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Sündhafte Küsse (German Edition)

Sündhafte Küsse (German Edition)

Titel: Sündhafte Küsse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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sah der Zigeuner zu ihm auf und flüsterte: „Du wirst bald eine Nachricht bekommen, die eine erschütternde Wahrheit ans Licht bringt.“

    ***

    Aidan war schnell wie der Teufel nach Colchester unterwegs. Das war die nächste große Stadt, die er in einer Stunde mit dem Pferd erreichen konnte, doch heute schaffte er den Weg in der halben Zeit. Der Abend war bereits hereingebrochen, als er am Horizont die Dächer erblickte, die die untergehende Sonne glutrot einfärbte. Aidan zügelte sein schnaubendes Pferd, um die letzte Strecke gemütlich zu traben, damit er und das Tier sich abkühlen konnten. Eine Woche war Julian nun fort, aber Aidan bekam seinen Bruder einfach nicht aus dem Kopf. Da kam es ihm gelegen, dass er sich geschäftlich mit seinem Vermögensverwalter in Colchester treffen musste, denn die Stadt war auch bekannt für gewisse andere Dienstleistungen, die Aidan heute auf jeden Fall in Anspruch nehmen wollte.
    Nachdem er sich mit einem Mr Sandyford in dem Gasthaus „Zur goldenen Rose“ getroffen hatte, wo Aidan auch gleich ein Zimmer mietete, und das Geschäftliche erledigt hatte, zog er sich um. Jetzt sah er aus wie ein gewöhnlicher Bürger. Nur die wenigsten kannten ihn in Colchester, was ihm sehr gelegen kam, als er im Schutze der Dunkelheit über die High Street schritt. Moderne Gaslaternen warfen ihr mattes Licht auf seine Gestalt, die er unter einem Kapuzencape versteckt hielt, und projizierten seinen Schatten auf die viktorianischen Gebäude und mittelalterlichen Fachwerkhäuser. Unter dem Mantel trug Aidan nur ein einfaches, verwaschenes Leinenhemd und dunkle Hosen. Heute Nacht war er kein Adliger, nur ein Mann auf der Suche nach schneller Befriedigung. Und Aidan wusste, wo er sie fand: im dänischen Viertel, denn er war schon einmal dort gewesen. Viele Einwanderer besserten sich so ihr geringes Gehalt auf, obwohl die meisten nicht einmal dieselbe Neigung verspürten wie Aidan. Aber er musste seinen Druck loswerden, auch wenn er sich dabei schäbig vorkam, doch er sah keine andere Möglichkeit. Bei Julian war er nicht richtig zum Zug gekommen, deshalb hoffte er hier auf Erlösung.
    Als er die beleuchteten Straßen verließ und in schäbigere Gassen einbog, wurde es ihm etwas mulmig zumute. Unter seinem langen Mantel hielt er ein Messer fest umklammert, da Überfälle hier an der Tagesordnung waren; oft kamen die Opfer nicht mehr lebend davon.
    Er sah die dunklen Gestalten, die schemenhaft an den Hauswänden lehnten oder an Eingängen und Ecken standen, darauf wartend, ihre Körper zu verkaufen. Hier arbeiteten nur Männer, und Aidan wusste, dass die Gewaltbereitschaft unter ihnen größer war als bei den Huren. Er musste vorsichtig sein.
    Aus den Augenwinkeln heraus musterte er sie. Es waren wirklich alle Altersklassen vertreten: von Knaben bis zu Greisen, aber Aidan wollte weder ein Kind noch einen alten Mann. Allein die Vorstellung daran verursachte ihm Magenschmerzen. Er brauchte jemanden wie Julian, einen Mann mit einer schlanken Gestalt und hellem Haar.
    Dennoch ging er auf einen braungelockten Jungen zu, der kaum älter als zehn zu sein schien. Große Augen blickten ihm aus einem rußverschmierten Gesicht entgegen. Solche Kinder wurden gerne von Schornsteinfegern eingestellt, um in die Schlote zu klettern. Es war eine unzumutbare Arbeit. Viele Kinder starben dabei, weil sie sich schwer verbrannten oder am Rauch erstickten.
    „Sir?“, piepste der Junge. Er hatte sichtlich Angst vor Aidan. Wahrscheinlich hatten ihn sogar seine Eltern hierher geschickt.
    Eine unvorstellbare Wut nahm von Aidan Besitz. Er mochte sich nicht vorstellen, wie das Leben dieses Kindes aussah, und er dankte Gott dafür, dass es ihm selbst gut ging. Aidan drückte ihm schnell ein paar schillernde Münzen in die vernarbten Hände, aber so, dass es von den Umstehenden niemand mitbekam, bevor er flüsterte: „Los, geh nach Hause, Junge.“
    Der Kleine starrte ihn nur mit offenem Mund an. „Ich mache es nicht zu Hause, Sir, aber gleich hier um die Eck...“
    Aidan schüttelte den Kopf und zischte: „Ich möchte, dass du nie wieder hierher kommst, verstanden!“
    Erst jetzt sah sich der Junge die Münzen in seiner Hand genauer an. Eine davon war aus Gold. „Aber ...“
    „Nun geh schon!“
    Und endlich lief er davon und verschmolz mit der Dunkelheit.
    Als Aidan plötzlich etwas an der Schulter berührte, wirbelte er herum, bereit, mit seinem Messer zuzustechen.
    „Ihr habt spezielle Wünsche? Ich kann sie Euch

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