hinterhältig.
„Sie sind ein Vertreter der Kirche und sollten sich schämen, so abfällig zu reden. Damals wurden Unschuldige hingerichtet und verbrannt.“
„Sie hatten es nicht anders verdient. Es war schon richtig, die Hexenbulle einzuführen.“
„Diese ganzen Suggestionsfragen, mit denen man versuchte, bei den Denunzierten Geständnisse zu erlangen? Ich bitte Sie!“
„Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus – Sie haben bei Ihrem Studium ja richtig was gelernt. Aber ja – Sie liegen richtig. Irgendwann gibt jeder zu, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Auch Sie, Herr Burger, werden das tun. Ich habe meine ganz eigenen Methoden, über die ich erfahren werde, wo sich Ihr geliebter Teufel mit seiner Brut befindet.“
„Anscheinend kennen Sie mich nicht gut genug, Brenner, denn dann wüssten Sie, dass das Quatsch ist, was Sie soeben von sich gegeben haben. Und nun wünsche ich eine angenehme Nachtruhe.“
Valentin drehte sich um, öffnete die Tür zum Schlafzimmer und knallte sie hinter sich zu. Dann atmete er tief durch. Er fragte sich, weshalb er sich überhaupt so dermaßen in dieses Mittelaltergeschwätz hineingesteigert hatte. Im Augenblick zählte nur, dass er endlich wieder zu Hause war. Das unschöne Erlebnis von Mortem nagte noch immer an ihm, auch wenn er es sich bei Brenner nicht hatte anmerken lassen. Was sich genau auf Mortem abgespielt hatte, blieb ihm nach wie vor ein riesengroßes Rätsel.
Unwillkürlich schweiften seine Gedanken zurück, und plötzlich verspürte er wieder das grausame Gefühl der Todesangst, als ihm die Fremden die Schlinge um den Hals gelegt hatten. Sofort versuchte er es aus seinem Kopf zu verbannen. Für den Moment schloss er die Augen, ehe er ins Bad eilte, um eine warme Dusche zu nehmen.
Es tat gut, das prickelnde Wasser auf der Haut zu spüren. Aufmerksam betrachtete er die Bisswunde am Unterbauch. Zwei blutverkrustete Vertiefungen waren zu erkennen. Kurz legte er den Kopf in den Nacken und ließ seinen Gedanken freien Lauf.
Minuten später kehrte er ins Schlafzimmer zurück und legte sich ins Bett. Es dauerte eine Weile, ehe ihm die Augen zufielen. Zu tief hatten sich die Vorkommnisse auf Mortem in sein Gedächtnis gebrannt.
Der Schlaf war ohnehin von kurzer Dauer. Gegen vier Uhr morgens wurde er wieder wach. Er bemerkte eine starke Unruhe in sich, die er auf keinen schlimmen Traum zurückführen konnte. Vielmehr war es die Dunkelheit im Zimmer, die ihn auf sonderbare Weise nervös machte. Hastig knipste er das Licht auf dem Nachttisch an. Ohne es wieder auszumachen, versuchte er sich zu beruhigen. Es vergingen einige Minuten, bis ihn erneut der Schlaf befiel. Doch auch dieses Mal währte er nicht lange. Angespannt öffnete er die Augen und drehte seinen Kopf aus reiner Intuition heraus nach rechts. Er fühlte sich beobachtet.
Augenblicklich erschrak er. Neben seinem Bett stand jemand. Es war der junge Mann, dem er auf Mortem Castle begegnet war. Geschockt richtete er sich auf und wich
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