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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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eine Schicht frische Kohlen auf das Feuer legte. Zeit, sich anzuziehen. Es war Sonntag. Sie würden den morgendlichen Gottesdienst in der kleinen Gemeindekirche besuchen und sich dann unbemerkt in der Schule an die Arbeit machen.
    Am nächsten Tag würde sie wieder nach Castle Running zurückkehren.
    Kathryn runzelte die Stirn. Sie wusste, dass sie den Heimweg mit äußerst gemischten Gefühlen antreten würde. Seit ihrer Abreise war kein Tag vergangen, an dem sie ihren Ehemann nicht vermisst hatte. Doch sobald sie wieder zu Hause war, würde sie ihre Studien vermissen. Sie würde wieder zu einem Leben mit Stickerein, Wasserfarben und Gartenarbeit verdonnert sein, einem Leben voller Langeweile und Nutzlosigkeit.
    Nun, da die Sonne aufgegangen war, blies sie die Kerzen aus, zog ein gelbes Wollkleid an und ging nach unten, entschlossen, nicht über die Probleme zu grübeln, die in der nächsten Zeit auf sie zukommen würden. Wie geplant, nahmen sie am Gottesdienst in der Gemeindekirche von Guildford teil, doch Kathryn konnte sich kaum auf die Zeremonie konzentrieren. Stattdessen kreisten unzählige Gedanken in ihrem Kopf, Fragen, von denen sie hoffte, dass Silas sie ihr beantworten konnte, während sie im Laboratorium arbeiteten.
    Nachdem sie dem Vikar und seiner Familie die übliche Aufwartung gemacht hatten, konnten sie schließlich dem Trubel entfliehen, und Margaret ging nach Hause zurück, während Kathryn und Silas sich sofort auf den Weg zum Laboratorium machten.
    Sie band sich eine Schürze über ihr Wollkleid und musterte eingehend den vor ihr auf dem Tisch liegenden leblosen Körper. Der Mann war durch einen Gewehrschuss aus nächster Nähe getötet worden, hatte Silas ihr erklärt und ihr die Seite des Mannes gezeigt, die zum Großteil völlig zerfetzt worden war. Der Schuss hatte seine Rippen zertrümmert, und sowohl Brust wie auch der Bauchraum wiesen deutliche Einschusswunden auf. Das Zwerchfell war in Mitleidenschaft gezogen worden, und eine Kugel war in den Magen des Mannes eingedrungen.
    »Er war vom ersten Augenblick an ein völlig hoffnungsloser Fall«, sagte Silas, »obwohl er erstaunlicherweise noch ein paar Tage gelebt hat.«
    Sie fragte nicht, wie es den Mitarbeitern des College gelungen war, den Leichnam des Mannes in ihren Besitz zu bringen. Sie wollte es schlicht und einfach nicht wissen. Wie Lucien bereits gesagt hatte, gab es skrupellose Männer, die sich auf die Beschaffung von Leichen für die Wissenschaft spezialisiert hatten. Leichenschänder. Doch sie hatte großen Respekt vor Cunningham und glaubte nicht, dass er irgendwelche illegale Wege beschritten hatte, um an eine Leiche zu kommen. Und sie war fest davon überzeugt, dass derartige Studien notwendig waren, um den Fortschritt in der Medizin zu sichern.
    Dr. Cunningham rückte seine Brille zurecht, die auf seiner Nasenspitze saß. »Sehen Sie sich an, wie die Nahrung sich ihren Weg vom Magen bis zum Darm gebahnt hat«, wies er sie an, während er sich über den Tisch beugte. Kathryn schluckte, um den durchdringenden Geruch der Konservierungsflüssigkeit zu überwinden, der ihr in die Nase stieg, und sah konzentriert auf den Weg, den er ihr gerade mit dem Skalpell zeigte.
    »Sehen Sie sich an, wie -« In diesem Augenblick brach er ab, und Kathryns Augen folgten seinem Blick zur Tür. Ihr Gesicht nahm mit einem Mal dieselbe graue Färbung an wie die des Mannes, der vor ihr auf dem Tisch lag, als sie ihren Ehemann am unteren Absatz der Kellertreppe stehen sah.
    »Hol deine Sachen«, sagte er mit sanfter, leiser Stimme, was noch beängstigender war, als wenn er geschrien hätte. Seine Augen waren kalt, sodass nicht einmal der Zorn, der in seinem Inneren glühte, sie hätte erwärmen können. »Du verlässt Guildford - und zwar auf der Stelle.«
    Kathryn fuhr mit der Zunge über ihre Lippen. »Dies ist mein Freund, Dr. Cunningham. Ich habe gehofft, dass du Gelegenheit haben würdest, ihn kennen zu lernen. Er hat mir die einzigartige Gelegenheit verschafft -«
    »Ich sehe sehr gut, was ihr hier tut. Ich habe gesagt, du sollst deine Sachen holen. Ich war bereits im Haus des Doktors und habe den Rest geholt. Wenn du nicht willst, dass ich dich an den Haaren hinauszerre, dann schlage ich vor, du tust, was ich dir sage.«
    Zu ihrem Ärger kam die Demütigung. Sie begann, sich mit ihm zu streiten, und sagte ihm, dass sie sich weigerte, herumkommandiert zu werden, doch Silas nahm sie am Arm. »Gehen Sie mit Ihrem Ehemann«, sagte er

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