Suendiger Hauch
angefangen, mit ihr darüber zu streiten, doch dann bemerkte er, dass Tränen in ihren Augen glitzerten.
»Also gut.« Sie drehte sich zu den Umstehenden um. »Tante Winnie, ich werde meine Tasche brauchen. Sie liegt in meinem Schlafzimmer unter dem Bett. Und ich brauche heißes Wasser zum Säubern der Wunde und einige saubere Leinenstreifen als Verband. Und hol bitte eine Flasche Brandy«
Dann wandte sie sich an die anderen beiden. »Ihr solltet besser gehen.« Sie versuchte zu lächeln, doch es wollte ihr nicht ganz gelingen. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie sich um meinen Mann gekümmert haben. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Ihnen für die Umstände, die Sie hatten, etwas -«
»Nein, Mylady«, unterbrach sie die andere Frau. »Seine Lordschaft hat so viel für uns im Dorf getan. Sehen Sie nur zu, dass er wieder auf die Beine kommt.«
Kathryn nickte. »Das werde ich ... und nochmals vielen Dank.«
Sie verließen den Raum, und wenige Minuten später kehrte Tante Winnie mit ihrer Tasche zurück, in der sie ihre kostbaren medizinischen Utensilien aufbewahrte. Sie überprüfte den Inhalt der Tasche, zog ein Fläschchen heraus, das Wundkraut zum Stoppen der Blutung enthielt, dann griff sie nach einer Nadel und dem Faden.
Außerdem fand sie einen Balsam aus Fingerhutblüten und weißer Taubnessel gegen die Wundfäule.
In diesem Augenblick erschien ein Bediensteter mit einem Topf kochend heißem Wasser, während ein zweiter mit einer Flasche Brandy und einem Tablett mit Verbandszeug ins Zimmer kam.
»Vielleicht solltest du ihn festhalten, Tante Winnie.«
»O Gott...«
»Ich werde mich nicht bewegen. Ich brauche weder Hilfe von meiner Tante noch von sonst irgendjemandem«, unterbrach Lucien und lächelte matt zu seiner Tante empor. »Es wäre das Beste, Tante Winnie, wenn du unten warten würdest, bis Kathryn dies alles hier erledigt hat.«
Winnie sah so erleichtert aus, dass Kathryn nicht widersprach.
Auf diese Dinge war wohl niemand wirklich versessen. »Geh nur«, sagte sie, »es wird nicht sehr lange dauern.«
»Nun, also gut ... wenn du sicher bist, dass du mich nicht brauchst...«
Kathryn nickte nur. Sobald Winnie das Zimmer verlassen hatte, griff sie nach dem Brandy, goss etwas davon in ein Glas und reichte es Lucien, der ihn in einem Schluck trank und dann tief Luft holte. Sie füllte das Glas erneut und streckte es ihm entgegen, doch ihr Ehemann schüttelte nur den Kopf.
»Ich schwöre, ich habe zeit meines Lebens noch nie so viel Alkohol getrunken wie seit dem Zeitpunkt, als wir uns kennen gelernt haben.«
»Es wird dir helfen, den Schmerz zu ertragen«, bemerkte Kathryn, ohne auf seine Worte einzugehen, doch er wollte den Brandy nicht.
»Ich schaffe das schon.«
In der Hoffnung, dass er sich in diesem Punkt nicht irrte, breitete sie ihre Utensilien auf einem mit einem Leinentuch bedeckten Tablett aus, dann stellte sie die Schüssel mit dem heißen Wasser neben sich.
»Zuerst müssen wir dich aus diesen schmutzigen Kleidern befreien.«
Ein Anflug von Interesse glomm in seinen silbrigschwarzen Augen auf.
»Würde ich nicht wissen, dass es gleich schmerzen wird wie verrückt, könnte ich mir niemand Besseren vorstellen, der mir beim Ausziehen hilft, als dich.«
Ein warmer Schauer durchlief ihren Körper und ließ die Erinnerung an die Nacht wieder aufleben, in der sie sich geliebt hatten. Es war das erste Mal seit dieser Nacht, dass er etwas Derartiges sagte. Da Kathryn davon ausging, dass sie in dieser Hinsicht eine herbe Enttäuschung für ihn dargestellt hatte, beschloss sie, seine Bemerkung zu ignorieren.
»Vielleicht sollte ich nach deinem Butler läuten. Holcomb könnte mir dabei helfen, dich aufzurichten.«
»Ich bin nicht todkrank, Kathryn. Ich habe einen kleinen Schnitt am Arm abbekommen, und wenn du mir ein wenig hilfst, kann ich die Jacke selbst ausziehen.«
Obwohl sie gesehen hatte, dass die Wunde alles andere als klein war, widersprach sie nicht. Es genügte ihr schon, dass er ihre Hilfe so widerspruchslos akzeptierte. Sie beugte sich über ihn, löste den Verband, den sie fest um seinen Arm gebunden hatte, dann schob sie eine Hand hinter seinen Rücken und stützte ihn, während er versuchte, sich auszuziehen. Es dauerte eine Weile, doch schließlich gelang es ihnen mit vereinten Kräften, ihn aus seinem blutdurchtränkten Rock und dem zerrissenen, schmutzigen Hemd zu schälen. Nackt bis zur Taille, legte er sich auf das Bett zurück, während die Wunde an seinem
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