Suendiger Hauch
heiraten.«
Kathryn lächelte, obwohl es ihr überraschend schwer fiel.
»Herzlichen Glückwunsch, Mylord.«
»Ich danke Ihnen. Lady Allison und ich wurden uns bereits vor fünf Jahren vorgestellt. Vor kurzem beschloss ich, dass es an der Zeit wäre, an eine Verheiratung zu denken und meiner Verpflichtung nachzukommen, einen Erben zu zeugen. Und Lady Allison stand diesem Anliegen zustimmend gegenüber.«
Zustimmend. Das war wohl kaum das Wort, das man verwenden würde, um seine Gefühle angesichts einer Heirat mit dem attraktiven, dunkelhaarigen Marquis of Litchfield zu beschreiben. Sie fragte sich, ob wohl die Gefühle Lady Allisons für ihren zukünftigen Gatten ähnlich distanziert waren, wie seine für seine Verlobte zu sein schienen.
Doch erst am darauf folgenden Tag hatte sie die Gelegenheit, es herauszufinden.
Eine Kutsche, die von vier Pferden gezogen wurde, erreichte das Schloss am frühen Nachmittag. Als Kathryn draußen ein Geräusch wahrnahm, begann ihr Herz wie wild zu klopfen, und am liebsten hätte sie die Röcke gerafft und wäre zur Tür gerannt. Doch sie ignorierte ihren rasenden Puls und blieb äußerlich scheinbar ruhig und gelassen auf dem brokatbezogenen, pfirsichfarbenen Sofa sitzen. Während der letzten halben Stunde hatte sie gemeinsam mit Lady Beckford bei einer Tasse Tee im Salon gesessen und den Geschichten über die Jugendzeit des Marquis und die Abenteuer und Missgeschicke gelauscht, die ihm gemeinsam mit seinem besten Freund Jason Sinclair, dem Duke of Carlyle, widerfahren waren.
Doch ihre aufsteigende Angst und die Geräusche von drau-ßen nahmen Kathryns Aufmerksamkeit so gefangen, dass sie kaum mehr Lady Beckfords Worte wahrnahm.
Winnie sah in Richtung Tür. »Das müssen Lady Allison und ihre Mutter, die Baronin St. James, sein. Sie kommen recht häufig zu Besuch, da ihr Schloss nur wenige Meilen entfernt liegt.«
Kathryn atmete aus, fast schwindlig vor Erleichterung. Die Namen waren ihr völlig unbekannt, und die beiden würden Kathryn mit Sicherheit ebenfalls nicht kennen. »Ich wusste gar nicht, dass Sie Besuch erwarten.«
Winnie seufzte kopfschüttelnd. »Ich hätte es Ihnen sagen müssen, aber ich habe wohl insgeheim gehofft, sie würden nicht kommen. Es macht mich immer ganz verrückt, dieses ganze Theater um die Hochzeit - welche Dekoration sie für die Festtafeln wählen sollen, welche Farbe Lady Allison tragen sollte. Dieses ständige Gerede über die Gäste, wer eingeladen werden muss und wer nicht. Es ist zwar alles völliger Unsinn, aber der arme Lucien geht nachsichtig damit um. In Wahrheit jedoch würde er sich am liebsten auf dem Pferd davonmachen.«
»Lady Allison ist seine Verlobte. Ich bin sicher, er genießt die Zeit, die er mit ihr verbringen kann.«
Winnie bedachte sie mit einem Blick, als wollte sie sagen »Wenn Sie sie kennen würden, wären Sie gewiss anderer Ansicht«.
Sie seufzte tief und schüttelte erneut den Kopf. »Es tut mir Leid. Ich weiß, ich sollte ein wenig diskreter sein, doch das Mädchen scheint aus nichts als Bändchen und Schleifchen zu bestehen. Mein Neffe wird den Tag noch bereuen, an dem er sich auf diese Verbindung eingelassen hat. Das habe ich ihm schon mehr als ein Mal gesagt.«
Nachdenklich nippte Kathryn an ihrem Tee. »Vielleicht liebt er sie ja.«
Winnie verdrehte die Augen und blies eine Locke ihres blonden Haares aus der Stirn. »Mein Neffe weiß doch überhaupt nicht, was das bedeutet. Er war noch nie verliebt, und wenn ich die Umstände bedenke, unter denen er aufgewachsen ist, nehme ich an, dass Verliebtsein ein Zustand ist, den er bestimmt nicht erleben möchte. Er ist ein Mann mit eiserner Kontrolle und fest entschlossen, dass sich das nie ändern wird. Die Liebe lässt die Männer den Kopf verlieren, genau wie es mit seinem Vater geschah - mit schrecklichen Folgen. Mein Neffe hat das nie vergessen. Wenn er Lady Allison heiratet, kann er in Ruhe und ohne das geringste Risiko seinen Pflichten als Erbe nachgehen.«
Kathryn schwieg, doch diese Unterhaltung stimmte sie traurig. Sie selbst hatte immer davon geträumt, sich zu verlieben. Sie hatte gehofft, dass sie eines Tages einen Mann heiraten würde, der sie so sehr liebte wie sie ihn, auch wenn sie wusste, dass dies wahrscheinlich nie geschehen würde, da sie sich auf nichts anderes als ihr Überleben konzentrieren musste.
»Meine Liebe, sie scheinen hierher zu kommen«, bemerkte Lady Beckford, während Kathryn sich innerlich gegen die Begegnung wappnete. Sie
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