Sündhafte Begierde der Verdammnis II
es, zum richtigen Zeitpunkt das passende Thema zu finden. „Woher haben Sie diese Schrammen am Hals?“, wollte sie wissen und riss ihn aus seiner Nachdenklichkeit.
Valentin hatte nicht mehr daran gedacht, die Abschürfungen, die ihn an das Erhängen erinnerten, zu bedecken. „Ich hatte einen kleinen Unfall, nichts weiter.“
Angela stutzte. „Das sieht aber gar nicht gut aus – das ist ja ganz blaugrün!“
„Sieht schlimmer aus, als es tatsächlich ist“, log er. „Ich muss jetzt gehen, mich um den Vorfall auf dem Friedhof kümmern. Die warten sicher schon auf mich.“
Sie nickte mit gesenktem Kopf. „Herr Burger?“
Valentin hielt kurz inne. „Ja? Ist noch etwas?“
Angela nickte erneut betreten. „Sie haben nicht zufällig meinen Sohn Lars gesehen?“
„Nein. Wieso fragen Sie mich das?“
„Er treibt sich ja neuestens mit einem Mann herum. Seither hab ich nichts mehr von ihm gehört ...“
Valentin schaute sie lange an. „Leider kann ich Ihnen nichts über Lars sagen. Ich habe ihn ebenfalls nicht gesehen.“
Angela erwiderte seinen Blick, als müsste sie überlegen. „Kann ich vielleicht mit auf den Friedhof kommen?“
„Ich glaube, das ist nichts für Sie, Angela.“
Sofort wiegelte sie mit den Händen ab. „Sie irren sich. Ich muss unbedingt wissen, wer als Nächstes dran ist.“
Valentin sah sie ungläubig an. „Auch wenn das, was auf dem Friedhof passiert ist, Frevel ist, so ist noch nicht erwiesen, ob es überhaupt einen Zusammenhang zwischen den Toten und den blutbeschmierten Grabsteinen gibt. Das habe ich Ihnen schon einmal gesagt.“
„Den gibt es mit Sicherheit, Herr Burger! Ich weiß es ...“
Ohne dem noch etwas hinzuzufügen, warf er ihr einen skeptischen Blick zu. Dann verließ er das Pfarrhaus und begab sich auf den angrenzenden Friedhof.
Als Valentin endlich weg war, trat Brenner unbemerkt aus dem Wohnzimmer heraus und ging zu Angela in die Küche, die über sein plötzliches Auftauchen reflexartig zusammenzuckte. „Huch, haben Sie mich jetzt vielleicht erschreckt! Ich dachte, Sie sind noch bei den Gräbern“, sagte sie aufgeregt. „Gerade eben haben Sie doch noch mit mir telefoniert!“
Brenner setzte sich unbeeindruckt an den Tisch, ohne darauf zu antworten. „Kann ich einen Kaffee haben?“
Angela nickte. „Sicher. Es ist ja genug da.“ Misstrauisch beobachtete sie ihn.
„Was hat es eigentlich mit dieser sonderbaren Glaskugel auf sich, die im Wohnzimmer steht?“, fragte er interessiert.
Angela stellte ihm eine heiße Tasse Kaffee auf den Tisch. Brenner trank augenblicklich.
„Vorsicht, der ist heiß“, ermahnte sie ihn.
„Das habe ich soeben bemerkt. Zu viel Zucker ist auch drin.“
Angela zog brüskiert ihre Brauen nach oben und hob stolz ihren Kopf. „Also, beim Herrn Pfarrer hat es bis jetzt immer gepasst!“
„Ja, ich bin aber nicht der liebe Herr Pfarrer“, lachte Brenner höhnisch. „Wissen Sie jetzt etwas über diese eigenartige Kugel?“
Angela schüttelte den Kopf. „Nein, außer, dass es ein Geschenk von der alten Gardner war.“
Brenner überlegte. „Das ist doch diese Verrückte, die vorgibt, die Aura eines Toten zu spüren. Zumindest habe ich davon gehört. Sommer hat mal so etwas angedeutet.“
„Na ja, verrückt, ich weiß nicht ... Sie ist eigenbrötlerisch in ihrer ganzen Art. Früher hat sie für die Polizei gearbeitet. Da ging es um Vermisstenfälle. Sie konnte anhand eines Fotos spüren, ob jemand noch am Leben war oder nicht. Manchmal hat sie den Kriminalbeamten sogar einen Leichenfundort zeigen können.“
„Hm. Also kein Scharlatan, diese Alte?“, erkundigte sich Brenner weiter.
Angela schwieg kurz, ehe sie wieder drauflosplapperte. „Von Scharlatanerie würde ich nicht reden. Sie nimmt ja auch kein Geld dafür, wenn Sie das meinen. Und wie ich schon sagte, der Kripo konnte sie immerhin sehr gut helfen. Natürlich hat sie deshalb auch einen gewissen Ruf im Ort, wenn Sie wissen, was ich meine. Einige fürchten sich sogar vor ihr und meiden sie aufgrund ihrer merkwürdigen Denkweise. Und Sie dürfen nicht vergessen, dass sie schon ein paar Mal in der Psychiatrie war.“
Brenner grinste verwegen in sich hinein, als würde ihm das gefallen. „Weiß das auch der Pfarrer?“
„Was?“
„Na, was diese Gardner für Fähigkeiten besitzen soll und dass sie in der Psychiatrie war.“
„Ja, das weiß er. Warum?“
Brenner führte die leicht abgekühlte Tasse mit dem Kaffee erneut zu seinem Mund und nahm
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