Sündige Liebe
Angela weder eine Hure noch eine Diebin war. Das mit der Weste war ein Irrtum.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber dieses Mädchen hat eine dreijährige Tochter. Wir haben überprüft, ob es sich auch wirklich um ihr eigenes Kind handelt. Sie haben doch gesagt, das Mädchen sei noch Jungfrau gewesen, als Sie sie kennengelernt haben.«
»Na gut«, sagte Bradford seufzend. »Ich habe diese Reise wohl umsonst unternommen.«
»Es tut mir leid, Bradford«, entschuldigte sich David. »Ich habe Ihnen ein Telegramm geschickt, sobald ich wusst e, dass wir wieder auf einer falschen Fährte waren. Anscheinend hat es Sie nicht mehr rechtzeitig erreicht.«
»Leider nicht«, bemerkte Bradford niedergeschlagen. Seine Hochstimmung war verflogen. »Etwas Ermutigendes können Sie mir nicht berichten?«
»Ich fürchte, nein, Bradford.«
»Eine neue Spur?« fragte Bradford hoffnungsvoll. »Einfach etwas Neues - irgend etwas?«
David wand sich unbehaglich. Er respektierte Bradford Maitland, denn wenn es um Geschäfte ging, war Bradford ein Genie. Aber er hatte das Gefühl, dass Bradford seine Fassung verlor, wenn es um diese undurchsichtige Angela ging.
»Ich muss sie finden, David.«
»Geben Sie auf, Bradford. Diese Zeit und diese Mühen kann das Mädchen kaum wert sein - und auch nicht diese Kosten.«
»Sie ist es wert«, sagte Bradford versonnen. Seine Augen verloren sich in weiter Ferne, als er an die sanften Rundungen, die hypnotischen violetten Augen, die zarte Schönheit und das sonnige Lächeln dachte. »Sie ist noch viel mehr wert.«
David, der wünschte, er könnte Bradford Mut zusprechen, sagte: »Es gab in dieser Schule ein Mädchen, auf das die Beschreibung passt , aber sie kam aus dem Süden, und Sie sagten damals, es sei überflüssig, diesem Hinweis nachzugehen, da Ihre Angela unmöglich aus den Südstaaten kommen könne. Diese Frau namens Barkley sagte zudem aus, es habe in jenem Jahr in der ganzen Schule kein Mädchen namens Smith gegeben. Sie sollten wirklich aufgeben.«
»Nein.«
»Nun gut, Bradford«, sagte David seufzend. »Falls Sie die Detektive, die ich engagiert habe, weiterhin unbedingt bezahlen wollen, dann liegt das bei Ihnen. Ich habe Ihnen einen Rat gegeben, und mehr kann ich nicht für Sie tun. Nur noch ein letztes Wort: Halten Sie nicht an Ihren Hoffnungen fest. Zuviel Zeit ist inzwischen vergangen. Es gibt beim besten Willen keine Anhaltspunkte mehr, denen wir nachgehen könnten.«
»Es gibt noch den, den wir von vornherein ausgeschieden haben. Wenn sonst nichts mehr bleibt, dann suchen Sie im Süden weiter.«
»Wie Sie wünschen«, entgegnete David und stand auf, um die Zusammenkunft zu beenden.
Als er in seinem Hotel ankam, wurde Bradford bereits von einem Portier erwartet. »Dieses Telegramm ist soeben für Sie eingetroffen, Sir«, sagte der Mann lächelnd.
»Vielen Dank«, entgegnete Bradford und sah gelangweilt auf das Stück Papier, das er für das mit Verzögerung eingetroffene Telegramm von David Welk hielt. Doch es enthielt nicht die Nachricht, die er erwartet hatte.
IHR VATER HATTE HERZANFALL. KRITISCH.
KOMMEN SIE SCHNELL. DR. SCARRON.
21
Drei Wochen nach Jacob Maitlands Anfall traf Hannah im Gang vor seinem Schlafzimmer auf Angela. »Schläft der Herr, mein Kind?« flüsterte Hannah, als Angela die Tür zu Jacobs Zimmer schloss .
»Ja, aber ich glaube, wir sollten Dr. Scarron rufen«, flüsterte Angela mit tiefer Betroffenheit.
»Was ist passiert?« fragte Hannah und riss die Augen auf. »Hat sich sein Zustand verschlechtert?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Angela, und in ihre violetten Augen trat ängstliche Sorge. »Er hat brav gegessen, und dann ist er eingeschlafen. Aber schon nach wenigen Minuten hat er geredet wie im Delirium.«
»0 Missy«, sagte Hannah und lachte erleichtert auf. »Das ist kein Grund zur Sorge. Master Jacob spricht oft im Schlaf. Das war schon immer so.«
»Bist du sicher?«
»Klar doch. Erinnern Sie sich nicht? Sonst hätte mein Luke doch nicht rausgefunden, dass Master Bradford für den Norden kämpft. Vor langer Zeit habe ich ihn selbst im Schlaf reden hören, als er auf dem Sofa in seinem Arbeitszimmer eingenickt war.«
Auf dem Weg zur Küche dachte Angela darüber nach, was Jacob im Schlaf gesagt hatte. Jacob hatte dreimal den Namen ihrer Mutter gerufen; sonst nichts, nur Charissa. Sie hatte geglaubt, er hielte sie für ihre Mutter. Doch nach dem, was Hannah ihr gesagt hatte, glaubte sie es nicht mehr. Jacob träumte von Charissa
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