Suendiger Hauch
einem Handtuch ab und richtete seinen Blick auf sie. »Offensichtlich hast du gehört, dass ich gestürzt bin. Es geht mir soweit gut. Ich habe eine Unmenge ähnlicher Unfälle überlebt, und dieser war ebenso wenig ernst wie all die anderen. Wenn du gekommen bist, um mich mit deinen Arzneien und Heilmittelchen zu piesacken, dann, fürchte ich, muss ich dich enttäuschen.«
»Geht es... geht es dir wirklich gut? Vielleicht sollte ich es mir kurz ansehen.«
Die Härte wich ein wenig aus seinem Gesicht, als er ihre Besorgnis sah. »Es geht mir wirklich gut. Ich habe mich an der Schulter verletzt und den Kopf angeschlagen, aber es geht mir schon wesentlich besser.«
Unwillkürlich trat sie einen Schritt auf ihn zu, während sie an den Sattel dachte, den sie untersucht hatte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. »Ich hörte, dass der Riemen an deinem Sattel gerissen ist.«
Er erstarrte kurz, legte das Handtuch neben den Krug und die Waschschüssel auf der Kommode zurück. »Die Neuigkeiten verbreiten sich schnell.«
»Du hättest schwer verletzt werden können.«
Sein Gesicht wurde starr. »Ich nehme an, das hätte passieren können. Solche Dinge passieren nun einmal.«
»Ich habe den Sattel gesehen, Lucien. Ich glaube nicht, dass es ein Unfall war. Und ich glaube, du tust das auch nicht.«
»Kathryn ...«
Sie bohrte ihre Fingernägel in ihre Handflächen, um die Tränen zurückzuhalten. Lucien war in Gefahr, und sie war schuld daran - schon wieder. »Es tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass so etwas passieren würde. Ich hätte keinen Augenblick lang gedacht, dass er so weit gehen würde.«
Sosehr sie sich auch bemüht hatte, die Tränen zurückzuhalten, strömten sie nun über ihre Wangen und trübten ihre Sicht, sodass seine Gestalt vor ihren Augen zu verschwimmen begann. »Ich hätte dich nicht heiraten sollen. Egal, wer es getan hat - ich hätte dich nicht in solch eine Gefahr bringen dürfen.«
Entschlossen durchquerte er den Raum und nahm sie in die Arme. »Liebling, es ist in Ordnung. Wir wissen beide nicht genau, wer hinter all dem steckt, aber deine Schuld ist es auf gar keinen Fall.«
»Aber es ist meine Schuld«, beharrte sie, während sie noch immer an seine Brust gepresst dastand und sich mit jeder Faser ihres Herzens wünschte, es sei nicht wahr.
Lucien schob sie von sich und sah in ihr Gesicht. »Willst du mir erzählen, warum?«
»Wegen des Testaments meines Vaters. Darin ist eine Klausel enthalten, der ich nie besondere Bedeutung beigemessen habe«, erzählte sie ihm unglücklich. »Diese Klausel besagt, dass ich wieder unter der Vormundschaft meines Onkels stehe, sollte mein Ehemann vor Vollendung meines vierundzwanzigsten Lebensjahres sterben. Selbst wenn ich hier im Schloss bleiben würde, hätte er wieder die Kontrolle über mein Vermögen, bis ich entweder wieder verheiratet oder volljährig bin.« Sie sah ihn durch einen Tränenschleier hindurch an. »Er versucht, dich zu töten, Lucien. Lieber Gott, was sollen wir nur tun?«
Er zog sie in seine Arme und hielt sie fest.
»Ich dachte mir schon, dass es Dunstan ist, obwohl mir nicht ganz klar war, was er damit bezweckt. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was wir tun werden.« Er lächelte sanft auf sie hinab.
»Aber ich verspreche dir, ich lasse nicht zu, dass er mich tötet.«
Kathryn holte zitternd Luft und nickte, während die Angst langsam aus ihr wich. Für den Moment war Lucien sicher. Sie hatten die Pläne und das Motiv ihres Onkels enthüllt und würden ohne Zweifel einen Weg finden, ihn aufzuhalten.
»Geht es dir jetzt besser?«, fragte er und hob ihr Kinn mit einer Hand. Kathryn nickte und versuchte zu lächeln, in Wahrheit aber ging es ihr keineswegs besser. Bei dem Gedanken an das, was beinahe geschehen wäre, fühlte sie sich so schuldig, dass ihr fast übel wurde.
»Wir sprechen später darüber«, sagte er, ließ sie los und trat einen Schritt zurück, als wollte er Abstand zwischen ihnen schaffen. »Warum legst du dich in der Zwischenzeit nicht eine Weile hin und ruhst dich bis zum Abendessen aus?«
Doch sie wollte sich nicht mehr ausruhen. Sie wollte bei Lucien sein, ihn berühren, küssen und sich selbst versichern, dass er in Sicherheit war.
Sie ging einen Schritt auf ihn zu, streckte eine Hand aus und legte sie auf seine Brust. Sie spürte, wie seine harten Muskeln sich anspannten. »Ich würde lieber hier bleiben«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Ich weiß, du gehörst nicht zu den Männern, die je
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