Sündige Seide: Roman (German Edition)
Gefühle, meinen Schwanz und diese Situation unter Kontrolle, und es stinkt mir, daß Sie es für nötig gehalten haben, mir eins auf die Pfoten geben zu lassen. Machen Sie das nicht noch mal. Wenn Sie Probleme mit mir haben, dann raus mit der Sprache.«
Glenn ließ seine Zigarette von einem Mundwinkel zum anderen wandern, wobei er den stellvertretenden D. A. vorsichtig abschätzte. »Keine Probleme.«
»Gut.« Cassidy schaute auf die Uhr. »Es ist fast Mittag. Nach dem Lunch erwarte ich Sie in meinem Büro, dann besprechen wir, wie wir weiter vorgehen.«
Kapitel 14
Alle Glocken der St.-Louis-Kathedrale läuteten, als Braut und Bräutigam unter einem Regen von Reis und guten Wünschen der Freunde und Familien aus der Kirchentür traten. Brautjungfern in grellrosa Kleidern wetteiferten kreischend um den Hochzeitsstrauß. Die Braut hielt inne, um sich von der tränenüberströmten Mutter zu verabschieden, dann hob der strahlende Bräutigam, der die schier endlosen Glückwünsche nicht abwarten wollte, die Braut in die Arme und trug sie zu der wartenden, überlangen weißen Limousine.
Hinter dem Eisenzaun, der den Jackson Square direkt vor der Kathedrale umgab, stand Yasmine und beobachtete die romantische Szene mit einer explosiven Mischung aus Neid und Zynismus. Am Morgen hatte sie in der Klatschspalte gelesen, daß der Kongreßabgeordnete Alister Petrie gemeinsam mit seiner Frau der Trauung am Spätnachmittag beiwohnen würde. Yasmine, die in der Nacht zuvor in New Orleans angekommen war, war von French Silk zur Kathedrale spaziert und hatte hinter dem Zaun Posten bezogen, in der Hoffnung, einen Blick auf ihren abtrünnigen Geliebten werfen zu können.
Obwohl sie ihm mitgeteilt hatte, daß sie da war, hatte er nichts von sich hören lassen. Sie hatte erwartet, daß er einen amourösen Abend arrangieren würde, ehe sie zu den Aufnahmearbeiten nach Mississippi fahren mußte.
»Bestimmt war er mit den Vorbereitungen für die Hochzeit beschäftigt«, murmelte sie zornig, während sie die Prozession gutgekleideter Gäste beobachtete, die durch die hohen, schmalen Kathedralentüren traten.
Doch als sie ihn erspähte, verflog ihr Zorn, und ihr Herz schien vor Liebe und Sehnsucht fast zu zerspringen. Er sah aus wie die Verkörperung des Amerikanischen Traums: ein gutaussehender, charmanter, erfolgreicher Mann . . . mit einer bezaubernden Frau an seiner Seite. Yasmine hatte Belle Petrie bisher nur auf Fotos gesehen. Alisters Frau war schmächtig und blond, blaß und auf aristokratische Weise hübsch – und längst nicht so fade, wie Yasmine bislang geglaubt hatte.
Als sie Belle und Alister zusammen sah, schoß Yasmine vor Neid das Blut ins Gesicht und ihr ganzer Kopf dröhnte.
Alister bewegte sich durch die Menge, schüttelte Hände, lächelte und wirkte keineswegs so unglücklich, wie er zu sein behauptete. Ganz im Gegenteil, er wirkte zufrieden wie ein Mann, der die Welt am Wickel hatte. Auch Belle schien es an nichts zu fehlen, schon gar nicht an ehelichem Glück.
Yasmine konnte kaum an sich halten. Ihr erster Impuls war es, loszustürzen und den Mann niederzustrecken, der sie so verzweifelt und eifersüchtig hatte werden lassen, daß sie ihm sogar nachspionierte. Wie schockiert wären die feierlich gekleideten, juwelenbehängten Hochzeitsgäste, wenn sie Alister Petrie, ihren Ehrengast, als verlogenen Ehebrecher bloßstellen würde!
Aber sie konnte ihm keine Szene machen, ohne selbst wie eine eifersüchtige Närrin auszusehen, und dazu war sie nicht bereit. Daher klammerte sie sich verzweifelt an ihren Stolz.
Irgendwie fühlte sie sich entschädigt, als er sie entdeckte. Er war so fassungslos, daß es schon komisch wirkte. Sein Lächeln verflog, und er wurde blaß.
Yasmine ging am Zaun entlang, den Blick starr auf seine entsetzten Augen gerichtet. Als sie durch das Tor trat, sah er aus, als wollte er gleich davonlaufen. Es bereitete ihr ein perverses Vergnügen, direkt auf ihn zuzugehen. Seine Zunge schoß heraus und fuhr über seine Lippen. Sie kam ihm so nahe, daß sie die Schweißperlen auf seiner Stirn sehen konnte. Kurz vor ihm änderte sie die Richtung und ging an ihm vorbei und schlug den Weg zu French Silk ein.
Claire und Mary Catherine saßen beim Dinner, als sie in die
Wohnung kam. Claire entschuldigte sich dafür, nicht auf Yasmine gewartet zu haben. »Wir haben noch soviel zu tun, bevor wir morgen fahren. Ich wollte das Dinner aus dem Kopf haben.«
»Kein Problem. Ich bin nicht hungrig.«
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