Sündige Rache
und ging sogar so weit, Eve mit einem breiten, unschuldigen Lächeln anzusehen, als er erklärte: »Es war wirklich völlig simpel. Falls gegen einen von Rickers Läden vorgegangen werden sollte, bekam er auf diese Art genügend Zeit, sämtliche Waren auszulagern, den geplanten Deal kurzfristig abzublasen oder sonst etwas zu tun, damit der Polizeieinsatz im Sand verläuft. Falls es gegen einen seiner Konkurrenten ging, konnte er sich bequem zurücklehnen, abwarten, bis dem anderen die Scheiße um die Ohren flog, und dann dessen Kunden und in manchen Fällen die Ware übernehmen. Wenn er sie braucht, hat er sogar Leute bei der Spurensicherung. Außerdem hat er Typen bei den Medien, die Berichte schreiben, die ihn in einem positiven Licht erscheinen lassen, und Politiker, die sich schützend vor ihn stellen, falls doch mal irgendwas nicht ganz nach Plan verläuft. Allerdings hatte ich in letzter Zeit zunehmend das Gefühl, dass er langsam, aber sicher den Überblick verliert.«
»Ricker?«
»Ja. Er nimmt inzwischen selber zunehmend von dem Zeug, mit dem er den Großteil seiner Kohle macht. Ständig mischt er sich dieses widerliche pinkfarbene, mit irgendwelchen Drogen versetzte Gesöff. Ich bin sicher, dass er längst süchtig danach ist. Und das merkt man ihm an. Ich meine, er ist nachlässig geworden und hat sich ein paar Mal echt dämlich angestellt. Und dass er jetzt auch noch einen Polizisten aus dem Verkehr hat ziehen lassen … Ich meine, Himmel, das war saublöd.«
Eves Arm schoss quer über den Tisch, und sie packte Vernon hart am Handgelenk. »Wissen Sie sicher, dass Max Ricker den Mord an Taj Kohli in Auftrag gegeben hat?«
Er hätte gerne ja gesagt. Hätte sich gern damit gerühmt, wie informiert er war. Aber wenn er sie belöge, käme sie ihm womöglich auf die Schliche und fände einen Weg, sich an ihm zu rächen.
Deshalb sagte er: »Ich kann nicht mit Sicherheit behaupten, dass er ihn selbst in Auftrag gegeben hat, aber es gab einiges Gerede.«
»Erzähl mir, was geredet worden ist.«
»Ab und zu gehe ich mit einem von Rickers Leuten einen trinken oder so, und ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht der Einzige gewesen bin, dem aufgefallen ist, dass Ricker ab und zu regelrechte Aussetzer kriegt. Dieser Typ also, Jake Evans, er hat mir vor etwa einem Monat erzählt, dass Ricker irgendwelche Spielchen mit der Dienstaufsichtsbehörde spielt, und dass es ihm einen Heidenspaß macht, dafür zu sorgen, dass sich irgendwelche Bullen gegenseitig fertig machen. So hat er's mir erzählt. Er wusste, dass die Dienstaufsicht einen ihrer Männer in den Laden eingeschleust hatte, um herauszufinden, ob dort irgendwelche Kollegen irgendwelchen unsauberen Machenschaften nachgehen. Nur, dass es dort keine unsauberen Kollegen gab. Alles klar?«
»Alles klar?«
»Also gut. Ricker selber hatte das Gerücht gestreut, dass es dort etwas zu finden gibt. Ricker, so hat Evans gesagt, hatte es drauf angelegt, Ärger in dem Club zu machen, und aus dem Grund haben seine Leute hin und wieder irgendwelche Drogen dort vertickt. Dann aber hatte er anscheinend eine noch bessere Idee und einen Bullen auf den anderen angesetzt. Psychologisches Spielchen, hat Evans das genannt. Ricker hat eine Vorliebe für solches Zeug. Er hat also falsche Informationen über einen Bullen an den nächsten weitergegeben. Dieser zweite Bulle … können Sie mir noch folgen?«
»Ja. Red einfach weiter.«
»Okay, dieser zweite Bulle hat irgendein Problem. Persönlich oder so, und Ricker streut weiter Salz in diese Wunde und lässt ihm falsche Informationen zukommen, die diesen Bullen denken lassen sollen, dass der erste Bulle, das heißt Kohli, irgendwelchen Dreck am Stecken hat. Aber das war noch nicht alles. Irgendwie ging es darum, dass das, was Kohli verbrochen haben sollte, den zweiten Bullen direkt betraf. Evans hat gesagt, es wäre furchtbar kompliziert und hochriskant, und auch wenn Ricker nur Andeutungen über diese Sache machen würde, hätte er, Evans, dabei ein ziemlich ungutes Gefühl. Rickers Mann bei der Dienstaufsicht … er hat auch dort jemanden in der Tasche … also, der sollte dafür sorgen, dass der zweite Bulle die falschen Informationen zugespielt bekommt. Und es hat anscheinend funktioniert.«
Vernon war so klug sich nicht anmerken zu lassen, wie aufregend er die Geschichte fand. »Und als Kohli dann ermordet worden ist und klar war, dass der Täter ein Kollege von ihm war, ging ich davon aus, dass Ricker hinter all dem
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