Sündige Seide: Roman (German Edition)
sonderbar. Was macht dir solche Angst?«
Er krächzte nur ein Wort: »Wodu.«
Kapitel 20
Kurz vor sechs scheuchte Yasmine sie auf. Sie riß die Tür auf, stürmte ins Zimmer und blieb schliddernd stehen, als sie Claire entdeckte, die sich im Doppelbett an Cassidy kuschelte. »Ach du Scheiße!«
Der Ausruf riß Claire aus dem Tiefschlaf. Sie setzte sich auf, strich sich das Haar aus den Augen und faßte nach dem Bettzipfel, um ihre Brüste zu bedecken, die nach der Liebesnacht rosig und zart wirkten.
Durch die plötzliche Bewegung geweckt, rollte sich Cassidy auf den Rücken. »Was ist denn?« Er folgte Claires entsetztem Blick und sah Yasmine, die sie beide ein paar Sekunden lang anstarrte, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte, aus dem Zimmer lief und die Tür hinter sich ins Schloß fallen ließ.
»Da stimmt was nicht.« Claire langte nach ihrem Nachthemd, das über dem Fußende des Bettes hing.
»Wie meinst du das? Was stimmt nicht? Wie spät ist es?« Cassidy stützte sich auf seine Ellbogen und schüttelte schlaftrunken den Kopf.
»Mit Yasmine ist was.«
»Claire?«
Sie hatte sich einen Morgenmantel über das Nachthemd gezogen. Als sie auf dem Weg zur Tür am Bett vorbeikam, schoß seine Hand vor und ergriff ihren Arm. Unter schweren Lidern sah er zu ihr auf. Sie wußte, was der Blick bedeutete, und Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch auf. »Ich kann nicht«, flüsterte sie sehnsüchtig. »Yasmine braucht mich.«
»Ich brauche dich auch.«
»Du hast mich schon gehabt«, erklärte sie mit einem schüchternen Lächeln.
Hin- und hergerissen zwischen Loyalität und Begierde, sah sie erst zur Tür und dann wieder auf ihn. »Ich muß mit ihr reden, Cassidy.«
»Okay«, knurrte er. »Aber ich bin ein schlechter Verlierer.« Er hob ihre Hand an seinen Mund und küßte sie herausfordernd in die Handfläche. »Beeil dich.«
»Versprochen.«
Der Gang lag im grauvioletten Dämmerlicht. Eilig schlich sie zur Treppe und machte sich auf Zehenspitzen, um niemanden aufzuwecken, auf den Weg nach unten. Sie warf kurz einen Blick in den zweiräumigen Salon, entdeckte Yasmine aber nicht. Sie wollte schon am Eßzimmer vorbeilaufen, als sie eine Bewegung an der Bar bemerkte. Sie machte kehrt und stellte sich zu Yasmine.
Das ehemalige Mannequin hielt eine Karaffe hoch. »Einen Drink?«
»Yasmine, was ist los?«
»Wieso kümmert dich das? So wie du aussiehst, hast du vermutlich eine Wahnsinnsnacht in deinem kleinen Doppelbettchen hinter dir. Du und der Detective und beide ganz pudelnackt, wie? Hmmm-mmm. Einfach toll.«
»Er ist kein Detective, und du bist ungerecht. Wieso stört es dich, wenn ich mit Cassidy schlafe?«
Sie drehte sich um, ein Cocktailglas voller Wodka in der Hand. »Es stört mich nicht. Im Gegenteil, ich geb’ keinen nassen Rattenfurz darauf, womit du fickst.«
»Mit wem ich ficke«, verbesserte sie Claire. »Wenn du mich schon beleidigen willst, dann wenigstens grammatikalisch richtig.«
Yasmine setzte ihr Glas hart auf der Bar auf. Sie versuchte, ihren Zorn zu unterdrücken, konnte es aber nicht. Ein Lächeln flatterte ihr um die Mundwinkel. »Claire Louise Laurent. Immer korrekt und anständig.« Sie grinste Claire flüchtig an, dann fiel ihr Lächeln in sich zusammen wie ein Soufflé. Sie senkte den
Kopf, bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und begann zu schluchzen.
Claire legte einen Arm um sie und führte sie zu einem der gepolsterten Barhocker. »Was ist denn, Yasmine?« fragte sie und strich ihr das Haar zurück. »Wenn du so gemein wirst, muß etwas Schreckliches passiert sein.«
»Das Arschloch hat mir den Laufpaß gegeben.«
Das hatte Claire befürchtet. Das Unausweichliche war geschehen. Sie war immer überzeugt gewesen, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis Yasmine von ihrem verheirateten Liebhaber verstoßen würde, und sie hatte sich vor diesem Tag gefürchtet. Sie zog ihre Freundin an ihre Schulter, damit sie sich daran ausweinen konnte.
»Dieser Hurensohn hat mich von Anfang an belogen«, sagte Yasmine mit tränenerstickter Stimme. »Er hätte seine Frau nie verlassen. Er hat nie vorgehabt, mich zu heiraten oder mit mir zusammenzuleben. Ich war so blöd, Claire, so gottverdammt blöd.« Sie trommelte mit den Fäusten auf die Bar. »Warum hab’ ich mich nur so verarschen lassen?«
»Liebe macht blind. Ihretwegen tun wir Dinge, die schlecht für uns sind. Wir wissen, daß sie schlecht sind, und tun sie trotzdem.«
Yasmine setzte sich auf und wischte sich die Nase am
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