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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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beinahe seinen Sherry verschüttete.
    »Gott sei Dank!« rief sie aus, sobald sie Mary Catherine entdeckt hatte. »Ich dachte schon, sie hätte sich wieder rausgeschlichen.«
    Die Hinzugekommene war mindestens einen Meter achtzig groß und hatte lange, schlanke Gliedmaßen wie eine Gazelle. Ihr außergewöhnlicher Körper war in einen weißen Frotteekimono gewickelt, der ihr knapp bis zum Schenkel reichte. Um ihren Kopf hatte sie wie einen Turban ein Handtuch gewickelt. Selbst ohne Make-up war ihr Gesicht atemberaubend – weit auseinanderliegende, mandelförmige Augen; eine kleine, gerade Nase; volle Lippen; ein gerader Kiefer mit hervorspringendem Kinn; hohe, deutlich erkennbare Jochbögen. Sie bewegte sich hoheitsvoll wie eine afrikanische Königin, als sie in den Raum kam.
    »Entschuldige, Claire. Ich habe Harry früher freigegeben und wollte nur kurz duschen. Als ich wieder rauskam, war Mary Catherine weg. Alle anderen waren schon heimgegangen. Mein Gott, ich dachte, diesmal hätte ich es wirklich verbockt.«
    »Es ist alles in Ordnung, Yasmine.«
    »Wer ist er?« Sie wandte sich mit unverhohlener Neugier an Cassidy.
    Claire stellte sie knapp einander vor. Er schüttelte eine Hand, die genauso lang war wie seine, aber viel schlanker. Selbst aus der Nähe war ihre milchkaffeebraune Haut makellos, fast porenlos. Er entdeckte ein paar Wassertropfen, woraus er schloß, daß sie sich nicht einmal abgetrocknet hatte. Bestimmt hatte sie außer dem Kimono nichts an, aber trotzdem wirkte sie keineswegs verlegen, sondern schenkte ihm ein strahlendweißes Lächeln.
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Cassidy.«
    »Die Freude ist ganz meinerseits. Ich bewundere Ihre Arbeit.«
    »Danke.« Sie schaute zu Claire, als erwartete sie eine Klarstellung, und dann wieder auf Cassidy. »Muß ich wissen, wer Sie sind und weshalb Sie hier sind?«
    »Nein.«
    Kurz herrschte angespannte Stille. Schließlich griff Claire ein. »Yasmine, kannst du Mama wieder nach oben bringen? Sie kann ihren Sherry mitnehmen. Ich komme zum Essen hoch, sobald ich mich von Mr. Cassidy verabschiedet habe.«
    Yasmine sah ihre Freundin fragend an, aber Claires Miene blieb ausdruckslos. »Komm, Mary Catherine«, sagte sie. »Claire hat noch zu tun.«
    Mary Catherine hatte nichts dagegen einzuwenden. Sie stand auf und streckte Cassidy wieder die Hand hin. Diesmal dachte er, was soll’s, und hob den Handrücken an seine Lippen. Sie zierte sich, lächelte und bat ihn, seiner Familie doch bitte ihre Grüße zu übermitteln. Dann schwebte sie, Duftschwaden von Rosenparfüm und Sherry hinter sich herziehend, am Arm der hinreißenden Yasmine aus dem Raum.
    Sowie sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, wandte er sich an Claire. »Ich weiß, wie schwer das sein kann. Mein Vater litt jahrelang an Alzheimer, bevor er starb.«
    »Meine Mutter leidet nicht an Alzheimer, Mr. Cassidy. Sie bringt bloß manchmal Vergangenheit und Gegenwart durcheinander. Manchmal hält sie die Leute für jemand anderen, jemanden aus der Zeit davor.«
    »Vor was?«
    »Bevor sie so wurde, wie sie jetzt ist«, antwortete sie steinern. »Man könnte sagen, sie spinnt, sie hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, eine Meise, einen Sprung in der Schüssel. Bestimmt kennen Sie all die grausamen Ausdrücke. Ich kenne sie jedenfalls. Schließlich ist sie seit meiner Kindheit so. Ich bin Ihnen zwar dankbar, daß Sie sie so freundlich behandelt haben, aber ich habe nicht vor, mit Ihnen über ihre Krankheit zu diskutieren. Um genau zu sein, ich werde mit Ihnen über gar nichts mehr diskutieren.«
    Sie stand auf und zeigte ihm damit, daß für sie ihr Gespräch zu Ende war. »Ich bin Jackson Wilde nie begegnet, Mr. Cassidy. Wenn Sie hierhergekommen sind, um das zu erfahren, dann wissen Sie es jetzt. Ich bringe Sie hinaus.«
    Als sie an ihm vorbeikam, packte er sie am Oberarm und hielt
sie zurück. »Sie begreifen es einfach nicht, wie? Oder wenn Sie es begreifen, dann lassen Sie es sich nicht anmerken.«
    »Lassen Sie meinen Arm los.«
    Der Stoff ihres Ärmels war so weich und nachgiebig, daß er das Gefühl hatte, ihre nackte Haut zu berühren. Seine Knöchel waren in ihre nachgiebige, volle Brust gebettet. Langsam und erschreckend widerwillig löste er seine Finger wieder und ließ sie los.
    »Was soll ich ›begreifen‹, Mr. Cassidy?«
    »Daß ich nicht zum Plaudern und Sherrytrinken hergekommen bin.«
    »Nein?«
    »Nein. Ich bin gekommen, um Sie im Zusammenhang mit dem Mord an Jackson Wilde

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