Sündhafte Küsse (German Edition)
Angestellter. Bei diesen Gedanken fühlte sich Aidan unwahrscheinlich schlecht. Nein, es muss eine andere Lösung geben, vielleicht kann ich ihn dazu bringen zu kündigen.
Mit Magenschmerzen wartete er ab, bis die beiden ihr Liebesgeplänkel beendet und sich verabschiedet hatten. Erst als der Bote davonritt, schnappte er sich Henry, als er an seinem Versteck vorbeilief. Erschrocken sog dieser die Luft ein, während Aidan ihn am Kragen gepackt hielt.
„Ich dulde deine Anwesenheit nicht länger in meinem Haus!“, zischte Aidan.
Henry versuchte sich zu befreien, doch Aidan drückte noch fester zu, sodass Henry das Atmen schwerfiel. „Aber ...“
„Ich will, dass du sofort nach London zurückfährst, oder ich sage Lady Cathérine die Wahrheit über deine ... Neigungen.“
„Wieso tut Ihr das, Mylord?“ Mit bleichem Gesicht starrte der Ältere ihn an. Er wehrte sich nicht, was Aidan in diesem Moment lieber gewesen wäre, denn dann hätte er einen Grund gehabt, noch handgreiflicher zu werden. Jeder andere Mann hätte Henry schon lange grün und blau geschlagen.
„Ich lasse mich nicht mehr von dir erpressen!“
Henrys Augen wurden groß. „Ich habe Eurem Bruder doch schon erzählt, dass alles ein Missver...“
„Was hast du mit Julian zu schaffen?“ Aidan holte aus und schlug Henry ins Gesicht. Dieser taumelte zurück und hielt sich die blutende Nase. Geschockt über seine heftige Reaktion rieb sich Aidan die schmerzenden Fingerknöchel. Noch nie hatte er einem anderen Menschen Gewalt angetan!
„Aidan, hör mich an!“ Henry hielt sich schützend die Arme vors Gesicht.
„Wie wagst du es, mich anzusprechen?“ Bedrohlich kam Aidan auf den älteren Mann zu. Ihn hatte eine unvorstellbare Wut gepackt und es juckte ihn in den Fingern.
„Es war alles nur ein Missverständnis, Mylord, ich wollte Euch niemals erpressen!“
Gerade als Aidan den Diener gegen die Bretterwand drücken wollte, legte sich eine Hand auf seine Schulter und riss ihn herum.
„Lass ihn los, Aidan!“ Überrascht, Julian zu sehen, ließ Aidan von Henry ab. „Er sagt die Wahrheit!“
„Was?“
„Er wollte dich nicht erpressen. Henry hat mir alles erzählt, als ich ihn für seine Taten zur Rechenschaft ziehen wollte.“
„Wann war das?“ Aidans Zorn löste sich langsam auf.
„Als du London verlassen hast.“
„Julian, warum hast du mir nichts gesagt?“
„Ich hatte es mir die ganze Fahrt von London bis hierher vorgenommen, aber als ich dich wiedersah ...“, Julian blickte kurz zu Henry, bevor er murmelte: „Es ist mir total entfallen, entschuldige.“
Julian erzählte ihm, wie er sich den Diener heimlich vorgeknöpft hatte. „Henry stellt keine Gefahr mehr dar, er hat nur so gemein gehandelt, weil er verletzt war“, sagte Julian.
„Ich wollte Euch nicht erpressen, Mylord, Ihr solltet nur bei mir bleiben, doch plötzlich war das Geld da.“
„Henry behielt es aber nicht für sich selbst, sondern spendete es anonym einem Waisenhaus, damit er sein Gewissen etwas erleichtern konnte“, erzählte Julian weiter. „Es stimmt, ich habe das überprüft.“ Julian zögerte kurz, bevor er leise sagte: „Er hat sogar versucht, sich an mich heranzumachen. Als ich ihn abwies und Mutter davon berichten wollte, drohte er, alles über eure heimliche Beziehung zu erzählen.“
„Er hat was?!“ Sofort fuhr Aidan wieder zu Henry herum, der sich immer noch die Nase hielt. Wenigstens hatte sie aufgehört zu bluten und schien nicht gebrochen zu sein. „Du hast dich an Julian herangemacht?“
„Ich wollte Euch nur eifersüchtig machen, Mylord, aber jetzt weiß ich, dass es eine dumme Idee war. Doch ich war so sehr in Euch verliebt, bis vor Kurzem ... Das dachte ich zumindest, bis ich George traf.“
„Wer ist George?“, fragte Julian.
Aidan erklärte, dass George der Bote der Familie Lloyd war, aber da Julian mit Mariannes Geschichte nicht vertraut war, meinte Aidan: „Ich erzähle dir später alles.“
„Wie erklären wir jetzt Mutter das mit seiner Nase?“ Unter gerunzelter Stirn blickte Julian Henry an und reichte ihm ein frisches Taschentuch, bevor Henry antwortete: „Ich sage Lady Cathérine, dass ich mich gestoßen habe.“ Und zu Aidan gewandt sagte er: „Immerhin habe ich Euren Zorn wirklich verdient, Mylord. Ich weiß nicht, wie ich das wiedergutmachen kann. Es wird wahrscheinlich das Beste sein, wenn ich kündige.“
Im ersten Augenblick fühlte sich Aidan, als würde ihm eine schwere Last vom Herzen
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