Sündige Spiele
eine Chance bei ihrem Chef zu haben.
Wahrscheinlich hatte sie damit gerechnet, dass ich vorher noch zur Maniküre musste, aber ich sagte zu und entsetzte sie wahrscheinlich tierisch damit, dass ich sogar innerhalb der nächsten zehn Minuten da sein wollte.
Ich zog mich so rasch und gut an, wie es mir in meinem Zustand möglich war, dann legte ich eine etwas dickere Schicht Make-up auf, damit ich nicht so erledigt aussah.
Da der Stadtverkehr auf meiner Seite war, schritt ich gerade mal neun Minuten später durch die Tür der Anwaltskanzlei.
Die Frau, mit der ich telefoniert hatte, entsprach tatsächlich dem Bild, das ihre Stimme vor meinem geistigen Auge hatte entstehen lassen. Ihr dunkles Haar hatte sie streng zurückgekämmt und im Nacken zu einem Knoten gebunden. Auf ihrer Nase saß eine schwarzgerahmte Brille. Die violette Seidenbluse, die sie zu ihrem engen schwarzen Bleistiftrock trug, verbarg nur schwach, dass sie keinen Büstenhalter trug. Ich hielt es durchaus für wahrscheinlich, dass sie in den Pausen das eine oder andere Nümmerchen mit ihrem Chef schob.
»Guten Tag, wir haben gerade miteinander gesprochen«, sagte ich, als ich vor ihren Schreibtisch trat.
Für ein paar Sekunden tat sie so, als wäre meine Stimme das lästige Summen einer Fliege, an das man sich einfach schon gewöhnt hatte. Dann hob sie den Kopf, und der Blick aus ihren stahlblauen Augen traf mich wie eine Ohrfeige.
Im selben Moment fiel mir wieder die Peitsche ein, und ich fragte mich, ob sie den Herrn Rechtsanwalt in den Pausen nicht doch eher ein wenig peitschte und ihn ihre Stilettos lecken ließ.
»Ihr Name?«, fragte sie mit einer strengen Altfrauenstimme, die ich so nicht erwartet hätte.
»Kucziewski«, antwortete ich und fühlte mich dabei doch ein wenig eingeschüchtert. »Maya Kucziewski.«
»Setzen Sie sich bitte einen Moment, Herr Doktor Soderberg wird Sie gleich empfangen.«
Sie deutete auf einen Stuhl neben einer der weißen Türen, dann wandte sie sich wieder ihren Unterlagen zu.
»Danke«, sagte ich leicht gereizt und ließ mich auf das Sitzmöbel fallen. Von irgendwoher vernahm ich eine Männerstimme. War das der Anwalt? Wenn ja, hörte er sich immerhin nicht schlecht an.
Während sich sein Monolog ein wenig in die Länge zog, ließ ich den Blick durch das Büro schweifen. Ich hasste es, zu warten, und dummerweise fand sich an den steril wirkenden Wänden nichts, was mein Auge länger hätte fesseln können. Immer wieder blieb mein Blick an der Vorzimmer-Domina hängen, die sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen ließ.
Schließlich ertönten Schritte, dann wurde gegenüber eine Tür geöffnet. Ein grauhaariger Herr im dunklen Nadelstreifenanzug folgte einem Mann im Lederblouson, der auf mich den Eindruck eines Architekten oder Bauunternehmers machte. Die beiden verabschiedeten sich herzlich voneinander, dann fiel der Blick des Grauhaarigen auf mich.
Mit leichtem Bedauern stellte ich fest, dass er nicht mein Typ war. Aber das musste ein Anwalt wohl auch nicht sein.
Kurz nickte er zu mir herüber, dann wandte er sich seinem Drachen zu. Die Sekretärin wies ihn nun darauf hin, dass noch eine Mandantin auf ihn warte. Besondere Begeisterung schien das nicht bei ihm hervorzurufen, dennoch wandte er sich mir augenblicklich mit einem geschäftsmäßigen Lächeln zu.
»Frau Kucziewski, dann kommen Sie mal mit.«
Genauso hätte sich die Ansage eines Zahnarztes anhören können, der seine Patientin hereinbitten wollte.
Ich erhob mich von meinem Platz, zog meinen Blazer ein wenig zurecht und folgte dem Silberfuchs in sein Büro. Die Luft war hier geschwängert mit dem säuerlichen Geruch vor sich hin gilbender Aktentexte.
Ich unterdrückte gerade noch so ein Niesen, während mir der Anwalt einen Platz anbot.
»Nun, was kann ich für Sie tun?«, fragte er, während er auf seinen Platz hinter dem Schreibtisch zurückkehrte. »Geht es um eine Scheidung?«
Sah ich etwa so aus, als würde ich mich scheiden lassen wollen? Oder hatte ich mich im Anwalt vergriffen?
»Nein, mein Juweliergeschäft ist vor zwei Tagen ausgeraubt und von einem Feuer schwer beschädigt worden. Ich habe meine Versicherung eingeschaltet, doch deren Gutachter meinte, ich hätte die Alarmanlage nicht angestellt. Das stimmt aber nicht, ich habe sie wie jeden Tag eingeschaltet.«
»Und jetzt weigert sich Ihre Versicherung natürlich, zu zahlen.«
»Ja, das tut sie tatsächlich.«
»Sie sind sich ganz sicher, dass Sie die Anlage
Weitere Kostenlose Bücher