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Suendiger Hauch

Titel: Suendiger Hauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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würde das alles nur noch verschlimmern.
    Kathryn kämpfte ihre wachsende Verzweiflung nieder und war so mit ihrem Unglück beschäftigt, dass sie erst hörte, dass Tante Winnie gegangen war, als sich die Tür leise schloss und sie allein zurückblieb, um sich ihrem Schicksal zu stellen.
    Die Stunden vergingen. Kathryns Spannung stieg so sehr an, dass sie mittlerweile bereits beim kleinsten Geräusch erschreckt zusammenfuhr. Eine Maus in den Wänden des Gemäuers, das Knarren eines Dachbalkens, das kratzende Geräusch, das die Zweige an den Fensterläden verursachten. Noch immer keine Spur von ihm.
    Sie ging eine Weile im Zimmer auf und ab, doch schließlich übermannte sie die Müdigkeit, und ihre Beine begannen vor Erschöpfung zu zittern. Sie legte sich auf das Bett, doch sie konnte nicht einschlafen. Stattdessen lag sie da wie ein Stein und horchte auf Litchfields Schritte.
    Eine weitere Stunde verging. Die Erschöpfung machte sich in jedem einzelnen Muskel ihres Körpers breit. Wenn er bis jetzt nicht gekommen war, würde er bestimmt auch nicht mehr auftauchen. Sie hatte gerade die Augen geschlossen, als plötzlich die Tür aufflog und Lucien ins Zimmer trat.
    Ihre Augen öffneten sich schlagartig, und ihr Herz begann zu rasen. Im Licht der einzelnen Kerze, die noch immer neben dem Bett brannte, konnte sie sehen, dass er seinen Rock und seine Krawatte abgelegt hatte. Sein Batisthemd war bis fast zur Taille aufgeknöpft und gab den Blick auf seine Brust und das schwarze, lockige Brusthaar frei. Sein Haar war zerzaust und hing in wilden Strähnen ungebändigt über seine Schultern. Mit Nachdruck schloss er die Tür hinter sich, ein Geräusch, das in ihren Ohren wie das Schließen eines Sargdeckels klang.
    »Ich hoffe, ich habe dich nicht zu lange warten lassen, Ge-liebte .« Die Art und Weise, wie er das Wort aussprach, ohne die geringste Aufrichtigkeit, ließ sie zusammenzucken. Lucien kam auf sie zu, und sie konnte riechen, dass er getrunken hatte. Als er am Fußende des Bettes stehen blieb, lief ihr ein Schauder der Furcht den Rücken hinab. Seine Augen glitten über ihren Körper und blieben an dem blauen Seidennachthemd hängen.
    Unwillkürlich legten sich Kathryns Hände über ihre Brüste, um sie zu bedecken.
    Eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen hob sich. »Die errötende, schamhafte Braut? Du wirst doch wohl nicht plötzlich schüchtern geworden sein? Soweit ich mich erinnern kann, warst du bei unserem letzten Zusammensein alles andere als schüchtern.« Er ging um das Fußende herum und blieb unmittelbar neben ihr stehen. Als sie den harten Ausdruck in seinen Augen erkannte, rückte sie unwillkürlich ein Stück von ihm ab. »Oh, aber in jener Nacht hast du ja nur geschauspielert.«
    Kathryn sah ihn mit gerunzelter Stirn verständnislos an. Er ließ einen Finger an ihrem Kinn entlanggleiten. »Vielleicht kannst du das auch heute Nacht. Vielleicht wird es die Dinge einfacher machen.«
    Sie kauerte sich zusammen, während sie sich sehnlichst wünschte, sie könnte die Kraft aufbringen, aufzustehen und wegzulaufen. Diesen Lucien mochte sie nicht. Sie kannte ihn so nicht und fürchtete sich vor ihm. »Wovon ... wovon sprichst du?«
    Sein Lächeln, das seine Zähne im Kerzenlicht schimmern ließ, war unecht. »Ich spreche davon, dass ich den Körper genießen möchte, den ich mir gemeinsam mit meiner Zukunft erkauft habe. Zieh dich aus, Kathryn, damit ich sehen kann, was mir dieser Handel mit dem Teufel eingebracht hat.«
    Sie zitterte vor Entsetzen. Wer war dieser Mann, den sie zu-vor als ihren Freund bezeichnet hatte? Der Mann, der sie mit solch leidenschaftlicher Zärtlichkeit geküsst hatte. Sie schüttelte den Kopf, während sie sich so weit zurückbewegte, dass sie an dem verzierten hölzernen Kopfende des Bettes anstieß. Ihre Augen fanden die seinen im flackernden Licht der Kerze. Der Ausdruck in ihnen war kalt und unnachgiebig.
    Kathryn bohrte ihre Fingernägel in ihre Handflächen.
    »Ich verstehe, dass du wütend bist«, sagte sie. »Du hast jedes Recht dazu, wütend zu sein. Was ich getan habe, war falsch. Ich hatte so große Angst vor meinem Onkel, dass ich alles getan hätte, um vor ihm in Sicherheit zu sein. Ich habe einen Fehler gemacht, und es tut mir Leid. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich es bestimmt nicht noch einmal tun.«
    »Was du getan hast?« Der Ausdruck in seinen Augen wurde noch härter. »Du hast doch gar nichts getan, meine Liebe. Und hast lediglich etwas vorgegeben. Und

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