Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
es nicht allzu viele Menschen, die in das St. Bart’s einbrechen wollten.
    Lucien stieg ab und bedeutete Jason, es ihm nachzutun. Sie banden ihre Pferde unter einem Baum außerhalb des Gebäudekomplexes an.
    »Zähl bis fünfzig«, wies er Jason an, dessen große, schwarze Gestalt wie ein Geist in der Dunkelheit auftauchte. »Dann folgst du mir durch das Tor. Zu diesem Zeitpunkt dürfte die Luft rein sein.«
    Lucien nickte, und Jason stahl sich lautlos davon. Während er mit dem Zählen begann, band Lucien seinen schweren Wollumhang von seinem Sattel los und hängte ihn sich über den Arm. Es war eine kalte Nacht, und Kathryn würde etwas brauchen, das sie wärmte, bis sie bei der Kutsche angelangt waren. Schließlich glitt er ein Stück im nächtlichen Schatten vorwärts.
    Als er das Tor erreichte, sah er, dass der Wachmann, den Kopf auf der Brust, offenbar tief schlummerte. Lucien nahm an, dass er erst wieder aufwachen würde, nachdem sie das St. Bart’s wohlbehalten verlassen hatten. Leise schlich er sich am Tor vorbei und stieß auf Jason, der unmittelbar hinter der Tür auf ihn wartete, die ins Innere des Gebäudes führte.
    »Wir lagen richtig mit unserer Vermutung, die Tür ist tatsächlich nicht verschlossen. Hoffen wir, dass auch die anderen Informationen, die wir bekommen haben, stimmen.«
    Das wäre besser so, dachte Lucien bei sich. Mit jeder Minu-te, die sie sich auf dem Gelände aufhielten, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie erwischt wurden. Er wagte nicht, sich vorzustellen, welche Peinlichkeit es für einen Herzog und einen Marquis darstellen würde, beim Einbruch in eine Irrenanstalt verhaftet zu werden. Schlimmer als diese Blamage wäre allein die Tatsache, dass sie Kathryn erneut im Stich lassen müssten. Und dieses Mal wäre der Vertrauensbruch tödlich für sie.
    Die schwere Eichentür öffnete sich geräuschlos. Im Stillen dankte er demjenigen, der die Verantwortung für die ordentlich geölten Scharniere trug. In der Halle hielt er kurz inne und sah sich vorsichtig um. Sie schienen zwar nicht in unmittelbarer Gefahr zu sein, doch der Geruch, der in dem Gebäude hing, traf ihn wie ein Schlag in den Magen. Es war der durchdringende, widerwärtige Geruch nach ungewaschenen Körpern und Exkrementen. Lucien unterdrückte seine Übelkeit und versuchte, nicht daran zu denken, dass Kathryn seit Tagen an einem ekelhaften Ort wie diesem leben musste.
    Sie gingen durch die Halle. Ihre Stiefel hallten auf dem harten, grauen Steinboden wider, doch das Geräusch ging in dem ohrenbetäubenden Lärm, der aus den Korridoren drang, vollständig unter. Einige der Zellentüren standen weiter offen als andere. Die Kranken stöhnten und rumorten; andere hingegen sprachen in voller Lautstärke, obwohl es weit nach Mitternacht war und niemand mehr da war, der hätte zuhören können. Eine Frau saß leise weinend im düsteren Schimmer einer einzelnen Laterne. Ein Mann schnarchte vernehmlich, dann kratzte er sich im Schlaf, um sich schließlich eng auf einem verdreckten Strohhaufen zusammenzurollen.
    Kathryns Bild tauchte vor seinem inneren Auge auf, und seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Sie war hier, zu einem Leben an diesem Ort gezwungen, der selbst für die niederste Kreatur noch die Hölle darstellte. Der Geruch nach
    Urin und Erbrochenem verstärkte sich, als sie weiter ins Innere des Gebäudes gelangten. Luciens Kehle war wie zugeschnürt. Langsam begann die Wut in ihm zu brennen und schließlich in einer lodernden Flamme in seinem Inneren zu züngeln. Das hatte Kathryn nicht verdient. Er war sich nicht einmal sicher, ob irgendjemand auf der Welt so etwas verdiente.
    Welcher Mann würde eine unschuldige, junge Frau an einen so erbärmlichen, dreckigen, stinkenden Ort wie diesen bringen?
    »Dunstan.« Er spie den Namen förmlich aus. Erst als er einen bitteren Geschmack im Mund bemerkte, wurde ihm bewusst, dass er ihn laut ausgesprochen hatte. »Ich schwöre, ich werde diesen Bastard töten.«
    Jason, der offenbar dasselbe gedacht hatte, wandte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen. »Du kannst dich später um Dunstan kümmern. Im Augenblick ist deine Lady wichtiger.«
    Lucien wollte gerade ansetzen und ihn korrigieren, beschloss dann jedoch, es zu lassen. Sie hatten inzwischen die Treppe erreicht, die zum Zellenblock im zweiten Stockwerk führte und von einem Wärter beaufsichtigt wurde.
    »Überlass ihn mir«, sagte Lucien, während er sich geräuschlos entfernte. Jason versuchte nicht,

Weitere Kostenlose Bücher