Suendiger Hauch
sanft.
»Aber ich werde nicht -«
»Vielleicht wird er die Dinge eines Tages anders betrachten. Im Augenblick ist es besser, Sie tun, was er sagt.«
Lucien starrte sie an, wortlos und bemüht, die Kontrolle über sich nicht zu verlieren. Kathryn wandte sich ab, unfähig, seinen anklagenden Blick noch länger zu ertragen, nahm ihren Umhang und legte ihn sich um die Schultern.
»Ich weiß Ihre Gastfreundschaft zu schätzen, Silas. Bitte danken Sie Ihrer Frau in meinem Namen.« Sie ging zur Tür, und Lucien riss sie auf. Er folgte ihr die Steintreppen nach oben ins Sonnenlicht bis zu seiner Kutsche, die vor dem College bereits auf sie wartete. Bevor sie sie erreicht hatten, hielt er sie an.
»Ich dachte, du hättest mehr Verstand. Funktioniert dein Gedächtnis so schlecht, dass du dich nicht an die Konsequenzen erinnern kannst, die du zu tragen hattest, als du dich das letzte Mal so verhalten hast?«
»Natürlich nicht, aber ich wollte -«
»Ich weiß, was du wolltest, oder zumindest, was du glaubtest zu wollen. Ich habe dich gewarnt, Kathryn, immer wieder. Und davon abgesehen, hast du mir dein Wort gegeben.«
Sie hob trotzig ihr Kinn. »Ich habe gesagt, ich würde nicht mehr in das Cottage zurückkehren, und das habe ich auch nicht getan.«
»Du kennst meine Meinung zu diesem Thema. Du hast gewartet, bis ich verreist war, weil du genau wusstest, dass ich nie zustimmen würde.«
»Diese Arbeit ist ein Teil meines Lebens, Lucien. Du kannst mich nicht einfach bitten, dass ich sie aufgebe.«
»Ich bitte dich nicht, Kathryn, ich sage dir, dass du es tun sollst.« Sein Blick glitt zu dem kleinen Raum im Untergeschoss zurück, und in seinen Augen lag ein harter, unnachgiebiger Ausdruck. »Du bist meine Frau, die Mutter meiner ungeborenen Kinder. Du wirst dich nie wieder mit dieser Art von Scheußlichkeiten beschäftigen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Kathryn blieb ihm eine Antwort schuldig.
Er packte sie bei den Schultern, und seine wütenden schwarzen Augen bohrten sich in ihr Gesicht. »Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Kathryn nickte nur. In ihrem Hals hatte sich ein Kloß gebildet, der es ihr unmöglich machte, zu sprechen. »Ja«, flüsterte sie. »Du hast dich klar ausgedrückt.«
Dieses waren die letzten Worte, die sie bis zu ihrer Rückkehr nach Castle Running sprachen.
Doch auch danach herrschte eine angespannte Atmosphäre zwischen ihnen. Obwohl Kathryn oft den Blick ihres Mannes auf sich spürte, sprach der Marquis wenig, und in ihr Schlafzimmer kam er ebenfalls nicht. Trotzdem wusste sie, dass er bald wieder auftauchen würde, früher oder später. Er wollte vor allen Dingen einen Erben, und solange sie die Rolle der Marquise genau nach seinen Vorstellungen spielte, würde er ihr irgendwann schließlich verzeihen.
Doch für Kathryn war es weitaus schwieriger, ihm zu verzeihen. Ihr Leben war völlig durcheinander, und sie war ver-zweifelt und einsam. Sie liebte einen Mann, der sie nicht liebte, einen Mann, der die Art Frau missbilligte, die sie war, und der nichts als ihren Körper wollte. Heute Abend war er ausgegangen. Und er hatte ihr nicht gesagt, wohin. Während sie allein in ihrem Bett lag und den Baldachin über ihrem Bett anstarrte, fragte sich Kathryn, wie die Zukunft, die sie sich ausgemalt hatte, sich so sehr von ihrem derzeitigen Leben unterscheiden konnte.
Lucien saß Jason in dem verqualmten Schankraum der Quill and Sword Taverne gegenüber, wo sie sich auf einen ruhigen Abend eingerichtet hatten.
»Auf eine bestimmte Art und Weise fühle ich mich wie der schlimmste Verbrecher«, sagte Lucien, während er mit einer Hand über sein Gesicht fuhr. »Wenn man sie ansieht, könnte man glauben, man hätte ihr den einzigen Sinn ihres Lebens genommen.«
»Vielleicht hast du das in ihren Augen auch.«
»Kathryn ist so verdammt intelligent und entschlossen. Ich kenne nicht einmal viele Männer, die mit derartiger Wissbegierde lernen.«
»Trotzdem verbietest du ihr ihr Interesse an der Medizin.«
»Sie ist eine Frau. Es gibt keinerlei Anlass für sie, sich einem derartigen Zeitvertreib zu widmen.«
»Und das, vermute ich, hast du ihr auch gesagt, als du sie in Guildford abgeholt hast.«
Lucien blieb stumm, was Jason Antwort genug war.
»Ich nehme an, du hast ihr schon lange verziehen.«
Lucien stieß einen tiefen Seufzer aus. »Kathryn glaubt, ich sei noch immer wütend auf sie. Vielleicht bin ich das auch, wenn auch nur ein klein wenig. Es ist schwierig, dieser kleinen Hexe
Weitere Kostenlose Bücher