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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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unserer ganz zu schweigen. Du kannst von Glück reden, daß du mich hast. Sonst dürftest du im Zelt durchs Land tingeln.«
    »Wahrscheinlich wäre ich dabei glücklicher. Wenigstens käme ich mir dann nicht wie ein Aasgeier vor, der von einer Leiche lebt.«
    Eine sorgfältig nachgezogene Braue hob sich. »Wenn du so unglücklich bist, kannst du ja gehen.«
    Josh funkelte sie wütend an, aber genau wie sie erwartet hatte,
zog er den Schwanz ein. Er ging ans Klavier, schlug ein paar Akkorde an und begann dann ein klassisches Stück zu spielen, mit jener Verve und Courage, die ihm in heiklen Situationen fehlten.
    Als er sich einigermaßen abreagiert hatte, sah er zu ihr auf, spielte aber weiter. »Weißt du, was wirklich traurig ist? Du merkst gar nicht, was für eine Witzfigur du bist.«
    »Witzfigur?« wiederholte sie wütend. »Wer findet das?«
    »Alle in der Organisation. Du bist so von dir selbst geblendet, daß du es gar nicht merkst. Die Leute lachen hinter deinem Rücken über dich. Warum, glaubst du, sind schon zwei Mitglieder aus dem Vorstand zurückgetreten?«
    »Weil sie es nicht ertragen konnten, daß eine Frau die Hosen anhat. Ich wurde ihrem männlichen Ego zu gefährlich. Wen kümmert’s? Wir brauchen sie nicht.«
    »Diese Organisation, die du angeblich so hervorragend zusammenhältst, Ariel, bricht langsam auseinander. Aber du bist zu eingebildet, um das zu sehen.« Er spielte ein Stück und dann das nächste. »Wahrscheinlich sitzt Daddy irgendwo da oben im Himmel und lacht über uns.«
    »Dir ist wohl die Birne aufgeweicht.«
    Er grinste sie wissend an. »Du fürchtest dich immer noch vor ihm, wie, Ariel?«
    »Du bist derjenige, der sich fürchtet.«
    »Ich gebe es zu«, sagte er. »Du nicht.«
    »Ich fürchte mich vor nichts und niemandem.«
    »Er hat dich immer noch unter seiner Knute.«
    »Quatsch.«
    »Warum frißt du dann wie ein Holzfäller, nur um alles wieder auszukotzen?« Er beendete das Stück mit einem Fortissimo, das seine Frage unterstrich.
    Ariel wurde unsicher. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »O doch, das weißt du. Du machst das schon seit Monaten. Sobald du gegessen hast, verschwindest du auf der Toilette. Du schlägst dir den Bauch mit Schokolade voll und zwingst dich dann zum Erbrechen. Das ist eine Krankheit. Man nennt das Bulimie.«
    Sie verdrehte die Augen. »Wer bist du, der Gesundheitsminister? Also gut, ich achte auf mein Gewicht. Vor der Fernsehkamera sieht man immer zehn Kilo schwerer aus. Ich will nicht wie ein weißer Wal aussehen, wenn ich diese dämliche Treppe runterkomme.«
    Seine Hand schnellte hoch, umfaßte ihr schmales Handgelenk und drehte es um, damit sie sehen konnte, wie weit seine Finger es umschlossen. »Du zählst nicht einfach Kalorien, Ariel. Du stopfst dich voll und übergibst dich dann.«
    Sie riß sich los. »Na und? Jackson hat ständig an meinem Gewicht rumgemäkelt. Ich mußte mir was einfallen lassen, um es zu halten.«
    »Hast du ihn wirklich nicht durchschaut?« fragte Josh mit traurigem Lächeln. »Er verstand es meisterhaft, von den Schwächen anderer zu zehren. Auf diese Weise hat er Macht über sie ausgeübt. Er hat ständig angedeutet, daß meine Mutter dumm sei, bis sie ihm schließlich geglaubt hat. Jahrelang traute sie sich nicht, ihre Meinung zu sagen, weil sie Angst hatte, daß er sich über sie lustig machen würde.
    Du weißt, womit er mir zugesetzt hat. Er hat mich immer wieder wissen lassen, daß mir das musikalische Talent fehlte, das ich mir so wünschte. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit hat er mir erklärt, daß mein Können gerade dazu ausreiche, mittelmäßige Gospels zu spielen.
    Bei dir war es das Gewicht. Er wußte, daß du Probleme damit hast, und das nutzte er aus, um dich zu unterdrücken. Er war schlau wie Satan, Ariel. Er war so subtil, daß man nicht einmal merkte, wie er einen piesackte, bis irgendwann das Selbstwertgefühl vollkommen im Eimer war.
    Du hättest ihn einfach ignorieren sollen, wenn er dich mit deinem ›Babyspeck‹ und deiner Nascherei aufgezogen hat. Du warst immer schlank. Inzwischen bist du schon fast magersüchtig. Außerdem ist er, wie du eben richtig bemerkt hast, tot. Er kann nicht mehr auf dir rumhacken.«
    »Nein, das hast du jetzt übernommen.«
    Josh schüttelte resigniert den Kopf. »Du verstehst mich nicht,
Ariel. Ich will dich nicht kritisieren. Ich mache mir Sorgen um deine Gesundheit.«
    »Ich sorge mich wegen was ganz anderem. Seit wir aus Cincinnati zurück sind,

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