Sündige Gier
schneller töten? Dass sie, je mehr Opfer sie haben, in immer kürzeren Abständen morden?«
Er nickte.
»Sollten wir Sanford und Kimball von Creightons Besuch in der Galerie erzählen? Ihnen schildern, was er gesagt und wie er sich benommen hat?«
»Das mit Maggie wissen sie bereits. Sie haben mir ihr Beileid ausgesprochen, aber in dem Zusammenhang kein Wort über Creighton verloren.« Er legte den Finger unter ihr Kinn, drehte es hin und her und betrachtete dabei ihren Hals. »Ich kann keine blauen Flecken entdecken.«
»So fest hat er nicht zugedrückt. Stattdessen hat er mich mit dem ganzen Körper gegen die Wand gepresst.«
»Wenn wir den beiden das melden und sie ihn befragen würden, würde er zwar zugeben, dass er dort gewesen ist, aber energisch abstreiten, dass er handgreiflich geworden ist. Damit hätten wir wieder ein Patt.«
»Aber du glaubst mir doch, oder?«
Er lächelte. »Ich wünschte, ich hätte jedes Mal einen Dollar bekommen, wenn mich ein Mandant das fragt.« Er ließ die Hand sinken. »Jetzt versuch zu schlafen.«
Sie ging ins Schlafzimmer, zog die Doppeltür hinter sich zu und war sich dabei bewusst, dass er ihre Frage unbeantwortet gelassen hatte. Das war seine ganz besondere Gabe.
Zum Glück war es auch ihre.
Derek lag auf dem Rücken, starrte an die Decke und versuchte einzuschlafen. Es funktionierte nicht. Das Sofa war zu kurz, aber nicht das unbequeme Nachtlager hinderte ihn am Einschlafen. Sondern dass er die Suite mit Julie teilte.
Er hatte während der vergangenen zwanzig Minuten keinen Mucks aus dem Schlafzimmer gehört, trotzdem spürte er, dass sie auch nicht schlief. Hinter dem gespannten Stoff über der gläsernen Doppeltür war kein Licht, keine Bewegung zu erkennen, aber irgendwie wusste er, dass sie wach und genauso rastlos war wie er.
Mit einem leisen Fluch schlug er die dünne Decke zurück, schwang die Füße auf den Boden und stand auf. Er griff nach seinem Hemd, entschied sich dann dagegen und ließ es auf dem Sessel liegen. Barfuß trat er an die Doppeltür und drückte sie auf. Die Flügel glitten vollkommen lautlos zur Seite, trotzdem drehte sie sich sofort vom Fenster weg, an dem sie stand und nach draußen sah, als würde sie Wache halten. Sie hatte den weißen Frotteebademantel übergeworfen, den das Hotel seinen Gästen zur Verfügung stellte. Er umhüllte sie von den Ohrläppchen bis zu den Knöcheln.
Scheinbar eine Ewigkeit blieben sie an den entgegengesetzten Enden des Raumes stehen und sahen einander an. Später hätte er nicht mehr sagen können, wie er zu ihr gelangt war. Er wusste nur noch, wie sehr er sich vor ihrer Antwort gefürchtet hatte, als er die Hand nach ihr ausgestreckt und gefragt hatte: »Wenn ich dich jetzt berühre, stößt du mich dann weg?«
Sie holte kurz Luft und schüttelte den Kopf.
Langsam, als könnte sie jede Sekunde die Flucht ergreifen, löste er den Gürtel ihres Bademantels und schob seine Hände unter den Stoff. Er strich mit den Fingern über ihren nackten Bauch, und sie erschauerte. »Fürchtest du dich, Julie?«
»Und wie.«
»Wovor?«
Sie schloss kurz die Augen, schlug sie wieder auf und antwortete: »Vor allem hiervon«
Aber sie sagte nichts und zuckte nicht, als er den Bademantel über ihre Schultern schob. Der Stoff glitt an ihren Armen abwärts auf den Teppichboden. Sie trug einen Spitzen-BH, genau wie damals im Flugzeug. Die Brüste erhoben sich weich über die Körbchen. Er fuhr mit dem Finger über die samtigen Kurven und nahm dann ihr Gesicht zwischen beide Hände. »Es ist mir gleich, ob du mich sonst anlügst. Nur jetzt darfst du mich nicht belügen.«
»Nein. Das werde ich nicht.«
Ihre Stimme bebte, genau wie ihre Lippen, als er sie mit seinen berührte. Anders als beim ersten Mal ließen sie sich Zeit für Zärtlichkeiten, tauschten erst Atemzüge, berührten sich nur kurz mit den Lippen und lösten sich dann wieder voneinander, so als wollten sie sich gegenseitig heimlich kosten. Aber ohne dass einer bewusst einen ersten Schritt unternommen hätte, wurde ihr Kuss tiefer. Zurückhaltung und Scheu lösten sich in Luft auf. Sein Gedächtnis hatte genau gespeichert, wie gut sie schmeckte. Seit jenem Rückflug nach Atlanta hatte ihn immer wieder aus heiterem Himmel die Erinnerung daran heimgesucht, wie erotisch ihr Mund auf seinen Kuss reagiert hatte.
Aber so tief sich die Erinnerung auch eingeprägt hatte, sie war mit der Wirklichkeit nicht zu vergleichen.
Er schob seine Hände auf ihren
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