Sündhafte Begierde der Verdammnis II
schließlich kein Unmensch. Der Fahrer müsste in ein paar Minuten kommen. Angenehme Nachtruhe wünsche ich noch ...“, rief ihm der Zugbegleiter nach, ehe er dem Lokführer mit der Taschenlampe ein Signal zur Abfahrt gab und wieder einstieg.
Valentin sah sich um. Der kleine Bahnhof lag mitten im Nirgendwo. Fast keine Häuser, nur ein schmaler Weg mit spärlich beleuchteten Lampen, der seitlich neben einem Waldstück verlief. Schlecht gelaunt sah er den Lichtern des abfahrenden Zuges nach. Seine Unterkiefer bebten vor Kälte. Ein leichter Herbstwind kam auf, der ihm eine Gänsehaut bescherte. Dennoch blieb ihm nichts anderes übrig, als auf das Taxi zu warten.
V alentin war froh, die Pfarrhaustür hinter sich abzuschließen, nachdem er dem Taxifahrer Geld aus dem Haus gebracht hatte. Im Vorraum machte er bewusst kein Licht an, da er Brenner nicht auf sich aufmerksam machen wollte. Kaum stand er jedoch vor seinem Schlafzimmer, hörte er hinter sich dessen Stimme. Abrupt wandte er sich um.
„Ach, der gute Herr Kaplan lässt sich also auch wieder mal blicken!“ Brenner verschränkte seine Hände vor der Brust und musterte Valentin missbilligend.
„Ja, ich bin wieder da“, erwiderte Valentin zynisch. Er war müde, hatte Schmerzen und Brenner nervte ihn gewaltig. „Sonst noch was?“
Carsten Brenner stutzte für einen Moment. Dass der junge Priester sich wehrte, war er nicht gewohnt.
„Sie haben vielleicht Nerven! Bleiben einfach vom Dienst fern und kreuzen dann mitten in der Nacht hier auf, als wäre nichts gewesen. Ich möchte Sie nur darauf hinweisen, dass ich normalerweise dazu verpflichtet bin, dem Bischof einen Hinweis auf Sie zu geben. Wenn das alles rauskommt, möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken. Zumal Sie nicht nur Kaplan, sondern auch noch der Sohn von einem bekannten Politiker sind.“
Ohne darauf einzugehen, sagte Valentin: „Es war nur ein Tag, an dem ich fehlte.“
„Ein Tag, zwei Tage – das geht nicht!“
„Doch. Es war wichtig. Ist während meiner Abwesenheit irgendetwas vorgefallen?“
„Viel zu viel. Aber Sie vögeln ja lieber mit diesem Bastard herum. Ich merke schon, Sie beginnen, einen Teil seiner Züge anzunehmen, was ich nicht dulden werde“, fuhr Brenner fort.
Valentin wusste, Brenner hatte Schwierigkeiten damit, seine Widerrede zu akzeptieren. Und obwohl es eigentlich nicht seine Art war, gefiel es ihm. Er hatte sich viel zu viel gefallen lassen. Er lag zwar nach wie vor mit sich selbst im Zwiespalt, aber es gab keinen Zweifel, dass er sein Leben endlich in die Hände nehmen wollte. Wie es mit Bastian und ihm weitergehen würde, wenn dieser wieder auftauchte, war noch nicht absehbar. Er würde also eine Entscheidung fällen müssen. Und zwar bald.
„Hat es Ihnen plötzlich die Sprache verschlagen?“, meldete sich Brenner wieder zu Wort. „Und überhaupt ...“ Er schweifte mit seinen Augen über den Körper des jungen Mannes. „Wie sehen Sie eigentlich aus? Total verschmutzt, als ob Sie kopfüber in eine dreckige Wasserlache eingetaucht wären.“ Boshaft grinste er in sich hinein.
„Danke für das nette Kompliment. Ich hatte ein paar unschöne Unfälle“, formulierte Valentin das Geschehene. Was genau passiert war, konnte er Brenner natürlich nicht anvertrauen. Der hätte ihn sofort mit Genugtuung in eine Psychiatrie eingewiesen.
„Und wie geht es unserem Grafen?“
Valentins Magen verkrampfte sich, als Brenner Bastian erwähnte. „Keine Ahnung. Sie wissen ja sonst auch immer alles, warum fragen Sie mich also?“ Er stellte sich bewusst dumm.
„Weil ich mir die ganze Zeit über die Frage stelle, wo Sie gewesen sein könnten – ich kriege diesen Bastard, das können Sie mir glauben. Die Kirche führt seit Langem einen regelrechten Kampf gegen das Böse.“
Valentin atmete wütend aus. „Hören Sie mit diesem Schwachsinn auf! Das Böse, das Böse ... Was soll der Quatsch?“
Innerlich gruselte es ihn jedoch. Sofort dachte er an den Landsitz auf Mortem. Er glaubte Rose-Ann in Bezug darauf, dass es dort nicht mit rechten Dingen zuging. Doch die Aussagen über das Böse machten ihn derweil zornig.
„Das ist kein Quatsch!“ Brenner wurde lauter, ehe sein Blick rein zufällig an Valentins unterem Teil der Soutane haften blieb, wo sich ein dunkler Fleck gebildet hatte. „Was haben Sie da? Ist das Blut?“
Valentin biss sich unruhig auf seine Unterlippe. Er hoffte, Brenner würde ihm seine Nervosität nicht gleich ansehen. „Ja, ich ... habe mich
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