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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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daß Gott es nicht ertragen kann, zu lange von ihnen getrennt zu sein. Schon vor ihrer Geburt ist ihnen ein kurzes Leben vorherbestimmt. Das Leben ist ihnen eine Last, deshalb durcheilen sie es nur, um endlich in jene Welt zurückkehren zu können, die so makellos ist wie sie selbst.« Wie es in New Orleans Brauch war, hatte es eine Parade mit einer Jazzband quer durchs französische Viertel gegeben, um die Heimkehr seiner Mutter in eine ihr würdige Welt zu feiern.
    Er hatte diesen Unsinn nicht geglaubt, als er ein Teenager gewesen war, der krampfhaft versucht hatte, nicht lauthals um seine Mutter zu weinen. Er glaubte ihn auch jetzt nicht. Aber er fühlte sich besser, wenn er sich so was vorsagte. Er war außerdem jeden Tag zur Messe gegangen und hatte inbrünstig um Yasmines Seelenheil gebetet.
    Als wäre ihr Tod allein nicht belastend genug, regte er sich darüber auf, wie die Presse über sie herzog. Die Verleumdungen fand er ungeheuerlich und unfair, vor allem, da sie sich nicht mehr verteidigen konnte.
    Cassidy hatte Andre am frühen Morgen angerufen, und angesichts der Schlagzeilen überraschte es ihn nicht. Er hatte damit gerechnet und sich fast auf den Anruf gefreut, denn auf diese Weise konnte er seinem Zorn über die Respektlosigkeit, mit der man Yasmine behandelte, Luft machen.
    »Die Frau ist tot, Mr. Cassidy«, hatte er giftig erklärt. »Sie kreisen über ihrer Leiche wie ein Aasgeier. Es ist obszön, entwürdigend und verabscheuenswert, wie Sie von Menschen zehren, die sich nicht mehr verteidigen können.«
    »Sparen Sie sich den Quark, Andre. Ich habe eine Frage an Sie, und Sie sollten mir ehrlich antworten, denn sonst komm’ ich rüber und knips’ Ihnen die Knospe vom Stengel, und ich meine damit nicht die Blume in Ihrem Knopfloch. War Yasmine in der Nacht, in der Jackson Wilde ermordet wurde, im Fairmont – Hotel?«
    »Ihre Ausdrucksweise ist widerwärtig. Ich hätte gute Lust, mich bei Ihrem Vorgesetzten –«
    »Ob sie in dem Scheißhotel war!« hatte ihn Cassidy aus dem Hörer angebrüllt.
    Andre riß sich zusammen, strich sich mit einer feuchten Hand über den Kopf und sagte: »Sie haben die Kartei gesehen. War ihr Name in der Gästeliste aufgeführt?«
    »Danach habe ich Sie nicht gefragt.«
    »Mehr habe ich nicht zu sagen.«
    Cassidy hatte es noch einmal versucht, diesmal in beschwichtigendem, freundlichem Ton. »Ich weiß, daß Yasmine Ihre
Freundin war. Es tut mir leid, daß sie tot ist. Ihre Schönheit war atemberaubend, und ich habe sie bewundert. Ich verstehe, was Sie angesichts ihres tragischen Todes empfinden.
    Die Spekulationen der Presse sind zum Teil völlig abwegig. Yasmine war kein Junkie und auch keine militante Bürgerrechtlerin. Sie können ihr eine schlechte Presse ersparen, wenn Sie sich mir anvertrauen. Und bedenken Sie, was Sie Claire damit ersparen.«
    »Spielen Sie meine Freunde nicht gegeneinander aus, Mr. Cassidy.«
    »Das versuche ich auch gar nicht. Aber wenn Yasmine Wilde tatsächlich umgebracht hat, dann bedeutet das, daß Claire unschuldig ist. Wollen Sie ihr nicht helfen?«
    »Nicht, wenn ich dadurch eine andere Freundin belaste, die ebenfalls unschuldig ist, die tot ist und die sich nicht verteidigen kann.«
    »Über ihre Schuld oder Unschuld wird noch in einer Untersuchung entschieden.« Er hatte hören können, wie Cassidy die Geduld ausging. »Sagen Sie mir bloß, ob Sie Yasmine in der Mordnacht in Ihrem Hotel gesehen haben.«
    »Sie verstehen es, mit Worten umzugehen, Mr. Cassidy, aber Ihre Motive sind eigennützig. Sie haben offensichtlich nichts gegen Yasmine in der Hand. Und soweit es mich betrifft, werden Sie auch nichts in Ihre Hand bekommen. Sie haben mich einmal hinters Licht geführt. Das ist einmal zuviel. Adieu.«
    »Ich kann Sie in Beugehaft nehmen«, hatte Cassidy gedroht.
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Ich werde Ihnen trotzdem keine andere Antwort geben.«
    Dabei hatten sie es belassen. Andre hatte schon halbwegs damit gerechnet, daß Sturmtruppen aus dem Rathaus mit einem Haftbefehl in der Hand durch die Tür stürmen würden. Aber was Cassidy auch tun mochte, es ließ ihn kalt. Nicht einmal roher Gewalt würde er sich beugen. Die Vermutung, daß Yasmine Jackson Wilde umgebracht hatte, war einfach lächerlich. Sie war unbegründet und falsch. Um genau zu sein, überlegte Andre, während er aufstand, um sich schon wieder die Hände zu waschen, war das unmöglich.
    »Das ist unmöglich.«
    Claire stemmte sich ihm entgegen, aber

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