Sündige Versuchung (German Edition)
glücklichsten Momente seiner Kindheit hatte er hier verbracht. Wenn er irgendwo auf der Welt auf einer Mission in einer brenzligen Situation gesteckt hatte, hatte er von diesem Ort geträumt.
Das Haus war noch vor der Jahrhundertwende aus Sandstein erbaut worden, und David war oft auf das Schindeldach geklettert, hatte an den Ästen der großen Eichen geschaukelt, die das Haus umgaben, und hatte endlose Stunden auf der Veranda verbracht. Jetzt war dieses Haus so etwas wie ein sicherer Zufluchtsort.
Hinter dem Haus gab es eine Scheune, ein Haus für die Arbeiter, Lagerraum, andere Nebengebäude und einen Korral. In einiger Entfernung ließen sich noch einige andere Häuser ausmachen.
Sobald David sich der Garage näherte, in der vier Autos Platz hatten, kam ein schwarzbrauner Mischlingsrüde schwanzwedelnd angestürmt.
David parkte den Wagen, stieg aus und strich dem Hund über den Kopf. „Na, General, da staunst du, was? Jetzt haben wir hier ein Baby bei uns. Leider ist es für dich noch zu klein zum Spielen.“
Genau in diesem Augenblick rührte Autumn sich und öffnete blinzelnd die Augen. Einen Moment lang betrachtete sie schweigend die Welt.
„Wir sind zu Hause, meine Kleine. Pass auf, es dauert gar nicht lange, da habe ich dich umgezogen und gefüttert. Das wird für mich schon zur Routine.“ David eilte ins Haus.
Als er über die Veranda ging, betrachtete er prüfend den Schaukelstuhl, der dort stand. Eine halbe Stunde später kam er wieder aus dem Haus und holte den Schaukelstuhl in die Küche, an die sich ein großer Wohnbereich anschloss. David legte sich Autumn an die Schulter und holte das Fläschchen, das er gerade zubereitet hatte.
„So, meine Süße, jetzt kannst du trinken, und wir setzen uns dabei in den Schaukelstuhl und schaukeln ein bisschen. Das macht dich doch bestimmt glücklich.“ Behutsam setzte er sich in den Stuhl und hielt Autumn die Flasche genauso hin, wie er es bei Marissa gesehen hatte. Sekunden später saugte Autumn glücklich, und David staunte über sich.
„Langsam krieg ich‘s raus“, sagte er verwundert zu sich selbst. „Trotzdem werde ich überglücklich sein, wenn deine Nanny hier auftaucht.“ Er blickte sich in der Küche um. Gertie, seine Haushälterin, hatte das Chaos der gestrigen Nacht beseitigt. Die gefliesten Arbeitsflächen glänzten wieder makellos, genau wie der Fußboden aus Terrakotta. Eine Kochinsel trennte den Küchen- vom Wohnbereich, und am hinteren Ende des Wohnbereichs befand sich der große gemauerte Kamin mit einem Sofa und zwei bequemen Sesseln. Ein ovaler Esstisch bot Platz für zwölf Personen. Das Mobiliar war teils praktisch und bequem, teils topmodern. Hier fühlte David sich am wohlsten. Jetzt stand der Schaukelstuhl mittendrin.
David blickte auf das Baby in seinem Arm. War er selbst etwa auch mal so winzig gewesen? Hatte seine Mutter ihn damals, kurz nach der Geburt, auch so im Arm gehalten? Sie war wenige Monate später gestorben. Und sein Vater? Der hatte bestimmt niemals mit ihm im Schaukelstuhl gesessen. Sein Vater hatte immer jemanden für solche Tätigkeiten angestellt.
Jetzt war es fünf vor vier. Ob Marissa pünktlich kam? Es spielte für David keine Rolle. Hauptsache, sie tauchte überhaupt auf. Vom Club aus hatte er zu Hause angerufen, damit Gertie eines der Gästezimmer für die neue Nanny vorbereitete.
Er hörte das Geräusch eines herannahenden Wagens und seufzte erleichtert. Sobald es an der Tür klingelte, stand er vorsichtig mit dem Baby im Arm auf, damit er die eifrig trinkende Autumn nicht störte, und öffnete die Tür. Dann staunte er nur noch.
„Wer sind Sie?“ hätte er am liebsten gefragt. Stattdessen blickte er stumm in die braunen Augen der Frau und ihren sinnlichen Mund.
Die seltsame Kleidung und das Make-up waren verschwunden. Vor ihm stand eine umwerfende Frau mit sinnlichen Kurven, schmaler Taille und endlos langen Beinen. Das dunkelblonde Haar schimmerte seidig und reichte der Frau bis über die Schultern.
Ihre Haut war makellos. Auf den Wangen trug sie einen Hauch von Rouge. Das schlichte blaue Baumwollhemd mit kurzen Ärmeln steckte in einem dunkelblauen Rock. Ihre Taille könnte ich mit beiden Händen umspannen, dachte David. Jetzt erst fiel ihm auf, dass er sie anstarrte.
„Du siehst ganz verändert aus.“ Das hätte er vielleicht auch schmeichelhafter ausdrücken können.
Doch Marissa lächelte nur. Wieder war da dieses Grübchen, aber jetzt brachte der Anblick Davids Blut in
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