Sündige Liebe
auf den Kiesweg ein, der zur Schattenplantage führte. Es war nicht die angebrachte Tageszeit für einen Besuch, doch er hatte diesen Zeitpunkt in der Hoffnung gewählt, Crystals Vater und nach Möglichkeit auch Robert aus dem Weg zu gehen. Crystal gegenüber zu bekennen, wem seine Loyalität galt, war die eine Sache. Sie war die Frau, die ihn liebte und ihn niemals verraten würde. Doch sich der übrigen Familie gegenüberzustellen, grenzte an Selbstmord. Er hätte sogar als der Spion erschossen werden können, für den ihn die kleine Sherrington gehalten hatte, Er war kein Spion und hätte auch niemals einer sein können. Bradford besaß zuviel Ehrgefühl.
Im unteren Stock des Hauses brannte noch Licht, und als Bradford sich der Eingangstür näherte, hörte er die leisen Klänge eines Klaviers. Er runzelte die Sti rn und fragte sich, ob Crystal wohl Gäste hatte.
Der alte Rueben, der Negerbutler der Lonsdales, öffnete auf Bradfords Klopfen die Tür und trat überrascht zurück.
»Sind Sie es wirklich, Mr. Brad? Mein Gott, Miss Crystal wird sich sicher freuen, Sie zu sehen.«
»Das hoffe ich doch, Rueben«, sagte Bradford grinsend. »Ist sie im Salon?«
»Ja. Sie können gleich reingehen. Ich glaube kaum, dass Sie bei diesem Wiedersehen eine Anstandsdame wünschen.« Rueben grinste. »Und sie wird es auch nicht wollen.«
»Sie ist also allein?«
»Ist sie.«
Bradford ging durch die Eingangshalle und blieb nur einen Moment stehen, ehe er die Tür zum Salon öffnete. Crystal saß am Klavier und war in rosa und weiße Seide gekleidet.
Sie spielte ein häufig gehörtes Stück, das er nicht wiedererkannte. Alles in diesem Raum versetzte ihn in die Vergangenheit zurück, einschließlich Crystal. Sie hatte sich kein bisschen verändert. Sie war noch immer die schönste Frau, die er je gesehen hatte.
Sie war so vollkommen in ihre Musik vertieft, dass sie seine Anwesenheit nicht bemerkte. Und als sie das Stück zu Ende gespielt hatte, entrang sich ihr ein tiefes Seufzen.
»Ich hoffe, dieser Seufzer gilt mir«, sagte er leise.
Crystal stand auf. Es dauerte einige Sekunden, ehe sie seinen Namen rief und in seine Arme flog.
Bradford küsste sie ausgiebig. Sie erwiderte seinen Kuss , jedoch nicht annähernd so lange, wie er es sich gewünscht hätte. Sie ließ sich nie sehr lange von ihm in den Armen halten. Doch zugleich war ihr Verhalten insofern ausgesprochen widersprüchlich, als sie ihn in ihr Bett gelassen hätte, wenn von seiner Seite aus auch nur die leiseste Andeutung gefallen wäre. Er war derjenige, der ihnen Zurückhaltung auferlegt hatte.
jetzt bedauerte er sehr, dass er vor dem Krieg ganz der anständige Gentleman gewesen war. Hätte er sie damals genommen, so wäre sie jetzt willfähriger und seinem Standpunkt gegenüber aufgeschlossener gewesen.
»0 Brad.« Sie machte sich von ihm los und sah vorwurfsvoll zu ihm auf. »Warum hast du keinen meiner Briefe beantwortet? Ich habe so oft geschrieben, dass ich schon seit langem nicht mehr mitzählen kann.«
»Ich habe nie einen Brief von dir bekommen.«
»Dein Vater hat gesagt, du hättest meine Briefe wahrscheinlich nicht erhalten wegen der Blockade und so, aber ich habe trotzdem gehofft, sie wären angekommen«, entgegnete sie. Dann kniff sie die Augen zusammen, stemmte die Hände in ihre schmalen Hüften und sagte finster: »Und wo bist du gewesen, Bradford Maitland, als ich auf meiner Reise durch England gekommen bin? Ständig habe ich darauf gewartet, dass du auftauchst, aber vergebens. Zwei Jahre, Brad - ich habe dich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen! «
»Meine Geschäfte führen mich von einem Ort zum anderen, Crystal. Und außerdem haben wir Krieg«, erinnerte Bradford sie sanft.
»Glaubst du, das wüsst e ich nicht? Robby hat sich gemeinsam mit dem ganzen Jungvolk aus dieser Gegend gemeldet. Er ist hiergeblieben, um Fort Morgan zu bewachen, aber ich sehe ihn kaum noch. Dein Bruder hat sich auch gemeldet. Und was ist mit dir? Nein, dir sind deine Geschäfte wichtiger.« Er setzte zu einer Erklärung an, doch sie sprach weiter. »Es hat mich schrecklich in Verlegenheit gebracht, nicht zu meinen Freundinnen sagen zu können, dass mein Verlobter gemeinsam mit dem Rest unserer tapferen Männer für unsere Sache kämpft.«
Bradford nahm sie an den Schultern und sah ihr ins Gesicht. »Ist es dir so wichtig, Crystal, was deine Freundinnen denken?« fragte er scharf.
»Natürlich ist es mir wichtig. Es geht doch nicht an, dass mein Gemahl als
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