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Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Titel: Sündhafte Begierde der Verdammnis II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yara Nacht
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den verdunkelten Fenstern schlingernd nach unten bahnte. Sie war frisch und roch unangenehm. Es war Blut. Eindeutig. Wer machte so etwas Furchtbares? Und warum?
    Valentin nahm all seinen Mut zusammen und ging auf den Leichenwagen zu. Als er vorn an die getönte Scheibe des Beifahrersitzes klopfte, verstummte das Motorengeräusch abrupt. Sofort wich seine Angst ungeheurer Wut. Hastig versuchte er, die Tür zu öffnen. Doch sie war verschlossen. Nun platzte ihm endgültig der Kragen.
    „Wenn Sie schon mit so einer Geschmacklosigkeit hier auftauchen, dann seien Sie wenigstens so mutig und zeigen Sie Ihr Gesicht! Denn das, was Sie machen, ist feige!“, schrie er, aber es rührte sich nichts.
    Sekunden verstrichen, ehe der Motor erneut zum Leben erwachte. Ein Knacken der Gangschaltung war zu hören, bis der Wagen ein Stück zurücksetzte und danach die schmale Landstraße davonfuhr.
    Kopfschüttelnd sah Valentin ihm nach. Eine Gänsehaut hatte sich auf seinen Armen gebildet. Für eine Weile blieb er stumm stehen, bevor seine Augen zum Briefkasten schweiften, der auf einem Betonpfosten angebracht war und dessen kleines Türchen aus Metall offen stand. Sofort dachte er an den mysteriösen Fahrer. Hatte dieser sich daran zu schaffen gemacht?
    Nach anfänglichem Zögern ging er zum Postkasten und holte geistesabwesend einen außergewöhnlichen Umschlag heraus. Er wusste, Angela kümmerte sich tagsüber immer um die Post, sodass dieses Kuvert nur von dem irren Besucher gebracht worden sein konnte.
    Valentins Konzentration kehrte schlagartig zurück. Es war ein schwarzer Brief, der mit roter Tinte verfasst worden war. Doch es gab keinen Absender. Neugierig wendete er den Umschlag hin und her und marschierte zur Haustür zurück, um wieder ins Warme zu gelangen. Den Vorfall mit dem Leichenwagen verdrängte er. Nur so war es ihm möglich, mit der Situation umzugehen.
    Er hatte den Türgriff bereits in der Hand, als ein Geräusch von der Leichenkammer, die direkt an das Pfarrgebäude grenzte, zu ihm herüberdrang. Obwohl ihm unwohl dabei war, zwang er sich, noch einen kurzen Gang dorthin zu machen – auch wenn der Zeitpunkt ungünstig gewählt war. Doch nach dem seltsamen Auftauchen des Leichenwagens, fühlte er sich dazu verpflichtet. Er steckte den Brief in seine rechte Hosentasche und machte sich auf den Weg.
    Als er vor dem Raum ankam, war die kunstvoll gestaltete Glastür unverschlossen. Er hatte sich also nicht getäuscht. Jemand musste die Tür aufgesperrt haben. Sein Herz pochte ihm bis zum Hals, als er hineinging und sich nervös umsah. Die Flammen der Kerzen in den Halterungen an der Wand flackerten unruhig.
    Irgendetwas war anders als sonst. Ein sonderbares Empfinden umspielte Valentin. Es war ihm, als wäre er in der Totenkammer nicht allein. Mit gemischten Gefühlen bewegte er sich den gefliesten Steinboden entlang. Neben dem aufgebahrten Sarg blieb er stehen. Entsetzen machte sich in ihm breit. Der Deckel war abgehoben und der obere Teil so verschoben, dass man den Kopf sowie den Rumpf des Toten sehen konnte. Valentin machte noch einen Schritt näher und betrachtete den Verstorbenen genauer. Dessen Gesicht schien von einer geradezu auffallenden Blässe überzogen, aber er wirkte nicht im Geringsten entstellt. Den Aussagen nach war der Mann jedoch durch einen Unfall ums Leben gekommen. Deshalb wunderte er sich umso mehr über die beinahe strahlende Erscheinung des Dahingegangenen. Noch mehr verwirrte ihn allerdings der rote Anzug mit dem schwarzen Kragen, den der Verstorbene trug.
    Ungewollt lange blickte Valentin den Toten an. Er musste den Bestatter anrufen und fragen, weshalb der Sarg nicht verschlossen war. Oder war der bizarre Fahrer von vorhin dafür verantwortlich?
    Valentin wollte sich soeben abwenden, als er unter sich seltsame Geräusche vernahm. Das unheimliche Klirren von Metall und ein Bohren waren zu hören. Zumindest bildete er sich das ein.
    „Ah, der Herr Pfarrer!“, ertönte es völlig unerwartet zu seiner Linken. Valentin zuckte unwillkürlich zusammen. Es war Brenner. Der Mann hatte ihm einen Riesenschrecken eingejagt. Als wäre alles in bester Ordnung, stand er in der Tür, die sich auf der linken Seite des Raumes befand und in den darunterliegenden Bereich führte. Für Valentins Geschmack fiel dessen Tonfall viel zu freundlich aus, sodass er sich fragte, ob Brenner etwas vor ihm zu verbergen hatte.
    „Was machen Sie denn hier?“
    „Dasselbe könnte ich Sie fragen. Wissen Sie, wie spät

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