Suendiger Hauch
Aufregung.«
Winnie schenkte ihr ein freundliches Lächeln. »Natürlich, Liebes. Warum gehst du nicht wieder nach oben und ruhst dich ein wenig aus? Ich lasse dir ein Bad einlaufen, und danach kannst du vielleicht eine Weile schlafen. Ich sorge dafür, dass Fanny dir später eine Kleinigkeit zu essen nach oben bringt.«
Kathryn nickte schweren Herzens. Sie fühlte sich inzwischen noch schlechter als zuvor. Jedes Mal, wenn sie versuchte, etwas richtig zu machen, schien sie genau das Gegenteil zu erreichen.
Selbst wenn du mit einem Mann verheiratet bist, der dich nicht liebt, bist du immerhin in Sicherheit vor Dunstan.
Diese Worte schienen aus dem Nichts gekommen zu sein, doch sie beruhigten sie, entsprachen sie doch den Tatsachen. Ihre Stimmung hob sich wieder ein wenig. Es stimmte, sie war mit einem Mann verheiratet, der sie nicht liebte, doch sie war jung und frei, und ihr ganzes Leben lag noch vor ihr. Sie hatte ihre eigene Zukunft, und sie hatte ihre Träume. Sie wollte sich ganz einfach nicht nach einem Mann sehnen, der sie nicht liebte.
Obwohl es einiges an Willensanstrengung erforderte, gelang es Kathryn, ihre Fassung wiederzuerlangen. Sie brauchte Lucien Montaine nicht, um glücklich zu sein. Sie hatte ihre Studien, die Herausforderung, die ihre Arbeit ihr bot, und außerdem hatte sie damit begonnen, einigen Menschen im Dorf
zu helfen. Und es gab noch den kleinen Michael, an den sie denken musste und den sie früher oder später aus dem St. Bart’s befreien wollte.
Kathryn straffte ihre Schultern. Seit dem Tod ihres Vaters hatte sie sich um sich selbst kümmern müssen. Sie brauchte keinen Ehemann, außer um sich vor ihrem Onkel zu schützen. Und sie hatte nie einen gewollt. Wenn sie nach dieser Nacht kein Kind unter dem Herzen trug, dann konnte die Annullierung noch immer erwirkt werden.
Wenn Lucien sie nicht wollte, dann sollte es wohl so sein. Sie war es leid, um seine Vergebung zu betteln, sich um die Wiedergutmachung des Fehlers zu bemühen, weil sie ihn zu dieser Heirat gezwungen hatte. Von nun an würde sie sich von Lucien Montaine fern halten. Wenn es nach ihr ging, konnte er geradewegs zur Hölle fahren.
14
Leichter Schnee fiel auf das Land, eher ein eisiger Regen, der jedoch sofort schmolz, als er auf den Boden traf. Gleichzeitig fegte ein kalter Wind durch die Bäume und drang durch die Sprossenfenster der Quill and Sword Taverne.
Lucien saß an einem der zerkratzten Holztische und nippte nachdenklich an einem Krug Bier. Der Schankraum mit seinen dicken Steinmauern und der niedrigen Decke war düster, rauchgeschwängert und von dem Geruch nach abgestandenem Bier und kaltem Tabak erfüllt.
Dennoch diente ihm dieses Gasthaus als heimliche Zufluchtsstätte, ein Ort, an den er kam, um seinen Pflichten auf Castle Running zu entgehen, wie er es am heutigen Abend tat. Er sah sich in dem Schankraum um und beobachtete die ande-
ren Gäste, zwei uniformierte Soldaten auf Heimaturlaub und bereits vom Rum reichlich angetrunken, den Dorfschmied aus dem Stall, der gerade Spielkarten ausgab, die üppige Serviererin, die ihn bei jeder Gelegenheit wissen ließ, dass sie einer Begegnung mit ihm nicht abgeneigt war, sofern er das Verlangen danach verspüren sollte - natürlich mit allem Drum und Dran.
Bislang war er noch nie auf dieses Angebot eingegangen, doch so, wie ihn seine Begierde quälte, seit er - zumindest dieses eine, kurze Mal - mit seiner Frau im Bett gewesen war, dachte er im Augenblick tatsächlich darüber nach.
Lucien stieß einen Seufzer aus. Wie, zum Teufel, konnte er in eine solch Klemme geraten? Er war ein Dummkopf, verdammt noch mal. Obwohl er nicht in Trinklaune war, kippte er sein Bier, nur um sich mit irgendetwas zu beschäftigen. Er lehnte sich mit seinem Stuhl gegen die Wand, streckte seine langen Beine aus und dachte darüber nach, wie sehr sein Leben sich verändert hatte, seit er Kathryn Grayson begegnet war.
Sein Seufzer verlor sich im Lärm des verrauchten, schwach beleuchteten Schankraums. Warum schienen alle um ihn herum so fröhlich und ausgelassen, während seine Stimmung düster und verdrießlich war? Er saß eine Weile schweigend da, als sich plötzlich die Tür öffnete und ein Schwall kalter Luft in den Raum drang. Lucien blickte auf und erkannte die kräftige Gestalt, die mit eingezogenem Kopf durch die Tür kam und in den Schankraum trat.
Im Licht des Feuers aus dem alten Steinofen glitt Jasons Blick suchend über die Gäste des Wirtshauses. Plötzlich
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