Suendiger Hauch
ist.«
»Wie eine Marionette, meinst du? Wie jemand, den sie gut unter Kontrolle halten können.«
»Genau.«
»Und was passiert nun, da sie es nicht länger bekommt?«
»Nach einer Weile wird sie wieder normal werden.«
Lucien sah ihn stirnrunzelnd an. »Wie lange dauert das, und was passiert in der Zwischenzeit mit ihr?«
»Sobald dieses Zeug nicht mehr in ihrem Körper ist, wird sie krank werden. Ihr Körper verlangt nach der Droge, und es wird ihr ziemlich schlecht gehen, bis diese Abhängigkeit vorüber ist.«
Lucien versuchte seinen Zorn niederzukämpfen, doch er schien ihn regelrecht zu überwältigen. »Diese verdammten Bastarde, zur Hölle mit ihnen.«
»Sie wollten, dass sie gefügig ist und ihnen keine Schwierigkeiten macht. Sie hätten sie vielleicht während der nächsten Jahre in diesem Zustand gehalten.«
»Dem Himmel sei Dank, dass wir nicht länger gewartet haben.«
»Vor allem aber, dass wir es geschafft haben.«
Lucien sah zum Fenster, doch die schweren, roten Samtvorhänge waren geschlossen, sodass kein Lichtschimmer nach draußen dringen konnte. »Ich hatte vor, sie in der Hütte allein zurückzulassen, sobald wir dort angekommen sind. Ich dachte, ich könnte ihr morgen früh eine Dienstmagd schicken, die sich um sie kümmert.«
»Ich fürchte, das wird nicht ganz einfach werden.«
Lucien starrte auf ihr dunkles Haar hinab. Sogar jetzt, wo es ungewaschen und strähnig über ihre Schultern hing, war der leichte Rotschimmer im Schein der Lampe deutlich zu sehen. Offensichtlich spürte sie, dass er sie angesehen hatte, denn plötzlich neigte sie den Kopf nach hinten und öffnete langsam die Augen. Sie sah zu ihm auf und lächelte. »Werden Sie ... mich küssen? Es war ... schön ... als Sie mich damals geküsst haben.«
Lucien stöhnte. »Ich dachte, sie sei nur eine Freundin«, gluckste Jason.
»Es war ganz anders. Sie brachten sie weg, und ich schien sie nicht erreichen zu können. Ich - ach verdammt, reden wir nicht mehr darüber. Du würdest es ohnehin nicht verstehen.«
»Lucien flüsterte sie. Ihre Stimme klang sanft, leise und merkwürdig verlockend.
»Was ist los?«, fragte er barsch, noch immer verstimmt, obwohl er die Schärfe in seiner Stimme in der Sekunde bedauerte, da sie über seine Lippen kam.
Kathryn schien seine Verärgerung nicht zu bemerken. »In meinen Träumen ... haben Sie mich geküsst ... überall. Werden Sie ... es jetzt... auch tun?«
Einen Moment lang schwieg er, denn selbst in ihrem Zustand, in dem zerlumpten Nachthemd, mit ihrem schmutzverschmierten Gesicht und ihrem wirren, filzigen Haar hätte er es am liebsten getan. Er spürte, wie sich ihre kleinen, festen Brüste an seinen Oberkörper drängten und die Rundungen ihres Unterleibes seine Lenden berührten, und wurde hart.
»Das ist doch völlig verrückt.«
Jason lachte nur. »Sieht so aus, als hättest du eine interessante Nacht vor dir ... oder zumindest das, was davon übrig geblieben ist.«
»Red keinen Unsinn. Das Mädchen weiß doch gar nicht, was sie sagt.«
»Dessen bin ich sicher. Doch Opium war schon immer ein Mittel, um die Wahrheit an den Tag zu bringen.«
Lucien ignorierte ihn. Kathryn brauchte seine Hilfe, mehr nicht. Er hatte einmal versagt, und ein zweites Mal würde ihm dies nicht passieren.
Den Rest der Reise legten sie schweigend zurück. Kathryn öffnete ab und zu die Augen und wiederholte ein paar Mal ihre Frage nach einem Kuss. Als sie schließlich die Hütte in den Wäldern von Wealden erreichten, lagen seine Nerven blank. Jason hörte nicht auf, ihn anzugrinsen, sodass Lucien ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte.
Glücklicherweise war die Hütte gesäubert und hergerichtet worden, wie Lucien es befohlen hatte. Obwohl bereits der
Morgen graute, waren Kerzen in den Fenstern aufgestellt worden, und im Herd brannte ein warmes Feuer. Bennie Taylor, ein großer, dünner Junge, der seit Jahren schon in seinen Diensten stand, wartete neben der Tür, als er Kathryn ins Haus trug. Mit seinem kantigen Gesicht und seinem dichten, sandfarbenen Haar würde er eines Tages ein gut aussehender Mann sein. »Es ist alles bereit, Mylord, wie Sie es befohlen haben.« Der siebzehnjährige Bennie, Sohn eines seiner Pächter, gehörte zu seinen besten Stallburschen und genoss Luciens vollständiges Vertrauen.
»Danke, mein Junge. Das ist alles für den Augenblick.« Bennie schlüpfte leise zur Tür hinaus, und Lucien trug Kathryn zum Feuer. Eingedenk ihres ersten Treffens und
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