Sündige Liebe
William Sherrington gewartet, während deine Mutter dich geboren hat. Außerdem möchte ich dir gern helfen.«
»Aber was ist mit Ihrer Familie? Und wohnen nicht schon viel zu viele Diener in Ihrem Haus?«
»Unsinn«, entgegnete er. »Die Dienstboten wohnen nicht im Haus, Kind. Und meine Familie wird dich willkommen heißen. In dieser Hinsicht brauchst du nichts zu befürchten.«
»Wenn Sie nicht der netteste Mann sind, den ich je kennengelernt habe!« sagte Angela, und wieder traten Tränen in ihre Augen.
»Dann ist doch alles geregelt, meine Liebe. Ich lasse dich jetzt allein, damit du deine Sachen packen kannst, und in zwei Stunden schicke ich die Kutsche hierher, um dich abzuholen.«
8
Angela war sicher, dass sie dieses Treffen mit Jacob Maitland nur geträumt hatte. Doch zwei Stunden später fuhr die glänzend schwarze neue Kutsche vor, um sie abzuholen, und sie wusst e, dass es Wirklichkeit war.
Das einzige, woran sie auf der kurzen Fahrt zu ihrem neuen Zuhause denken konnte, war, dass sie Bradford Maitland jetzt näher sein würde. Sie war nie über diese Vernarrtheit ihrer Kindertage hinausgewachsen. Wenn möglich liebte ihn die siebzehnjährige Angela noch mehr, als sie es mit vierzehn getan hatte.
Hannah hatte ihr erzählt, dass Bradford nicht mehr bei der Armee war, doch er war noch oben im Norden, um die Firma Maitland in New York zu führen. Zachary war zu Hause, denn Ende 62 hatte man ihn wegen einer Beinverletzung aus dem Krieg zurückgeschickt. Prompt hatte er Miss Crystal Lonsdale geheiratet, und beide lebten jetzt auf Golden Oaks.
Angela erinnerte sich daran, wie sie Golden Oaks vor zehn Jahren anlässlich des Todes von Jacob Maitlands Frau zum ersten Mal gesehen hatte. Ihr Vater war hingegangen, um sein Beileid auszudrücken, und hatte die kleine Angela mitgenommen. Darauf folgten die vielen Male, die Angelas Vater einen Teil der Ernte in Maitlands Speicher abgeliefert hatte, und in den vergangenen Jahren hatte sie ihn stets begleitet. Doch sie war bisher nie in dem gewaltigen Herrenhaus gewesen. Und jetzt würde sie dort arbeiten!
Angela empfand es nicht als herabsetzend, dass sie nun eine Dienerin sein sollte. In diesem feinen Haus zu arbeiten, würde bedeutend leichter sein, als das Ackerland zu bestellen. Und als Dienerin der Maitlands würde sie Bradford oft sehen, wenn er nach Hause kam. Zwar würde er ihre Liebe nie erwidern können, doch sie würde wenigstens in seiner Nähe sein, und nur das zählte.
Die Kutsche fuhr vor dem Haus vor, und Angela blickte zu den acht riesigen dorischen Säulen auf, die die breite Galerie an der Vorderfront des Hauses säumten. Doch dann schweifte ihr Blick zu jemandem, der aus einem der oberen Fenster schaute. Die Gardinen wurden eilig zugezogen, und Angela war unwohl zumute. Wer hatte ihre Ankunft beobachtet?
»Willkommen auf Golden Oaks, Angela«, sagte Jacob Maitland, der aus dem Haus getreten war, um sie zu begrüßen.
»Vielen Dank, Sir«, entgegnete Angela mit einem scheuen Lächeln, doch dann leuchteten ihre violetten Augen auf, als Hannah hinter Jacob auf der Galerie erschien.
»Missy Angela, ich bin ja so froh, dass Sie hierherkommen wollen!« rief Hannah in ihrer gewohnten Überschwänglichkeit . »Leid hat es mir schon getan, als ich von Ihrem Papa gehört habe, aber jetzt bin ich erleichtert, dass sich jemand um Sie kümmert.«
»Mr. Maitland war sehr freundlich zu mir.«
»Bitte, Angela, ich möchte, dass du mich Jacob nennst. Schließlich sind wir alte Freunde.«
»Einverstanden, Sir - ich meine, Jacob.«
»Das ist schon viel besser.« Jacob lächelte freundlich. »Hannah wird dir dein Zimmer zeigen. Ermüde sie nicht mit deinem Geschwätz, Hannah. Angela hat einen anstrengenden Morgen hinter sich, und ich möchte, dass sie sich heute nachmittag ausruht.« Er wandte sich wieder an Angela. »Wir haben schon zu Mittag gegessen, meine Liebe, aber Hannah wird dir etwas auf dein Zimmer bringen lassen. Zum Abendessen wirst du rechtzeitig gerufen. Mein Sohn Zachary hat die Angewohnheit des Südens angenommen, sich nach dem Mittagessen hinzulegen, und ebenso hält es seine Frau. Das liegt an der Hitze. Du wirst die beiden heute abend sehen.«
»Kommen Sie, Missy«, sagte Hannah und hielt die Tür auf. »Ich hab Ihnen ein Zimmer auf der kühlen Seite des Hauses hergerichtet. Man sieht auf den Fluss , und es weht ein leichter Wind, wenn überhaupt Wind geht.«
Angela folgte Hannah in die Eingangshalle und eilte sich, um mit ihr
Weitere Kostenlose Bücher