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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Cassidy schleifte sie trotzdem durch den Seiteneingang in das Gebäude der Staatsanwaltschaft. Der Haupteingang wurde von Jackson Wildes Jüngern belagert, die dort eine Mahnwache abhielten. Sie hatten frisches Blut geleckt, diesmal Yasmines, auch wenn sie schon tot war.
    Zweifellos war Ariel Wilde zu Ohren gekommen, daß Yasmines Selbstmord und der Mord an Jackson Wilde aufgrund der Waffe miteinander zu tun hatten. Sie hatte keine Zeit verloren und ihre Gefolgschaft erneut zu spiritueller Raserei aufgepeitscht. Sie war eine geniale Strategin, die es verstand, aus dem Handgelenk einen hocheffektiven Angriff zu organisieren. Dabei konnte sie sich auf die unerschütterliche Treue ihrer Gefolgsleute verlassen, die sie nicht weniger verehrten als Jesus.
    »Soll das heißen, daß Yasmine Jackson Wilde umgebracht hat?« fragte Claire, während Cassidy sie in einen Aufzug schob und die Taste für den ersten Stock drückte.
    »Ich habe es auch nicht geglaubt, bis ich mit eigenen Augen die Untersuchungsergebnisse gesehen habe.«
    »Sie sind falsch. Jemand hat sich geirrt.«
    »Ich habe sie zweimal überprüfen lassen, Claire. Es besteht nicht der leiseste Zweifel. Die Kugeln wurden aus derselben Waffe abgefeuert. Verflucht, warum hast du mir nicht erzählt, daß Yasmine eine Waffe hatte? Wenn du es mir verraten hättest, könnte deine Freundin noch leben.«
    Mit einem Klagelaut drückte sich Claire gegen die Fahrstuhlwand, um so weit wie möglich von ihm wegzukommen. »Du bist ein hinterfotziger Dreckskerl, Cassidy.«
    Die Aufzugtür glitt zurück. »Nach dir«, bat er mit samtweicher Stimme. Er wartete, ließ ihr keine andere Wahl, als aus dem Aufzug zu treten. »Hier lang. Wir werden das jetzt ein für allemal klären.« In seinem Eckbüro knallte er die Tür hinter ihnen zu, schälte sich aus seinem Mantel und deutete auf einen Stuhl. »Mach’s dir ruhig bequem. Du wirst hier erst wieder rausgehen, wenn ich dieser Sache auf den Grund gegangen bin.«
    »Du hast meine Mutter gefragt, ob Yasmine vielleicht Reverend Wilde umgebracht hat. Deshalb war sie so aufgeregt.«
    »Ich habe sie gefragt, ob sie gewußt hat, daß Yasmine eine Waffe besaß. Ich habe sie gefragt, ob Yasmine jemals davon gesprochen hat, Wilde zu erschießen. Und so weiter. Ich schwöre dir, ich war so zurückhaltend wie möglich.« Claires Miene blieb abweisend. »Ich habe nur meine Arbeit getan, Claire.«
    »O ja, deine verfluchte Arbeit.« Sie strich ihr Haar zurück. Selbst diese kleine Geste schien ungeheure Energien zu kosten. Tiefe Schatten lagen unter ihren Augen; sie sah todmüde aus. »Darf ich wenigstens anrufen und mich nach ihr erkundigen?«
    Er deutete auf das Telefon, steckte dann den Kopf aus der Tür und rief nach zwei Tassen Kaffee. Bis eine Sachbearbeiterin mit zwei dampfenden Styroporbechern angelaufen kam, hatte Claire ihr kurzes Gespräch schon wieder beendet.
    »Das Gumbo steht auf dem Herd. Sie spielen Ginrommé. Mama gewinnt.«
    Ihr Lächeln hätte einer Madonna mit schlafendem Kind Ehre gemacht. Ihre Lippen sahen weich und wunderschön aus, wenn sie so lächelte. Cassidy versuchte, nicht daran zu denken, wie diese Lippen schmeckten. »Kaffee?«
    »Nein danke.«
    »Nimm ihn. Du wirst ihn brauchen.«
    Sie zog die Tasse zu sich her, ließ sie aber stehen. Sie setzte sich bequemer hin, schlug die Beine übereinander und faltete die Hände im Schoß, dann sah sie ihn an. »Also? Fragen Sie schon, Herr Staatsanwalt.«
    »Laß das, Claire.«
    »Was?«
    »Mach mir die Arbeit nicht noch schwerer, als sie ohnehin schon ist.«
    »Ich dachte, je schwerer sie ist, desto besser gefällt sie dir.«
    Er beugte sich über sie. »Glaubst du, es macht mir Spaß, dich über Yasmine auszufragen? Ich weiß, wie nah ihr euch wart und wie sehr dich ihr Selbstmord mitgenommen haben muß.«
    »Aber das kann dich nicht aufhalten, oder? Du suchst doch nur jemanden, den du den Löwen zum Fraß vorwerfen kannst.«
    Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ja, verdammt. Und mir ist scheißegal, wer es ist, solange du es nicht bist!«
    Eine Zeitlang schwiegen beide angespannt. Seine Augen verrieten mehr, als er aussprechen durfte, aber sie begriff die Botschaft. Sie senkte den Blick und damit ihre Waffen.
    »Yasmine kann Jackson Wilde unmöglich ermordet haben«, beschwor sie ihn leise. »Du glaubst doch bestimmt nicht, daß sie es war.«
    »Warum sollte ich das nicht glauben?«
    »Sie kannte ihn nicht einmal persönlich. Was für ein Motiv soll sie denn

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