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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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ihn aufzuhalten. Der harte, wütende Glanz in seinen Augen war ihm Warnung genug. Ihm war klar, dass es eine Art Erleichterung für Lucien darstellen würde, wenn er sich mit dem Wärter beschäftigen konnte.
    Leise glitt Lucien in dessen Richtung. Er war groß und spindeldürr mit mausbraunem Haar. Außerdem hatte er eine Narbe auf der Wange. Lucien tippte ihm auf die Schulter, und als der Mann sich umdrehte, schoss Luciens Faust vor und versetzte ihm einen Schlag mitten aufs Kinn. Er sank wie eine
    Marionette zusammen, deren Fäden man durchschnitten hatte, doch Lucien fing ihn auf, noch bevor er den Boden berührte.
    »Verstecken wir ihn unter der Treppe«, schlug Jason hinter ihm vor.
    Lucien zerrte den Mann in diese Richtung und schob ihn in die Dunkelheit unterhalb des Treppenaufgangs.
    Sie gingen eilig nach oben in den zweiten Stock, den Gang entlang an den zahlreichen Zellen vorbei. Kathryns Zelle lag auf der rechten Seite etwa auf halber Flöhe des Flurs, wie eine der Aufseherinnen glücklicherweise einem der Männer verraten hatte, der in Luciens Diensten stand. Sie war es auch gewesen, die ihm den passenden Schlüssel übergeben hatte, nachdem sie mit einem ansehnlichen Geldbetrag entlohnt worden war.
    Vor der Tür hielt er kurz inne. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust, und die Besorgnis hatte Schweißperlen auf seine Stirn getrieben. Er warf einen Blick hinein und erkannte, dass sich irgendjemand in der Zelle befand, doch es war zu dunkel, um erkennen zu können, wer es war.
    »Kathryn?«, rief er leise in den Schatten hinein. Doch wer immer sich in der Zelle befinden mochte, gab keine Antwort.
    Vielleicht schlief sie tief und fest. »Gib mir den Schlüssel«, bat er Jason und steckte ihn in das schwere Eisenschloss. Am Ende des Ganges war das Rasseln von Ketten und das Stöhnen eines Mannes zu hören.
    Mit angespannten Kiefermuskeln öffnete er das Schloss. Das Eisen gab ein klickendes Geräusch von sich, und quietschend öffnete sich die Tür. Lucien trat in die Dunkelheit, während Jason zur Sicherheit draußen wartete.
    »Kathryn, ich bin es, Lucien.« Noch immer keine Antwort. Er ging auf die schmale Gestalt zu, die zusammengerollt auf der schmutzigen Strohmatte lag, und sah, dass es eine Frau war. Kathryn. Sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Der Mond war hinter einer Wolke aufgetaucht, und einen Moment lang konnte er sie genau sehen, ihr verdrecktes weißes Nachthemd mit dem roten Band und das lange dunkelbraune Haar, das ihr wild und ungekämmt um die Schultern hing. Das Nachthemd war bis zu ihren Oberschenkeln hoch gerutscht, und sie war barfuß. Ihre Haut fühlte sich eiskalt an, als er sie berührte. Lucien stieß einen leisen Fluch aus.
    »Kathryn, können Sie mich hören?« Er schüttelte sie sanft, und schließlich öffneten sich ihre Augen.
    »Lucien ... ?« Es schien sie unendlich viel Mühe zu kosten, sich aufzurichten, doch nach ein paar Augenblicken stand sie schwankend vor ihm. Er zog sie an sich. »Sind ... sind ... Sie es wirklich?«
    O Gott, er fühlte sich wie der übelste Schurke. »Ich wollte schon viel früher hier sein. Das hätte ich auch tun sollen. Doch ich dachte, es gäbe einen anderen Weg.« Einen legalen Weg, dachte er. Doch als er sie in diesem Zustand sah, war es nicht länger von Bedeutung, ob sein Handeln legal war oder nicht.
    »Bringen ... bringen Sie mich ... nach Hause?«
    Er schloss für einen Moment die Augen und kämpfte den brennenden Schmerz nieder.
    »Ja ...«, gab er sanft zurück. »Genau das werde ich tun.« Er nahm den Umhang von seinem Arm, legte ihn um ihre Schultern, dann band er ihn zu und zog ihn fest um ihren Körper, während sie sich gegen ihn lehnte. Er konnte sehen, wie schwach sie war, und mit einem Mal fiel ihm ihre merkwürdige Art zu sprechen auf.
    Wieder wallte Zorn in ihm auf. Blakemore. Um den guten Doktor würde er sich ebenfalls noch kümmern. Lucien beugte sich herab und hob sie sanft in seine Arme. »Halten Sie sich einfach an mir fest. Ich kümmere mich um den Rest.«
    Er glaubte, sie nicken zu sehen, und spürte, wie ihre dünnen Arme sich um seinen Hals schlangen und wie ihr Haar sein Gesicht berührte, als sie ihren Kopf an seine Schulter bettete. Sie trug keine Schuhe, und ihre Füße waren eiskalt. Am liebsten hätte er sie zwischen seinen Händen gewärmt und ihr das Nachthemd ausgezogen, um sich zu vergewissern, dass sie unverletzt war.
    »Geht es ihr gut?«, fragte Jason stirnrunzelnd, als Lucien aus der Zelle

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