Sündhafte Begierde der Verdammnis II
es ist?“, drehte Valentin den Spieß um. Brenner schien zu überlegen und schloss die Tür hinter sich. Erst jetzt fielen Valentin dessen blutbesudelte Hände auf. Wie von ihm erwartet, antwortete der Kirchengesandte nicht. In dessen Gesicht spiegelte sich jedoch deutliche Unruhe wider.
„Was zum Donnerwetter haben Sie mit Ihren Händen getan?“ bohrte Valentin schockiert weiter, nachdem er immer noch auf eine Antwort wartete. Ein unliebsamer Gedanke überkam ihn – auch Brenner wäre es zuzutrauen, den Sargdeckel abgehoben zu haben. Doch warum waren dessen Hände blutbeschmiert?
Ein Schauer lief über Valentins Rücken.
Brenner schwieg weiter beharrlich. Erst nach einer Weile, nachdem er den Priester stumm gemustert hatte, wich seine äußerliche Unruhe bitterem Zorn. „Ich mache nur das, was ich tun muss“, brummte er. Er war alles andere als erfreut, dem jungen Priester Rede und Antwort stehen zu müssen.
„Und was soll das sein? Das Öffnen von Särgen?“
Brenner warf einen flüchtigen, aber gleichzeitig misstrauischen Blick auf den geöffneten Sarg vor sich. „Wie ich schon sagte, ich tue nur meine Pflicht. Den Sargdeckel habe ich übrigens nicht angerührt. Angenehme Nachtruhe!“, erwiderte er brüsk, drehte sich um und verschwand so rasch hinter der Tür, wie er gekommen war.
Valentin hörte, wie er zweimal den Schlüssel umdrehte. Das mehr als ungewöhnliche Verhalten Brenners brachte ihm nur noch ein Kopfschütteln ein. Für den Moment herrschte gespenstische Stille im Raum, ehe er die hölzerne Abdeckung über den Oberkörper des Verstorbenen schob. Wieder überkam ihn das Gefühl, nicht allein zu sein. Doch vermutlich lag es nur an der Tatsache, dass sich Brenner in der Nähe befand. Aber was machte der Mann da unten?
Der Raum diente der Aufbahrung, bevor man den Toten nach oben in die Leichenkammer brachte. Umso mehr kam er ins Grübeln, was Carsten Brenner dort tat. Angewidert eilte er hinaus und zurück zum Pfarrhaus, wo er mit einem raschen Griff die Tür aufmachte.
Wenig später befand er sich im Wohnzimmer. Die behagliche Wärme tat ihm gut, und er setzte sich nach dem langen und harten Tag auf das Sofa. Erleichterung machte sich in ihm breit, da er sich im Inneren des Hauses geschützt fühlte. Trotzdem beruhigte er sich nur schwer. Der mysteriöse Brief fiel ihm wieder ein. Unwillkürlich zog er ihn aus seiner Hosentasche, öffnete ihn und faltete das sich darin befindliche Blatt Papier auseinander. Eine Karte fiel heraus. Es war ein Ticket für ein Lady Gaga Konzert.
Verwundert begann Valentin, die zwei mit schwarzer Tinte verfassten Zeilen zu lesen.
Habe uns Karten für das in Wien stattfindende Lady Gaga Konzert besorgt. Treffpunkt am Freitag um 19 Uhr im Wald bei der Mühle! Basti.
Der Brief war also von Bastian und hatte nichts mit dem Leichenwagen zu tun, oder? Aber wer war der mysteriöse Fahrer gewesen?
Mortem fiel ihm wieder ein. Wurde er etwa verfolgt?
Valentin verdrängte die schlimmen Gedanken, viel lieber konzentrierte er sich auf die Zeilen des Briefes. Er schluckte aufgeregt. Sein Herz begann zu flattern. Noch nie war er auf einem Konzert gewesen. Er schämte sich dafür. Doch konnte er einfach mit Bastian hingehen? Was, wen ihn jemand erkannte?
Unruhig strich er sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und dachte nach. Es wäre ein weiteres Mal, dass er sich öffentlich mit Bastian an seiner Seite zeigte.
Er seufzte gequält. Einerseits freute er sich so sehr darüber, dass er am liebsten einen Luftsprung gemacht hätte. Auf der anderen Seite war sein Glück bereits getrübt. Er mochte Lady Gaga und ihre Songs, und für ihn würde ein lang gehegter Traum wahr werden. Doch die Gefahr entdeckt zu werden, war groß. Konnte er dieses Risiko eingehen?
Die Vorstellung, eine Nacht an der Seite seines Liebsten zu verbringen, ließ sein Herz höher schlagen und die gruselige Begegnung mit dem Leichenwagen vergessen. Dennoch befand er sich in der Zwickmühle und haderte mit sich selbst – wofür er sich zutiefst hasste!
Ü ber dem Eingang leuchteten die Worte „Gay Love House“. Verunsichert blieb Lars stehen. Er war Tamber heimlich nachgegangen, der hinter dieser Tür verschwunden war. Sollte er ihm folgen und das Haus betreten?
Es wäre das erste Mal für ihn, dass er in einem Etablissement wie diesem absteigen würde. Allein das schillernde Licht der neonfarbenen Buchstaben nervte ihn. Und das vermutlich nur deshalb, weil Tamber sich in
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