Sündige Seide: Roman (German Edition)
stecken wir hier in Nashville fest – aus den Augen, aus dem Sinn. Höchste Zeit, daß wir ein bißchen Wirbel machen und wieder in die Schlagzeilen kommen. Wir sollten den Cops in New Orleans klarmachen, daß Jackson Wildes Witwe und Sohn den kaltblütigen Mord an ihrem geliebten Mann und Vater nicht vergessen haben.«
»Bist du sicher, daß es gut ist, sie daran zu erinnern?«
Sie schenkte ihm einen eisigen Blick. »Jackson hatte Legionen von Feinden.« Sie legte die Zeigefinger gegeneinander und tippte sich damit an die Lippen. »Und eine seiner Feindinnen sitzt in New Orleans.«
»Was hat das zu bedeuten?«
Cassidy hatte schlechte Laune. Das Gespräch mit Howard Glenn trug nicht dazu bei, sie zu bessern. Am Tag, nachdem er mit Claire Mary Catherine aus dem Pontchartrain abgeholt hatte, hatte Cassidy Glenn alles berichtet. Alles, außer dem Kuß.
»Sie hat also nicht abgestritten, daß das ihre Stimme auf dem Band ist?« hatte Glenn gefragt.
»Nein, weil sie einen guten Grund hatte, in dieser Nacht ins Fairmont zu kommen.«
»Sie wollte den Priester umnieten.«
»Oder ihre Mutter abholen, wie sie behauptet.« Glenn war skeptisch geblieben. »Schauen Sie, Glenn, diese Sache gestern nacht war bestimmt nicht inszeniert. Mary Catherine Laurent ist tatsächlich psychisch krank, und Cl... Miss Laurent beschützt sie wie eine Bärenmama ihr Junges.«
Er hatte ihn über Claires Beziehung zu Andre Philippi aufgeklärt. »Sie kennen sich schon aus ihrer Kinderzeit. Es ist also verständlich, daß er gelogen hat, um sie zu schützen. Das ist alles.«
»Je tiefer wir graben, desto interessanter wird’s.«
»Aber wir müssen vorsichtig graben.«
»Das heißt?«
»Man kriegt nichts aus einer Frau wie Claire Laurent heraus, wenn man nach Camel riecht und mit Flüchen um sich schmeißt. Ich halte es für besser, wenn Sie sie mir überlassen.«
»Ach ja?«
»Sie findet Sie unangenehm.«
Glenn hatte sich bequemer in den Sessel gelümmelt und die Fußknöchel übereinandergeschlagen. »Und was hält sie von Ihnen, Cassidy?«
»Was wollen Sie damit andeuten?« hatte er ihn angefahren und seinen Stift auf den Tisch geknallt.
Glenn hatte abwehrend die Hände gehoben. »Nichts, gar nichts. Mir ist bloß aufgefallen, wie hübsch sie ist. Und Sie sehen auch nicht gerade aus wie ein Troll. Also, alles in allem –«
»Alles in allem«, hatte ihn Cassidy ärgerlich unterbrochen, »werde ich Jackson Wildes Mörder verfolgen, wer es auch ist.«
»Dann gibt es ja gar keinen Grund, sich aufzuregen, oder?«
Von da an waren ihre Gespräche strikt dienstlich geblieben. Cassidy hatte sich über sich selbst geärgert, weil er Glenns Köder so gierig geschluckt hatte. Er hätte sich besser beherrscht, wenn sein Gewissen nicht so empfindlich auf Glenns Andeutungen reagiert hätte, und er war sicher, daß der Detective das wußte.
Heute morgen veranstaltete Glenn Ratespiele. Er war in Cassidys Büro geschlendert und hatte ein paar Computerausdrucke auf seinen Schreibtisch fallen lassen. Tausende Namen standen auf den Bögen; einige waren mit rotem Marker umringt. Cassidy pickte sich irgendeinen davon heraus. »Wer ist dieser Darby Moss?«
»Ein einprägsamer Name, nicht wahr?« fragte Glenn rhetorisch. »Vor Jahren, als ich noch Streifenpolizist war, habe ich ihn einmal verhaftet. Er hatte ’ne Nutte durch die Mangel gedreht.
Sie mußte ins Krankenhaus. Moss ließ diesen miesen kleinen Ganovenanwalt aus Dallas einfliegen, von da kommt er nämlich. Die Anklage wurde fallengelassen. Ich war stinkwütend. Als ich seinen Namen auf der Spenderliste für Wildes Gesellschaft gesehen hab’, sind bei mir alle Alarmglocken losgegangen. Ich war übers Wochenende in Dallas. Darby geht’s glänzend. Er besitzt drei Pornoläden.«
Cassidy zog die Brauen zusammen. »Was Sie nicht sagen.«
»Jawohl. Richtige Wichsschuppen. Es gibt keine Perversion, zu der er nicht das passende Heftchen hat, außerdem Dildos, aufblasbare Puppen und so’n Kram. Komisch, wie? Als ich zurückkam, hab’ ich die Namen in den Computer eingegeben, und über alle habe ich was erfahren. Auf die eine oder andere Weise leben sie alle von dem Zeug, gegen das Wilde so gewettert hat.«
»Was sagt uns das? Daß er die Flamme kleiner gedreht hat, sobald sie ordentlich abgedrückt haben?«
»Sieht so aus. Und das ist nicht alles.« Er überflog die Bögen, bis sein Finger auf einem weiteren rot umrandeten Namen landete. »Hier.«
»Gloria Jean
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