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Sündige Liebe

Sündige Liebe

Titel: Sündige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Stuhl zurück. Sein Gesicht wurde plötzlich weiß, und er bekam kaum noch Luft.
    »Vater!« schrie Zachary außer sich vor Schrecken. »Vater! Ich hole Dr. Scarron. Ich werde reiten wie der Teufel, Vater, aber halt so lange durch!«
     

19
    Angela wartete unruhig auf dem Kai. Sie saß auf einem der großen Koffer, in denen ihre Winterkleider waren. Schon vor einer Stunde hatte sie den Passagierdampfer verlassen, und Jacob sollte längst hier sein, um sie abzuholen.
    Ihr Magen knurrte erbost, aber sie wollte sich nicht den Appetit verderben, da Jacob sie zum Abendessen einladen würde. Wenn sie von der Schule nach Hause kam, ging er immer in ein gepflegtes Restaurant mit ihr, bevor sie nach Golden Oaks fuhren. Im letzten Jahr hatte sie das in ihrem Elend wegen Bradfords Ausbleiben nicht wirklich zu schätzen gewusst , doch dieses Jahr würde sie es genießen. Ihre lang anhaltende Traurigkeit war vorbei.
    Eine leichte Brise wehte ihr eine vereinzelte Locke ins Gesicht, die sie wieder unter ihren weißen Hut stopfte. Sie war ganz in Weiß gekleidet, bis hin zu den Schuhen und ihren Seidenstrümpfen. Darum war sie jetzt froh, denn es war ein sehr heißer Nachmittag.
    Auf dem Kai wimmelte es von Menschen, und Angela versuchte, sich auf die Leute zu konzentrieren, doch es gelang ihr nicht. Sie fragte sich wiederholt, wie man sie wohl dieses Mal in Golden Oaks empfangen würde. In den letzten drei Jahren hatten sich Zachary und Crystal bei ihren Besuchen zu Hause die meiste Zeit von Golden Oaks ferngehalten. Aber diesmal kehrte sie nach Hause zurück, um dort zu bleiben, und Hannah hatte ihr im letzten Sommer gesagt, dass Zachary niemals dauerhaft aus Golden Oaks ausziehen würde, und jetzt würde sich Angela gegen Crystal behaupten müssen. Angela freute sich keineswegs darauf.
    Warum konnte Crystal sie nach all diesen Jahren nicht akzeptieren? Ihr Bruder Robert akzeptierte sie doch auch. Angela konnte sich ebenso gepflegt ausdrücken wie das ältere Mädchen. Angela hatte eine wesentlich bessere Ausbildung genossen als Crystal, die die Schule mit vierzehn verlassen hatte. Und Angela wusst e sich bei gesellschaftlichen Anlässen zu benehmen. In jeder äußerlichen Hinsicht waren sie einander gleichgestellt. Warum also konnte Crystal sie nicht akzeptieren? Würde Crystal Angela ihre ärmliche Herkunft zeitlebens vorhalten?
    »Na, sieh mal einer an. Wenn das nicht die feine Dame ist. Gerade in Ferien, was?«
    Angela fuhr zusammen, drehte sich um und sah Billy Anderson ins Gesicht. Er trug einen makellosen blaugrauen Tweedanzug, und bei Billys Anblick riss sie die Augen auf. Seit dem Tag vor sieben Jahren, als er versucht hatte, sie zu vergewaltigen, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Sie hatte sich oft gefragt, was wohl aus Billy geworden war. Bei den Ausflügen in die Stadt, die sie im Lauf der Jahre häufig in Begleitung von Robert Lonsdale oder Jacob unternommen hatte, hatte sie gelegentlich Sam Anderson, seinen Vater, gesehen, aber niemals Billy. Es sah fast aus, als sei er aus Mobile verschwunden.
    »Dir hat es doch nicht die Sprache verschlagen, Angela?« fragte er und verzog verächtlich die Lippen.
    »Nein, ich ... es wundert mich nur, dich zu sehen«, erwiderte sie nervös.
    Er lachte über ihren ängstlichen Blick, den sie nicht verbergen konnte. »Fürchtest du dich vor mir, Angela? Wie ich sehe, trägst du kein Gewehr mehr mit dir rum.«
    Sie wich vor ihm zurück. »Was willst du, Billy?«
    »Nur einen freundschaftlichen Plausch«, sagte er, und in seiner Stimme schwang Sarkasmus mit. »Schließlich warst du noch nie freundlich zu mir.« Plötzlich wurden seine braunen Augen dunkler. »Ein geschickter Zug von deiner Seite, dass du mich bei Maitland Senior verpetzt hast, damit er meinem Vater droht, die Hypothek nicht zu verlängern, wenn ich dich nicht in Ruhe lasse. Pa hat mich zu meinem Onkel in den Norden geschickt, und ich muss te unter diesen verfluchten Yankees leben - und das sogar, während der Krieg noch wütete! Und das alles nur deinetwegen, Angela Sherrington!«
    In seinen Augen stand ein erbitterter Hass , der sie zurückschrecken ließ. Sie bekam kaum noch Luft. »Damit hatte ich nichts zu tun, Billy. Ich habe ihm nie etwas von diesem Tag erzählt. Ich kannte Jacob Maitland damals kaum.«
    »Dafür kennst du ihn jetzt um so besser, stimmt's?«
    »Was willst du damit sagen?«
    Er überhörte ihre Frage und maß sie mit seinen Blicken. »Du bist sogar noch hübscher geworden, als ich erwartet hatte.

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