Sündige Rache
Geschichte in den Medien kam, war ich der Überzeugung, Cassandra ginge es um die Sicherheit und die Wahrung der Rechte der Menschen in Amerika. Gut, durch Einsetzen paramilitärischer Mittel. Aber das ist durchaus legal.«
»Wirklich bedauerlich, dass Sie sich nicht etwas gründlicher mit Cassandra beschäftigt haben. Ich hätte angenommen, dass man sich, bevor man über zehn Millionen schwer verdienter Dollar in eine Gruppe investiert, erst mal mit ihr befasst.«
»Das war ein Fehler, den ich zutiefst bedauere. Der Angestellte, der für die Spenden zuständig war, wurde umgehend eliminiert.«
»Verstehe. Aber um auf Ihre Festnahme zurückzukommen: Sie wurden wegen mehrerer Dinge, die nicht in den Deal mit der Staatsanwaltschaft eingeschlossen waren, vor Gericht gestellt. Allerdings gingen Beweismittel verloren und bestimmte Daten der Operation, die zur Durchsuchung des Ihnen gehörenden Lagerhauses und zu Ihrer Verhaftung geführt hatten, wurden unwiederbringlich zerstört.«
»Ist das die offizielle Version?« Er warf so schwungvoll seinen Kopf zurück, dass die Silberspitzen seiner Haare wippten. »Die Beweise waren dünn und unvollständig, beziehungsweise auf eine geradezu lächerlich amateurhafte Weise von der Polizei gefälscht, nur, um ein Lagerhaus stürmen zu können, das zwar in meinem Besitz ist, aber von einem unabhängigen Subunternehmer verwaltet wird.«
Seine Augen begannen erneut zu blitzen, seine Stimme wurde lauter, und seine todbringenden Fingernägel trommelten noch schneller auf der Lehne seines Stuhls.
»Die ganze Sache war nichts anderes als ein Akt der Willkür, und meine Anwälte erwägen deshalb ernsthaft eine Klage gegen die New Yorker Polizei.«
»In welcher Beziehung standen Sie zu Detective Taj Kohli?«
»Kohli?« Auch wenn er weiterlächelte, wurde das Glitzern seiner Augen merklich härter, als er erwiderte: »Ich fürchte, dieser Name sagt mir nichts. Ich habe natürlich viele Bekannte bei der Polizei. Schließlich habe ich die Männer und die Frauen, die uns schützen sollen, immer schon nach Kräften bei ihrer Arbeit unterstützt. Aber der Name Kohli … das heißt, warten Sie eine Sekunde.«
Er hob einen Finger an seine Lippen und fing – zur Hölle mit dem Kerl – tatsächlich leise an zu kichern, ehe er erklärte: »Kohli, ja natürlich. Ich habe von der Tragödie gehört. Er wurde vor kurzem umgebracht, nicht wahr?«
»Kohli war bei der Sonderermittlungsgruppe, die Ihr New Yorker Lagerhaus gestürmt und Sie Waren im Wert von mehreren Millionen Dollar gekostet hat.«
»Mr Ricker konnte niemals eine direkte Verbindung zu dem Lagerhaus, den dort befindlichen Labors und der Verteilerstelle in New York nachgewiesen werden, die von der Polizei entdeckt und geschlossen worden ist. Wir erheben deshalb Einwände gegen die Behauptung, dass es eine solche Verbindung gab«, ertönte die Stimme eines Anwalts, doch weder Eve noch Ricker wandten den Kopf.
»Es ist wirklich ein Unglück, dass Detective Kohli ermordet worden ist, Lieutenant. Aber werde ich jetzt jedes Mal verhört, wenn ein Polizist ein tragisches Ende nimmt? Falls ja, nehme ich an, dass das als erneuter Willkürakt gegen mich gewertet werden kann.«
»Nein, das kann es nicht, denn schließlich haben Sie diesem Gespräch ohne Vorbehalte zugestimmt.« Jetzt verzog sie ihren Mund zu einem Lächeln. »Ich bin sicher, dass das Ihre Flotte von Anwälten genauso sieht. Kohli ist für die Details zuständig gewesen, Mr Ricker.
Er hatte dafür einen ausgeprägten Sinn. Als Geschäftsmann und als Mann von Welt stimmen Sie sicher mit mir darin überein, dass die Wahrheit häufig in Details zu finden ist – und die Wahrheit kommt, egal, wie tief sie vergraben ist, früher oder später unweigerlich ans Licht. Dazu bedarf es nur einer Person, die an der richtigen Stelle gräbt. Ich selber bin ein großer Fan der Wahrheit, und es gefällt mir ganz und gar nicht, wenn einer meiner Kollegen ermordet wird. Deshalb sind die Suche nach der Wahrheit und die Suche nach dem Menschen, der Kohli auf dem Gewissen hat, für mich so etwas wie eine persönliche Mission.«
»Sie werden es geradezu als Beleidigung empfunden haben, dass Ihr Kollege auf so brutale Art und Weise und zusätzlich in einem Etablissement, das Ihrem Mann gehört, ermordet worden ist.« Vor freudiger Erregung bekam seine Stimme einen etwas schrillen Klang. »Unangenehm, nicht wahr? Und zwar für Sie beide. Ist das der Grund, weshalb Sie, statt Ihren Gatten zu
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