Sündige Spiele
Ihrem Laden widerfahren ist«, tönte hinter mir eine Stimme, die in meinen Ohren dem Kratzen von Kreide auf einer Schultafel gleichkam. Ich konnte einfach nicht fassen, dass er es tatsächlich wagte, mich anzusprechen!
Betont langsam wandte ich mich um. Der Zorn brodelte in mir wie ein Teekessel, der kurz vor dem Überkochen stand. Doch ich hielt an mich.
Wenn er etwas mit der Sache zu tun hatte, dann würden es Fifis Jungs schon herausbekommen.
»Ich brauche Ihr Mitleid nicht, Herr Friedrichs«, gab ich kühl zurück. »In ein paar Wochen wird hier alles wieder stehen und beim Alten sein. Sie brauchen sich also nicht darüber zu freuen, dass Sie der einzige Juwelier in der Straße bleiben.«
Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Warum so feindselig?«, fragte er mit einem Schmelz in der Stimme, der mir ganz und gar nicht gefiel. »Ich habe Ihnen nur mein Mitgefühl aussprechen wollen.«
»Und ich habe Ihnen gesagt, dass ich Ihr Mitgefühl nicht brauche!«, giftete ich zurück und freute mich schon insgeheim auf den Tag, an dem er als Brandstifter verhaftet werden würde. »Ich komme schon zurecht. Aber ich glaube auch nicht, dass Sie mir Hilfe anbieten wollten, oder?«
»Nein, das ist mir tatsächlich nicht in den Sinn gekommen. Und ob Sie zu altem Glanz zurückfinden, werden wir noch sehen. Ich habe in den letzten Tagen etliche Ihrer Kunden übernommen und bin sicher, dass sie bleiben werden. Immerhin brauche ich nicht zu befürchten, dass mein Laden irgendwann niederbrennt.«
Das war mal eine Frechheit, die sich gewaschen hatte! Da blieb mir tatsächlich für einen Moment die Spucke weg.
»Verschwinden Sie!«, zischte ich daher nur hilflos. Was hätte ich auch sonst erwidern sollen?
Friedrichs wirkte, als wollte er mich anspringen und mir eine Tracht Prügel verpassen. Aber das hätte er auf offener Straße mal versuchen sollen!
Glücklicherweise ersparte er mir weiteres Geschwätz, und nachdem wir uns einen Staredown geliefert hatten, der zweier Wrestlingstars würdig war, wandte er sich mit einem Schnauben um. Ich erwartete schon die Ankündigung, dass es mir noch leidtun würde, so mit ihm zu reden, doch er enttäuschte mich bitter und schwieg.
Nachdem er abgezogen war, war auch mir die Lust vergangen, meine Ruine noch einmal zu betrachten. Ich fuhr also wieder nach Hause.
Meine Ankunft hätte kein besseres Timing haben können, denn gerade, als ich den Ferrari in die Garageneinfahrt steuerte, entdeckte ich den Postboten vor meiner Tür. Vor ihm stand ein großes Päckchen, und in der Hand hielt er einen Block mit grünen Zetteln. Offenbar war er im Begriff, mir eine Nachricht zu hinterlassen.
Als er das Brummen des Wagens vernahm, blickte er auf. Obwohl mein Bolide für ihn eigentlich nichts Besonderes mehr sein sollte, starrte er mich an, als sei ich das achte Weltwunder.
»Hallo, da komme ich wohl gerade rechtzeitig!«, rief ich ihm zu.
Nachdem sich der Postmann vom Anblick des Ferraris erholt hatte, schob er die Zettel wieder in die Tasche. »Zum Glück! Sonst hätte ich das hier wieder mitnehmen müssen. Ist verdammt schwer und Gift für meine Bandscheiben.«
Ich konnte mir denken, was die Lieferung beinhaltete, und sofern in mir noch eine Spur Ärger über Friedrichs war, verflog sie in diesem Augenblick restlos.
»Tja, das ist mein Motto: Immer rechtzeitig am rechten Ort zur Stelle.«
Anstatt der Zettel bearbeitete er nun sein Touchpad, das dafür berüchtigt war, hin und wieder zu streiken, wodurch die Abgabe eines Paketes, die eigentlich Sekundensache war, sich zu einer zehnminütigen Ich-steh-mir-die-Beine-in-den-Bauch-Aktion werden konnte.
Glücklicherweise funktionierte es diesmal, und der Postbote zog nach nicht mal einer Minute ab.
Während er mit seinem Paketwagen weiterbrauste, versuchte ich die Kiste anzuheben. Ich musste zugeben, dass der Mann nicht übertrieben hatte, denn das Paket war selbst für gesunde Bandscheiben eine Herausforderung – jedenfalls für meine. Ich war sicher, dass Alex damit spielend zurechtgekommen wäre, doch der saß in seinem Büro in der Bank und betreute Kunden. Am Abend wollte er mich zwar wieder besuchen, aber so lange konnte ich die Kiste hier nicht stehen lassen – schon gar nicht bei dem Inhalt!
Nachdem ich die Tür geöffnet hatte, zerrte ich das Paket unter Aufbietung all meiner Kräfte über die Schwelle und schob es dann mit dem Fuß ober das Parkett. Aus dem Innern ertönte ein leises, verheißungsvolles
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