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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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dich sehr gerne treffen.
    Lieber Gott, wie hatte sie sich nur benommen! Er musste zweifellos denken, dass sie noch immer der Ansicht war, er sei nicht gut genug für sie, wo es doch in Wahrheit ihr Vater gewesen war, der so gedacht hatte, niemals sie selbst. Doch sogar wenn sie es ihm erklären würde, würde Nat es nicht glauben.
    Endlich brach der Tag an, und Winnie erhob sich aus dem Bett, erschöpfter als bei ihrer Ankunft in London.
    Dennoch erledigte sie sorgfältig ihre Morgentoilette und wählte ein Kleid aus dunkelblauem Taft mit Rüschenunterrock und Puffärmeln, dessen Mieder mit malvenfarbenem Samtband verziert war. Der weite Reifrock ließ sie so zierlich wie ein junges Mädchen aussehen.
    Ihre Zofe Florence Tauber trat hinter sie und arrangierte ihr Haar zu einer Pracht aus weichen blonden Locken auf ihrem Kopf.
    »Sie sehen sehr hübsch aus, Mylady«, sagte Florence. Sie stand bereits seit ihrem sechzehnten Lebensjahr in ihren Diensten und war inzwischen eine Frau in den Vierzigern mit schmalem Gesicht und freundlichen Augen.
    »Danke, Flo.« Sie rutschte nervös vor dem Drehspiegel herum und hoffte, dass Nat die violetten Schatten unter ihren Augen nicht auffallen würden, die von ihren Tränen zeugten.
    Flo legte ihr den mit Pelz besetzten Umhang um ihre Schultern, der sie mit seiner weichen Wärme umschloss. »Sie sind fertig, Mylady Wer auch immer der Glückliche sein mag, es wird ihm nicht entgehen, wie gut sie heute Morgen aussehen.«
    Winnie fühlte, wie sie errötete. Sie wusste nicht, wie Florence erraten konnte, dass es um einen Mann ging, doch es war die Wahrheit, das konnte sie nicht leugnen. Sie hoffte, dass Flo Recht behalten und er es bemerken würde. Mehr noch, sie hoffte, dass er ihr verzeihen würde.
    »Glaubst du, die Kutsche ist schon bereit?«
    »Ganz bestimmt, Mylady«, antwortete Flo lächelnd. »Ich habe den armen Harry schon vor Morgengrauen aufstehen und sie vorbereiten lassen.«
    Winnie nickte. »Danken Sie ihm bitte in meinem Namen.«
    Obwohl es noch immer unschicklich früh war und sie nicht sicher war, ob Nat bereits in seiner Kanzlei wäre, bestieg Winnie kurz darauf die Kutsche und fuhr in Richtung seines Büros in der Threadneedle Street. Da zu dieser Stunde noch nicht allzu viel Verkehr auf den Straßen war, da sich nur einige Hausierer und Händler mit ihren Lastkarren und Droschken auf dem Weg zur Arbeit befanden, dauerte es nicht lange, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.
    Das schmale Backsteingebäude sah einsam und verlassen aus. Sie wies den Kutscher an zu warten und ging zur Tür. Sie war zwar verschlossen, doch sie hob trotzdem den schweren Messingtürklopfer, in der Hoffnung, dass Nat an diesem Tag früh in die Kanzlei gekommen war.
    Zu ihrer Erleichterung öffnete er selbst die Tür, trat überrascht einen Schritt zurück, als er sie erkannte, und sah sie misstrauisch an.
    »Lady Beckford. Sie sind aber früh unterwegs heute Morgen.«
    Winnies Finger krallten sich in ihren Umhang. »Ich muss dich sprechen, Nathaniel. Darf ich hereinkommen?«
    Er öffnete die Tür ein Stück weiter. »Natürlich.« Trotz seiner unbeteiligten, kühlen Miene lag ein besorgter Ausdruck in seinen Augen. »Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes geschehen. Geht es Lord Litchfield gut? Er hatte doch keinen Unfall?«
    »Nein, nein, nichts dergleichen.« Sie sah ihn zwischen ihren langen Wimpern hindurch an und ließ sich von ihm in sein Büro bringen. Er schloss die Tür. Es fiel ihr auf, dass er heute noch anziehender aussah als das letzte Mal, mit seinem dichten braunen Haar mit den silbrigen Strähnen und seinen strahlend blauen Augen. »Es geht nicht um eine geschäftliche Angelegenheit, sondern um etwas Persönliches. Ich musste dich sehen, Nathaniel...«
    Sie ließ den Satz im Raum verklingen und suchte verzweifelt nach den richtigen Worten, die sie schon während der endlosen Nachtstunden zu finden versucht hatte. Doch es war ihr nicht gelungen, und nun schienen sie ihr noch viel weniger greifbar.
    »Vielleicht möchten Sie sich setzen, Lady Beckford?«, sagte er förmlich. Seine Steifheit versetzte ihrem Herzen einen tiefen, schmerzhaften Stich.
    »Ich würde lieber hier stehen bleiben«, gab sie zurück und straffte entschlossen ihre Schultern. »Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen, Nathaniel.«
    »Entschuldigen?« In seinem Lächeln lag eine Spur Hohn. »Wofür sollten Sie sich entschuldigen? Wenn Sie auf unsere Unterhaltungen anspielen, die wir kürzlich geführt haben, bin

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