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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Farbenprismen auf die weißgetünchten Wände und den Hartholzboden legten.
    »Nein danke. Nichts.«
    »Darf ich Ihnen Ihr Jackett abnehmen?« Sie streckte die Hand danach aus.
    Er wollte es ihr schon geben, überlegte es sich aber anders.
    »Nein danke. Es geht schon. Verzeihen Sie meine lässige Garderobe, aber da unten ist es wie im Brutkasten.«
    Weil sie seinen Erwartungen nicht entsprach, hatte er ein paar Sekunden lang die Kontrolle verloren. Cassidy versuchte immer alles unter Kontrolle zu behalten, und irgendwie wollte er es ihr mit der letzten Bemerkung heimzahlen, daß sie ihn darum gebracht hatte.
    Ihre Augen flackerten defensiv, aber sie beschloß, nicht darauf einzugehen. »Ja, manchmal kann es unangenehm warm werden. Bitte setzen Sie sich.«
    »Danke.«
    Er ging zu einem der Sessel, nahm Platz und drapierte das Sakko über sein Knie. Sie setzte sich auf den Diwan gegenüber. Er bemerkte, daß ihr Lippenstift abgegangen war, als hätte sie sich in tiefer Konzentration die breite Unterlippe zwischen die Zähne gezogen. Ihr Haar war von einem hellen Kastanienbraun, das im Sonnenlicht aufflammte. Sie mußte sich mit den Händen oder dem Stift hindurchgefahren sein, denn die Locken und Wellen waren zerzaust.
    Schon jetzt wußte er einiges über sie. Erstens war Claire Laurent ein Arbeitstier. Sie war weder weiblich affektiert noch eitel. Und sie gehörte zu den Frauen, die ihre Nervosität mit Zuvorkommenheit zu tarnen versuchten. Nur der Pulsschlag unten an ihrem eleganten, glatten Hals verriet sie.
    Von ihrem Hals wanderten seine Augen zu dem Anhänger, der ihr an einer schwarzen Seidenschnur um den Hals hing. Sie folgte seinem Blick und sagte: »Ein Geschenk von meiner Freundin Yasmine.«
    »Was ist da drin?« Die kleine Phiole auf ihrem Busen enthielt eine durchsichtige Flüssigkeit. »Ein Liebestrank?«
    Er konnte es fast klicken hören, als ihre Blicke sich trafen. Plötzlich wünschte sich Cassidy, er wäre gestern abend nicht mit einem Halbsteifen ins Bett gegangen. Und er wünschte sich, er wäre nicht in offizieller Angelegenheit hier.
    Sie zog den Stöpsel aus der Phiole. Am Ende des kurzen Stäbchens befand sich eine winzige Schlaufe. Sie hob sie an die
Lippen und pustete hindurch. Dutzende winziger irisierender Blasen stiegen auf und schwebten ihr ums Gesicht.
    Er lachte, teils weil ihn die Blasen überraschten, teils, um die aufgestaute Energie abzulassen.
    »Eine kleine Zerstreuung, um mich von der Arbeit abzulenken«, meinte sie. »Yasmine macht mir öfters solche Geschenke. Sie sagt, ich nehme mich zu ernst.« Lächelnd stöpselte sie die Phiole wieder zu.
    »Tun Sie das?«
    Sie wich seinem Blick nicht aus. »Was?«
    »Sich zu ernst nehmen?«
    Er erkannte an ihrer Reaktion, daß er zu weit gegangen war. Ihr Lächeln gefror. Immer noch freundlich, aber mit leiser Ungeduld fragte sie: »Weshalb sind Sie zu mir gekommen, Mr. Cassidy?«
    »Wegen Reverend Jackson Wilde.« Er warf ihr den Namen ohne jede Vorrede hin. Wie ein Fehdehandschuh lag er zwischen ihnen. Sie hob ihn nicht auf, sondern schaute Cassidy bloß fragend an. Er sah sich gezwungen, weiter auszuholen. »Ich nehme an, Sie haben von dem Mord an ihm gehört.«
    »Natürlich. Haben Sie mich nicht im Fernsehen gesehen?«
    Das traf ihn unvorbereitet. »Nein. Wann denn?«
    »Am Tag, an dem Reverend Wildes Leichnam gefunden wurde. Das war vorgestern, nicht wahr? Die Reporter wollten ein Statement von mir. Anscheinend war ich ihnen nicht theatralisch genug, denn ich habe es nicht in die Abendnachrichten geschafft.«
    »Waren Sie erleichtert oder enttäuscht, daß man Sie rausgenommen hat?«
    »Was vermuten Sie?« Das Lächeln war verschwunden.
    Cassidy versuchte es anders. »Was wissen Sie über den Mord?«
    »Was ich weiß?« wiederholte sie achselzuckend. »Nur was ich in den Zeitungen gelesen und im Fernsehen gesehen habe. Warum?«
    »Waren Sie mit Reverend Wilde bekannt?«
    »Meinen Sie damit, ob ich ihm jemals begegnet bin? Nein.«
    »Niemals?«
    »Nein.«
    »Aber er kannte Sie.« Sie schwieg, aber sie sah nicht mehr ganz so ruhig, kühl und gefaßt aus wie noch vor wenigen Augenblikken. »Oder nicht, Miss Laurent? Immerhin so gut, daß die Medien Ihre Meinung hören wollten, als man ihn gefunden hatte.«
    Sie befeuchte sich die Lippen mit einer zarten, rosa Zunge, die ihn kurzfristig aus dem Konzept brachte. »Reverend Wilde kannte mich dem Namen nach, als Besitzerin von French Silk. Er verdammte mich von der Kanzel aus als

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