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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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einzigen Stück trennen wollen, so voll das Haus auch wurde. Und wenn sie zusätzliche Regale benötigte oder die Sachen auf dem Dachboden und unter dem Bett verstauen mußte, sie würde alles behalten, was sie bekam. Besitz war für Ariel gleichbedeutend mit Sicherheit. Sie würde ihn nie wieder hergeben. Unter dieser Beteuerung wickelte sie das nächste Snickers aus und verzehrte es mit hedonistischem Genuß.
    Als Josh mit einer Tasse Kaffee und der Zeitung hereinkam, fielen ihm die Papierchen sofort auf. »Ist das dein Frühstück?«
    »Und wenn?«
    »Nicht gerade Müsli, was?« Er sank in einen Sessel, stellte die Tasse ab und faltete die Zeitung auf. »Ein Wunder. Wir stehen nicht mehr auf der ersten Seite.«
    Sie brauchte ihm nur zuzusehen, und schon gerann ihr die Schokolade im Magen. In letzter Zeit war Josh so unterhaltsam wie vierzig Jahre Pest. Sie schliefen immer noch jede Nacht miteinander. Er war begabt und eifrig und besaß künstlerisches Einfühlungsvermögen. Seine Finger spielten auf ihrem Körper wie auf einem Klavier, voller Kraft und Sensibilität.
    Aber sie hatte ebensoviel Befriedigung daraus gezogen, Jackson zu hintergehen. Seit die Heimlichtuerei und das schlechte Gewissen der Affäre keine zusätzliche Würze mehr verliehen, war
sie fade geworden. Selbst nach einem Orgasmus hungerte sie nach mehr.
    Trotzdem konnte sie sich ihre Rastlosigkeit und Unzufriedenheit nicht erklären.
    Der Cincinnati-Kreuzzug war überaus erfolgreich gewesen. Zwei TV-Shows waren aufgezeichnet worden und bereit zur Ausstrahlung. Während der Aufzeichnungen war der Saal zum Bersten voll gewesen.
    Ariel hatte gesungen. Josh hatte gespielt. Mehrere Gläubige hatten Zeugnis abgelegt, was Jackson Wilde und seine Missionsgesellschaft ihnen bedeuteten. Dann war Ariel auf das Podium gestiegen und hatte ihre herzzerreißende Predigt begonnen. Tagelang hatte sie dafür geprobt. Mühsam hatte sie jedes Schluchzen, jede Geste einstudiert und vor dem Spiegel eingeübt. Die Zeit und die Mühe hatten sich gelohnt. Noch ehe sie fertig gesprochen hatte, waren alle Augen feucht und die Opferteller übervoll gewesen.
    Dieselben Leute, die noch vor Wochen bezweifelt hatten, daß sie die Gesellschaft ohne Jacksons strenge Hand führen könnte, hatten sie überschwenglich beglückwünscht. Sie hatte ihre Zweifel widerlegt. Sie war genauso charismatisch und überzeugend wie ihr verstorbener Ehemann. Die Menschen hatten sich zu Hunderten um sie geschart und jedes ihrer Worte wie ein Juwel bewundert. Sie hatte die Welt in der Tasche.
    Warum also war sie so unzufrieden?
    Es war immer noch nicht genug. Sie hatte Hunderttausende von Anhängern, aber warum nicht Millionen? Ruckartig setzte sie sich auf. »Das finde ich nicht.«
    Josh ließ eine Ecke seiner Zeitung sinken. »Pardon?«
    »Ich finde es nicht so wahnsinnig toll, daß wir keine Schlagzeilen mehr machen.« Sie schwang die Beine vom Diwan und begann, im Zimmer umherzulaufen. Nervös räumte sie herum, strich verdrückte Kissen glatt, rückte Kristallvasen zurecht und positionierte Porzellanschäferinnen neu.
    »Also, wenn es dich glücklich macht, auf Seite fünfzehn ist unsere Anzeige.«
    Er hielt ihr die Zeitung hin, damit sie die Anzeige sehen konnte. Oben stand, in dem markanten Schrifttyp der Missionsgesellschaft, der Titel der Fernsehsendung. Darunter war eine Zeichnung zu sehen, die sie mit einem Mikrofon vor dem Mund und tränenüberströmten Wangen darstellte. Unten standen Sendedatum und -zeit.
    Kritisch studierte Ariel die Anzeige. »Jackson Wildes Stunde für Gott und Gebet«, las sie vor. »Jackson Wilde ist tot. Warum haben wir den Titel der Sendung nicht geändert?«
    »Wie denn?«
    »Warum heißt es nicht Ariel Wildes Stunde für Gott und Gebet ?«
    »Warum nicht Die Stunde für Gott und Gebet ?«
    »Weil das zu simpel ist. Außerdem brauchen die Menschen ein Identifikationsobjekt.«
    »Dich, nehme ich an.«
    »Warum nicht? Schließlich rede ich jetzt die meiste Zeit.« Josh nahm einen Schluck Kaffee und beobachtete sie dabei über den dünnen Rand seiner Tasse hinweg. »Du kannst die verdammte Show nennen, wie du willst, Ariel. Mir ist das schnurzegal.«
    »Das merkt man.«
    Er warf die Zeitung beiseite und stand wütend auf. »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Das heißt, wenn es mich nicht gäbe, dann wäre die ganze Organisation nach seinem Tod zusammengebrochen. Du hast nicht einmal Mumm genug, um ein Pfadfinderfähnlein zu führen, von einer Organisation wie

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