Suendiger Hauch
ich wohl eher derjenige, der sich entschuldigen sollte. Ich habe kein Blatt vor den Mund genommen, und Sie haben mich in meine Schranken verwiesen. Ich bin ein Bürgerlicher, während Sie die Vicomtesse Beckford sind.« Obwohl seine Worte ernst klangen, entging Winnie der Sarkasmus in seiner Stimme nicht. Nichts an Nathaniel Whitley ließ darauf schließen, dass er nicht ebenbürtig war, und das war genau, was Winnie wollte.
Sie schluckte den Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte. »Ich fürchte, du verstehst mich nicht richtig. Siehst du ... als du diese Dinge zu mir sagtest... Ich wusste nicht, dass ... ich hatte keine Ahnung, dass du nicht ... Ich habe einen schrecklichen Fehler begangen, Nathaniel.«
»Einen Fehler? Soll das heißen, Sie haben plötzlich erkannt, dass sie einsam sind? Ist das der Grund für Ihren Besuch? Sie haben beschlossen, dass Sie einen Mann in Ihrem Bett brauchen, und solange niemand weiß, wer es ist -«
»Hör auf! Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass du kein Mitglied des Adels bist - nicht im Geringsten. Die Wahrheit ist, dass ich nicht wusste, dass Emma tot ist. Ich weiß es erst, seit mein Neffe es mir gestern erzählt hat. Bis dahin bin ich davon ausgegangen, dass du verheiratet bist. Ich dachte, du wolltest... irgendeine schmutzige Affäre mit mir beginnen ... und das hat mich wütend gemacht. Ich habe nicht...« Sie sah auf ihre Hände hinab. »Ich habe dich nicht für diese Art Mann gehalten, und es hat mich zutiefst verletzt, dass ich annehmen musste, du seiest tatsächlich so.«
Nathaniel starrte sie ungläubig an. »Du dachtest, ich sei verheiratet?«
Sie nickte, während sie verzweifelt versuchte, die Tränen zurückzuhalten. »Es tut mir Leid wegen Emma. Ich habe die meiste Zeit über auf dem Land gelebt. Es muss unmittelbar vor Richards Krankheit gewesen sein. Er hat vielleicht davon gehört, doch er hat mir nie davon erzählt. Ich glaube, er war ein wenig eifersüchtig auf dich.«
»Du dachtest also, ich würde eine Affäre mit dir beginnen wollen.«
»Ja, das dachte ich.«
Nat nahm ihre Hände. »Winnie ... Gott, es tut mir so Leid. All die schrecklichen Dinge, die ich gesagt und die ich gedacht habe.«
Eine Träne kullerte über ihre Wange. »Es ist nicht deine Schuld, Nat. Ich bin verantwortlich für das ganze Durcheinander. Ich hätte diese Art von Rückschlüsse einfach nicht ziehen sollen. Vielleicht lag es daran, dass du es geschafft hast, dass ich mich so sehr als Frau fühle. Ich habe mich seit Jahren schon nicht mehr so gefühlt, und es hat mir Angst gemacht. Ich habe mich selbst dafür gehasst, dass ich bei dir sein wollte, solange du einer anderen gehörst.«
Später konnte sie nicht mehr genau sagen, was in den folgenden Minuten geschah. Gerade stand sie noch vor ihm und sah ihn aus tränenerfüllten Augen an, und in der nächsten Sekunde lag sie bereits in seinen Armen.
»Ich bin fast verrückt geworden seit dem Augenblick, in dem ich dich auf Castle Running sah«, sagte er leise in ihr Ohr. »Es war, als hätten all die Jahre, in denen wir uns nicht gesehen haben, nie existiert. Es war, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht und du wärst dasselbe junge Mädchen, in das ich mich vor zwanzig Jahren verliebt habe.«
Winnie klammerte sich an seinen Hals, nahm seine Hitze und seine Stärke in sich auf. »Es ging mir ebenso wie dir, Nat. Ich wollte dich sehen und fühlte mich gleichzeitig schuldig.«
Er schob sie ein wenig von sich, um sie ansehen zu können. »Erlaube mir bitte, dass ich dich besuche. Es könnten größere Probleme auf uns zukommen, zumal ich in Diensten deines Neffen stehe und er unsere Verbindung missbilligen könnte. Andere Mitglieder deines Standes werden das ohnedies tun. Vielleicht könnten wir einige Schritte unternehmen, um die Dinge ein wenig zu vereinfachen.«
»Ich bin eine erwachsene Frau, Nat. Es kümmert mich nicht, was andere Menschen denken, das hat es nie getan.«
Seine Hand berührte ihre Wange. Sie sah ihm an, dass er ihr nicht glaubte, doch sie würde ihn schon davon überzeugen. Winnie sah tief in seine klaren blauen Augen, als er seinen Kopf hinabbeugte und sie sanft küsste. Sie konnte ihn überall um sich herum fühlen, mit all ihren Sinnen, ebenso wie es früher gewesen war und doch vollkommen anders.
Nat beendete den Kuss, obwohl sie ihn lieber noch eine Weile genossen hätte, und sie konnte spüren, wie sehr er sich zurückhalten musste. Ein Schauder durchlief seinen Körper.
»Ich
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