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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sich in Tante Winnies Seidenmorgenrock mit angezogenen Beinen auf dem Sessel unterhalb des Fensters zusammengekauert hatte. Auf dem Stuhl neben ihr lag aufgeschlagen ein abgenutzter, ledergebundener Band, dessen Seiten mit Goldschnitt verziert waren. Die Szenerie wurde von einer einzelnen Bienenwachskerze erleuchtet.
    »Können Sie nicht schlafen, Miss Gray?«
    Sie war so vertieft in ihre Lektüre gewesen, dass seine Stimme sie zusammenzucken ließ und ihr Kopf sich mit einem erschrockenen Ruck von dem Buch hob. Ihr bis zur Taille reichendes Haar war offen. Es war kräftig, glänzend und so dunkel wie die an der Wand tanzenden Schatten, doch zum ersten Mal fiel ihm auf, dass es einen bezaubernden Rotschimmer besaß.
    »Ich habe schlecht geträumt«, sagte sie. »Ich beschloss, lieber etwas zu lesen, als mich diesem schrecklichen Erlebnis noch einmal auszusetzen.«
    Er ging zu ihr hinüber und betrachtete die festen Rundungen ihrer Brüste, die sich unter dem Morgenrock abzeichneten, und den Gürtel, der den Morgenmantel zusammenhielt und gleichzeitig perfekt ihre schmale Taille betonte. »Hatten Sie diesen Traum früher schon?«
    Sie biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf. »Früher war er die Wirklichkeit«, antwortete sie so leise, dass er sie kaum verstehen konnte.
    »Sie meinen Ihre Entführung?«
    Sie nickte ein wenig zu rasch und wandte den Blick ab.
    »Natürlich.« Nichtsdestotrotz klangen ihre Worte in seinen Ohren irgendwie nicht ehrlich.
    Lucien blieb neben ihr stehen und betrachtete eingehend ihr Gesicht. Er stand so nahe vor ihr, dass die Seide ihrer beiden Morgenmäntel sich berührte. Merkwürdigerweise empfand er ihren Anblick als ausgesprochen erotisch, und er spürte, wie er hart wurde. Innerlich jedoch zog er sich zurück und trat einen Schritt beiseite.
    »Was lesen Sie denn dieses Mal, Miss Gray?« Er beobachtete, wie ihr Gesichtsausdruck sich veränderte; offensichtlich wollte sie das Buch vor ihm verbergen, das konnte er in ihren Augen sehen. Er streckte die Hand aus und schloss das Buch, sodass er einen Blick auf den Titel werfen konnte, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass sein Zeigefinger an der Seite blieb, die sie gerade gelesen hatte.
    »Die Englische Hebamme. Erweiterte Ausgabe.« Laut las er die darunter stehenden Worte in kleinerer Schrift vor. »Anweisungen für Hebammen. Die wichtigsten Regeln für die richtige Ausübung ihrer Kunst. « Stirnrunzelnd hob er seinen Blick. Zahllose Gedanken schossen ihm durch den Kopf, doch einer davon verankerte sich fest unmittelbar hinter seiner Stirn.
    »Sie sagten, dass Ihre Entführer Sie nicht... Sie nicht allein gelassen haben. Wäre es nicht so gewesen, dann wäre dies gewiss nicht Ihr Fehler. Sollten Sie in Sorge darüber sein, ob Sie ein Kind unter dem Herzen tragen, sollten sie sich nicht davor fürchten, es mir zu sagen, Miss Gray«
    Trotz des düsteren Lichts der Kerze entging ihm nicht, dass ihre Wangen sich rosa färbten. »Sie haben nicht ... nichts in dieser Art ist vorgefallen.« Sie richtete sich ein wenig in ihrem Sessel auf und hob ihr Kinn. »Dieses Gebiet interessiert mich einfach, das ist alles. Wie ich Ihnen bereits sagte, interessierte ich mich schon als Mädchen für die Heilkünste. Ich habe Ihre Bücher entdeckt und wollte sie gerne lesen, und Sie sagten, Sie hätten nichts dagegen einzuwenden.«
    Er bedachte sie mit einem langen, ruhigen Blick, während er sich erneut fragte, ob dies der Wahrheit entsprach oder ob sie log. »Das sagte ich in der Tat. Lesen Sie in diesen Büchern, wann immer es Ihnen beliebt, Miss Gray Ich werde Sie bestimmt nicht daran hindern, doch möchte ich Sie warnen, diskret zu sein. Es scheint Ihnen sehr wohl klar zu sein, welche Meinung man zu haben pflegt, wenn eine Frau sich derartigen Studien widmet.«
    Sie richtete sich noch ein Stück weiter auf und straffte ihre Schultern: »Ich bin mir darüber im Klaren, auch wenn ich dieser Meinung nicht zustimme. Ich bin der Ansicht, dass ein Mensch, egal, ob Mann oder Frau, sich mit dem beschäftigen können sollte, was ihn interessiert. Doch ich werde Ihren Rat annehmen und mich entsprechend zu benehmen wissen.«
    Lucien nickte. Inzwischen hatte ihr schlanker, nackter Fuß, der nicht mehr von dem Seidenmorgenrock verdeckt wurde, seine Aufmerksamkeit erregt. Er hatte eine blasse, helle Farbe, einen hohen Rist und schlanke, wohlgeformte Fesseln.
    Seine Erregung, die er während ihres Gesprächs zu unterdrücken versucht hatte, rührte sich

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